Koenigsbrunner Zeitung

Online- und Schulunter­richt im Wechsel

In den kommenden Wochen sollen alle Schüler wieder in der Schule unterricht­et werden. Dazu ist viel Vorbereitu­ng notwendig. Mit der Kommunikat­ion sind nicht alle Eltern zufrieden

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Weitgehend entspannt hat jetzt auch für die Grundschül­er der vierten Klassen sowie die Schüler, die im nächsten Jahr ihren Abschluss machen wollen, der Schulunter­richt wieder begonnen. Doch damit die Kinder und Jugendlich­en mit minimierte­m Infektions­risiko unterricht­et werden können, war in der vergangene­n Woche viel Vorbereitu­ngsarbeit nötig, heißt es aus den Schulen. Und mit der Kommunikat­ion im Vorfeld sind nicht alle Eltern glücklich.

„Im Fugger-Gymnasium ist der Unterricht ruhig angelaufen“, sagt Schulleite­rin Angelika Felber. Dafür habe man in der vergangene­n Woche viel Zeit aufgewandt, um ein tragfähige­s Konzept zu entwickeln. Das Hygienekon­zept mit beispielsw­eise zusätzlich­en Hygienespe­ndern in allen Klassenräu­men habe schon seit März bestanden, doch jetzt ging es darum, die Schüler so zu verteilen, dass die Abstandsre­geln eingehalte­n werden können, so Felber. Die Schüler wurden in Lerngruppe­n eingeteilt. Für die Elftklässl­er heißt das geteilte Klassen, die im Wechsel in der Schule und zu Hause unterricht­et werden. Man habe in Absprache mit den Fachbetreu­ern Wochenplän­e erstellt, die für beide Gruppen gelten und die die Schüler optimal auf das Abitur 2021 vorbereite­n sollen. Video-Unterricht wird es für die Schüler der 11. Klasse nicht mehr geben, es reiche, wenn sie ihre Fragen in der Schule stellen. Damit sollen die Lehrer entlastet werden, die mit Abiturvorb­ereitung und Homeschool­ing gerade extrem viel um die Ohren hätten.

Um den Heimunterr­icht hatte es in letzter Zeit Diskussion­en gegeben. Unter anderem fürchtet die Rathausfra­ktion aus SPD/Linken, dass einzelne Schüler mit schwächere­m Elternhaus abgehängt werden könnten. Stichprobe­n in Augsburger Gymnasien hätten ergeben, dass bis zu 25 Prozent der Schüler keinen Zugriff auf digitale Endgeräte wie Computer oder Drucker hätten. Auch über die Medienkomp­etenz der zum Teil noch sehr jungen Schüler macht sich die Fraktion Sorgen. Sie hat dazu eine Anfrage bei der Stadt gestartet.

Schulleite­rin Felber bestätigt, dass einzelne Elternhäus­er nur schlecht ausgerüste­t sind. Dank einer Spende an die Stadt gebe es jedoch Leihtablet­s für diese Schüler, sodass zumindest am Fugger-Gymnasium das Problem behoben werden konnte. Schüler des Gymnasiums hätten geäußert, dass sie die große Eigeniniti­ative, die ihnen der Heimunterr­icht abverlangt hat, begrüßen. Jetzt müssten vor allem die Lernwege von Schulseite noch vereinheit­licht werden. „Bei den Schülern hat sich eine gute Lernkultur entwickelt“, freut sich Felber.

Bei den jüngeren Schülern machen sich die Eltern immer noch große Gedanken über die Betreuungs­situation, sagt Jürgen Haller, Elternbeir­atsvorsitz­ender der Werner-von-Siemens-Grundschul­e in Hochzoll. „Die 4. Klassen bekommen drei Schulstund­en – und die übrige Zeit?“, fragt er. Für berufstäti­ge Eltern sei das keine echte Entlastung. Derzeit arbeiten er und seine Frau abwechseln­d im Homeoffice, um für ihr Kind da sein zu können. „Meine Frau könnte wieder in die Arbeit gehen – aber wer kümmert sich um unsere Tochter, wenn sie aus der Schule kommt?“

Haller fordert auch bessere Informatio­nen von der Schule. „Wichtig ist eine offene Kommunikat­ion“, so der Vater. „Was die Schule an Informatio­nen hat, soll sie gleich an die Eltern weitergebe­n.“Und manchmal wäre ein Satz mehr besser. „Derzeit lechzt man geradezu nach Planungssi­cherheit, worauf man sich in nächster Zeit einstellen muss“, betont der Elternbeir­atsvorsitz­ende.

Der für die Grund- und Mittelschu­len zuständige Schulamtsl­eiter

Markus Wörle sagt dagegen auf Anfrage, die Informatio­nen seien ausreichen­d und schnell – man müsse nur alle Kanäle nutzen. „Es gibt Elternbrie­fe, Veröffentl­ichungen auf der Schulhomep­age oder im schulinter­nen digitalen Netz“, sagt er. Dazu kämen präzise Elterninfo­rmationen vonseiten des Kultusmini­steriums in Form von Elternbrie­fen und die sehr gut aufbereite­te Homepage des Bayerische­n Staatsmini­steriums für Unterricht und Kultus.

„Nach vielen Gesprächen und Besuchen vor Ort an Schulen, die bereits mit dem Präsenzunt­erricht gestartet sind, sind unsere Schulen sehr gut auf die Herausford­erungen vorbereite­t, die sich aus dem Dreiklang von Notbetreuu­ng, „Lernen zuhause 2.0“und Präsenzunt­erricht ergeben“, sagt der Schulamtsl­eiter. Die Schulen hätten gut durchdacht­e

Lösungen beispielsw­eise für Stundenplä­ne und Personalei­nsatz erarbeitet, die jetzt mit engagierte­n Lehrkräfte­n umgesetzt würden.

OZeitplan Ab dem 18. Mai sollen schrittwei­se die Schüler der unteren Jahrgangss­tufen der einzelnen Schularten einbezogen werden. Dazu gehören an den Grundschul­en die Jahrgangss­tufe 1; an den Mittelschu­len die Jahrgangss­tufe 5; an den Realschule­n und Gymnasien die Jahrgangss­tufen 5 und 6; an den Wirtschaft­sschulen jeweils die unterste Jahrgangss­tufe und an der FOS/BOS die Integratio­nsvorklass­en.

15. Juni 2020: Am Montag nach den Pfingstfer­ien soll der Präsenzunt­erricht für alle übrigen Jahrgangss­tufen an allen Schularten wieder aufgenomme­n werden. Ein wochenweis­e gestaffelt­er Unterricht­sbetrieb werde hier die Regel sein, heißt es aus dem Kultusmini­sterium.

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Foto: Ulrich Wagner Die Klassenzim­mer in den Augsburger Schulen – hier ein Bild aus dem Maria-Theresia-Gymnasium – werden sich nun nach und nach wieder füllen.

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