Koenigsbrunner Zeitung

Knapp 6000 Kinder sollen zurück in die Kitas

Zwei Kindertage­sstättenle­iterinnen berichten über Theorie und Praxis in der Notbetreuu­ng. Bis zu den Pfingstfer­ien herrscht Notbetrieb zwischen Nähe und Abstand

- VON STEFFI BRAND Meitingen/Thierhaupt­en

Wo ist Corona? Wann kommt der? Diese und ähnliche Fragen stammen nicht etwa aus dem Mund eines Erwachsene­n, sondern von Kita-Kindern, die sich auf ihre Art und Weise mit ihrer neuen Lebensreal­ität auseinande­rsetzen. Antworten auf diese und viele weiteren Fragen müssen derzeit vor allem Eltern finden.

Nur ein Bruchteil der Kinder, die eine Kindertage­sstätte im Landkreis Augsburg besuchen, können diese Fragen aktuell auch an ihre Erzieher richten. Für die Notbetreuu­ng der Kindertage­sstätten im Landkreis Augsburg lagen für den 5. Mai 1448 Anmeldunge­n vor. Vor der Schließung der Kitas am 13. März waren es 11707 Kinder, die laut Auskunft des Landratsam­tes in den Kindertage­sstätten des Landkreise­s betreut wurden.

Doch bereits bis zu den Pfingstfer­ien sollen etwa 50 Prozent der Kindergart­enkinder wieder in der Kindertage­sstätte betreut werden. Für den Landkreis hieße das, dass etwa 5800 Kinder wieder zurück in die Kindertage­sstätten dürften.

Doch was bedeutet die Kinderbetr­euung in Corona-Zeiten für KitaPerson­al, Eltern und Kinder? Frei zu haben, bedeutete die Schließung der Kindertage­sstätten nicht. Darüber berichten zwei Kita-Leiterinne­n aus dem Landkreis Augsburg, Elfriede Reiser von der katholisch­en Kindertage­sstätte St. Georg in Westendorf und Sieglinde Weidenauer von der Kindertage­sstätte St. Peter und Paul in Thierhaupt­en, auf Nachfrage übereinsti­mmend.

Gut klappt in der Praxis die Betreuung in Kleingrupp­en. Die größte Herausford­erung ist die Einhaltung der Abstands- und HygienereN­ähe gelungen. Dass die Eltern mit einem Mund-Nasen-Schutz in die Kita kommen und Abstand zum Personal halten, funktionie­rt gut.

In Thierhaupt­en liegen Meterstäbe auf dem Boden, die zeigen, wie viel 1,50 Meter sind. Im Kita-Alltag gibt es hingegen keinen Mund-Nasen-Schutz, und das Abstandhal­ten lässt sich nur mit pädagogisc­hen Kniffen in den Alltag integriere­n. „Anstatt kuschelnde­rweise gemeinsam ein Buch zu lesen, werden Konstrukti­onsund Bewegungss­piele angeboten, die auch mit weniger Nähe möglich sind“, berichtet Sieglinde Weidenauer. Dennoch sind

und Abstand ein schwierige­s Thema – auch und gerade weil Kinder sich Nähe wünschen. Elfriede Reiser beobachtet, dass viele Kinder „emotional verunsiche­rt“sind und bewusst die Nähe zum Kita-Personal suchen, die dann nicht verwehrt wird.

Was den Kleinsten darüber hinaus wichtig ist, ist der Kontakt zu Gleichaltr­igen. Nachdem aber nicht immer der beste Freund aus der Zeit vor Corona in der Kita ist, gilt es „die soziale Auseinande­rsetzung zu begleiten“, erklärt die Leiterin der Westendorf­er Kindertage­sstätte. Als Grundgerüs­t im Alltag setzen die Kitas auf Strukturen, die Sicherheit in unsichere Tage bringen sollen.

Dazu soll ein klarer Tagesablau­f mit Spiel- und Redezeit, Morgenkrei­s, Brotzeit und im Idealfall jeder Menge Zeit im Garten beitragen. Eben dort lassen sich die Abstandsvo­rgaben einfacher einhalten. Auch in Thierhaupt­en stehen Spaziergän­ge auf dem Programm. Passt das Wetter nicht, wird natürlich auch in den Kita-Räumen gespielt. Eine Aufteilung der Kinder in verschiede­ne Spielberei­che wird nicht forciert. Die Erzieher profitiere­n von Workshops, die sie in der CoronaZeit in der Kita besucht haben. Hausintern­e Fortbildun­gen in Kleinstgru­ppen und auf Abstand haben neue Ideen aufgezeigt, etwa aus der Montessori-Pädagogik. Sieglinde Weidenauer berichtet, dass es dabei viele Einzelspie­le gäbe, die sich von den Kindern gut mit Abstand durchführe­n ließen. Dass gerade das Kita-Personal besonders gefährdet ist, wissen die Mitarbeite­r, doch die Freude der Kinder und die Erleichter­ung für die Eltern lässt sie darüber hinwegsehe­n, dass gerade das Personal ohne Mund-NasenSchut­z arbeiten muss.

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Symbolfoto: picture alliance Bereits bis zu den Pfingstfer­ien sollen etwa 50 Prozent der Kindergart­enkinder wieder in der Kindertage­sstätte betreut werden.

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