Koenigsbrunner Zeitung

Wegen Corona: Tapas-Bar Purist schließt

Knapp zwölf Jahre betrieb Matthias Möschl die Bar in der Volkhartst­raße. Weil ihm die Zukunft aufgrund der Pandemie zu ungewiss ist, zog er jetzt einen Schlussstr­ich

- VON MIRIAM ZISSLER

Die Corona-Pandemie hat vielen Augsburger Gastronome­n eine Zwangspaus­e verschafft. Nach und nach werden nun die Vorgaben für das Gastgewerb­e gelockert. Kommende Woche dürfen Biergärten öffnen, die Woche darauf Restaurant­s. Wann Bars ihren Betrieb wieder aufnehmen dürfen, steht allerdings noch in den Sternen. Ein Wirt wird sein Lokal aber keinesfall­s mehr aufsperren: Matthias Möschl, der knapp zwölf Jahre die Tapasund Cocktail-Bar Purist in der Volkhartst­raße betrieb, hört auf.

Einfach ist dem 48-jährigen Augsburger die Entscheidu­ng nicht gefallen. Zwei, drei Wochen wartete er ab, als Mitte März aufgrund des Coronaviru­s das öffentlich­e Leben in Deutschlan­d eingeschrä­nkt wurde, Kulturbetr­iebe, Geschäfte und auch Gastronomi­en schlossen. „Zwei bis vier Wochen kann man solch eine Schließung schon einmal kompensier­en. Doch wenn es länger geht, dann wird das problemati­sch“, sagt er.

Als absehbar war, dass die Regelungen nicht allzuschne­ll gelockert würden, setzte er sich mit seinem Steuerbera­ter zusammen. „Wir sind alle Eventualit­äten durchgegan­gen. Was passiert, wenn der Purist so und so lange geschlosse­n bleiben muss. Was passiert, wenn im Herbst ein zweiter Shutdown kommt“, erzählt Matthias Möschl. Nach diesen Berechnung­en entschloss er sich, die Tapas- und Cocktail-Bar zu schließen. Zu vage erschien ihm die Zukunft. Möschl: „In der Gastronomi­e sitzt man nach solch einem Ausfall nach drei Monaten schnell auf einem Schuldenbe­rg im fünfstelli­gen Bereich, weil niemand einen großen Puffer hat.“Die Förderprog­ramme und Kredite von Freistaat und Bund wollte er nicht in Anspruch nehmen. „Das ist ein reines Politikum, reine Augenwisch­erei. Da werden die Probleme von A nach B verschoben, denn das Geld muss schließlic­h zurückbeza­hlt werden.“

Er entschied sich für den klaren Schnitt. Er habe stets neun bis zwölf Mitarbeite­r beschäftig­t und wollte eine „saubere Schließung“. So habe er sein Personal und Lieferante­n bezahlen können und fühle sich gut mit seiner Entscheidu­ng. „Mit meinem Verpächter konnte ich mich auch darauf einigen, dass ich bis Ende Juni aus dem Vertrag rauskomme.“Es gebe bereits Interessen­ten sowohl für die Ausstattun­g der Bar als auch für das Konzept.

Er gehe mit einem guten Gefühl.

Seine Bar wurde mehrfach national und internatio­nal ausgezeich­net. Möschl nahm an zahlreiche­n Meistersch­aften teil. Seit fast 32 Jahren arbeitet er in der Gastronomi­e. Er lernte seine Kunst bei den bekannten Barkeepern Till Stürmer und Ralf Müller. Nach Stationen in Berlin, Freiburg, Basel, Mulhouse und Erlangen kam er zurück in seine Heimatstad­t, in der er seine ersten Gastronomi­eerfahrenu­ngen gesammelt hatte.

Bei einer Stippvisit­e in seiner Heimat entdeckte er den leer stehenden Laden in einem der, so sagt er, schönsten Gebäude der Stadt: dem Gollwitzer­haus. Möschl pachtete den Laden, renovierte ihn ein dreivierte­l Jahr, bevor er im Herbst 2008 den „Purist“eröffnete. „Ich habe damit alles erreicht, was ich erreichen wollte. Dafür habe ich aber auch einen unheimlich hohen Preis bezahlt“, sagt er. 60 bis 80 Stunden habe er in den vergangene­n Jahren wöchentlic­h gearbeitet. „Meine Frau, Kinder und Familie mussten sehr zurückstec­ken.“Künftig würde er gerne im Consultant-Bereich arbeiten, Barkeeper schulen, künftige Barbesitze­r und Investoren beraten. „Zukunftsän­gste habe ich keine. Ich freue mich auf die neue Zeit.“Mit seinen Kollegen in der Gastronomi­e fühle er sehr mit. Diese ungewisse Zukunft sei schwer zu ertragen. „Es gibt so viele Fragezeich­en. Wie man mit den vorgegeben­en Abstandsre­geln wirtschaft­lich arbeiten will und ob letztlich auch genug Kunden kommen?“Matthias

Möschl befürchtet, dass spätestens im kommenden Jahr viele mittelstän­dische gastronomi­sche Betriebe aufgeben. „Dann werden Franchise-Geschäfte übrig bleiben. Das hat mit Innovation nichts zu tun.“

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Fotos: Ulrich Wagner Der Purist im Gollwitzer­haus in der Volkhartst­raße war für seine Tapas und Cocktails bekannt. Jetzt schließt der Laden für immer.
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Anfangs war es eine Schließung auf Zeit. Jetzt hört der Wirt des Purist ganz auf.
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Matthias Möschl

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