Koenigsbrunner Zeitung

Wieder mehr Spaß auf dem Platz

Noch müssen sich die Spieler des FC Augsburg erst wieder an das normale Training gewöhnen. Rani Khedira erzählt, wie sich das Leben im Quarantäne-Hotel anfühlt

- VON MARCO SCHEINHOF

Ruhig ist es hier. In Bobingen, nur wenige Kilometer vom Trainingsg­elände und der WWK-Arena entfernt, ist der FC Augsburg in seinem Teamhotel untergebra­cht. Wie eigentlich vor jedem Heimspiel, diesmal allerdings unter ganz besonderen Bedingunge­n. Eine Woche vor dem ersten Spiel muss jeder Bundesligi­st in Quarantäne. Manche, wie Union Berlin, sind weit aus der Hauptstadt raus, um Ruhe zu haben. Der 1. FC Köln hat sich ein Quartier mitten in der Stadt ausgesucht, was den ein oder anderen Besuch von Fans vor dem Hotel zur Folge hat. In Bobingen ist das anders. Hier sind keine Fans oder Autogrammj­äger zu sehen. Der FC Augsburg ist dorthin, wo er sich auskennt. Und wo er sich wohlfühlt.

Seit acht Jahren ist das Hotel Schempp in Bobingen das Teamhotel des FCA, wie es auch auf den Glastüren am Eingang zu lesen ist. Links neben dem Hoteleinga­ng liegt ein türkischer Imbiss, der gerade geschlosse­n hat. Noch ein Stück weiter ist ein Supermarkt. Rechts liegt ein kleiner Lotto-Toto-Laden. Der Vorteil dieses Standorts: Der

Augsburg hat ein eigenes Gebäude, das nur für ihn reserviert ist. Da fällt es leichter, all die Hygienevor­schriften einzuhalte­n, die die Deutsche Fußball Liga vorschreib­t.

Bis Samstag, dem ersten Heimspiel nach der Corona-Pause gegen den VfL Wolfsburg (15.30 Uhr), werden die Augsburger Fußballer hier mindestens in Quarantäne untergebra­cht sein. „Es ist sehr ungewöhnli­ch, wenn du in deiner Stadt im Hotel bist. Bis jetzt ist es noch in Ordnung, wir haben noch keinen Lagerkolle­r. Wir nutzen die Zeit gut, das Trainertea­m war sehr einfallsre­ich. Sie lassen uns immer etwas Freizeit, versuchen aber, dass wir viel Zeit am Stadion verbringen“, sagt Rani Khedira im Gespräch mit unserer Redaktion. Sobald die Spieler das Zimmer verlassen, müssen sie Mundschutz tragen. Beim Frühstück sind sie in Gruppen aufgeteilt. „Die Frühaufste­her gehen früher, die Langschläf­er später. Die Tische sollen nur einzeln benutzt werden“, sagt Khedira. Auf der Fahrt zum Stadion wird wieder Mundschutz getragen. „Obwohl alle negativ getestet sind, ist es wichtig, dass die Maßnahmen in Fleisch und Blut übergehen“, sagt Khedira.

Die freie Zeit im Hotel sollen die Spieler einzeln verbringen oder, falls in kleinen Gruppen, immer mit Mindestabs­tand. „Ich verbringe meine Zeit im Zimmer und lese oder telefonier­e“, sagt Khedira. Playstatio­n spielt der Mittelfeld­akteur nicht, „das habe ich schon seit Jahren nicht mehr“, sagt er. Und zur Stadt-LandFluss-Gruppe, die Philipp Max und Marco Richter gegründet haben, zählt er auch nicht. „Da bin ich noch nicht eingeladen worden“, sagt Khedira und lacht.

Die meiste Zeit des Tages verbringen die Spieler ohnehin rund um das Stadion. In der vergangene­n Woche wurden die Beschränku­ngen für das Training der Bundesligi­sten gelockert. Bis dahin waren nur Einheiten in kleinen Gruppen und mit Abstand möglich. Nun findet das Training wieder unter normalen Bedingunge­n statt, also mit Spielforme­n und Zweikämpfe­n. „Es war ungewohnt nach den vielen Wochen, in denen wir nur in KleinFC gruppen trainiert haben. Man hat gespürt, welch aufregende Energie da war. Jeder wollte sich zeigen und war mit vollem Elan auf dem Platz. Es hat Spaß gemacht, wieder Spielforme­n zu machen. Es gab auch wieder Situatione­n, in denen man unter Druck gerät. Darauf hat jeder gewartet“, sagt Khedira.

Am Freitag spielten die Augsburger im Stadion erstmals Elf gegen Elf. Hinterher gestand Marco Richter, dass ihm nach 70 bis 75 Minuten schon so langsam die Puste ausgegange­n sei. „Dann ist Marco schon fit, wenn er erst nach 70 Minuten angefangen hat, zu schnaufen“, sagt Khedira und lacht. „Es ist eine ganz andere Belastung, die wir jetzt in den Spielen wieder haben werden. In den Wochen zuvor konnten wir quasi nur Läufe machen oder Sprints, aber nie spiel- oder wirklich realitätsn­ah trainieren. Man muss wieder seinen Rhythmus finden“, sagt Khedira.

Bis zum Spiel gegen Wolfsburg bleiben nur noch wenige Tage. Es wird spannend sein, welchem Team Heiko Herrlich am Samstag vertraut. Bislang lässt er sich nicht in die Karten schauen und will vor dem Re-Start nicht zu viel verraten.

 ?? Archivfoto: Ulrich Wagner ?? Mehr und mehr kehren die Profifußba­ller zur Normalität zurück. Das Training, hier ein Bild aus der Zeit vor Corona, findet wieder wie gewohnt statt. Allerdings müssen die Spieler erst so langsam wieder ihren Rhythmus finden. Am Samstag geht die Liga für den FC Augsburg gegen Wolfsburg weiter.
Archivfoto: Ulrich Wagner Mehr und mehr kehren die Profifußba­ller zur Normalität zurück. Das Training, hier ein Bild aus der Zeit vor Corona, findet wieder wie gewohnt statt. Allerdings müssen die Spieler erst so langsam wieder ihren Rhythmus finden. Am Samstag geht die Liga für den FC Augsburg gegen Wolfsburg weiter.
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Rani Khedira

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