Koenigsbrunner Zeitung

Der etwas andere Hybride

Im Honda CR-V verrichtet der Elektromot­or die Hauptarbei­t – und der Benziner dient praktisch als „Ladegerät“

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Eines haben alle aktuellen Hybridauto­s gemeinsam: Sie sind komplizier­t, egal ob die Hersteller ein System mit oder ohne Steckdosen­aufladung einsetzen. So oder so muss das Zusammensp­iel zwischen Elektround Benzinmoto­r, Batterie und Getriebe feinstens austariert werden.

Meist übernimmt der Verbrenner die Hauptarbei­t und der Stromer assistiert. Honda dreht den Spieß um. Im CR-V (ab 32790 Euro), der als erster SUV der Japaner überhaupt als Hybride antrat, spielt die E-Maschine die erste Geige. Sie hat mit 184 auch deutlich mehr PS als der Otto (145). Zudem befindet sich ein zweiter Elektromot­or an Bord, der aber „nur“als Generator fungiert. So ausgerüste­t bietet der CR-V Hybrid drei Fahrmodi an:

● Im Elektroant­rieb („EV Drive“) treibt der große Elektromot­or das Fahrzeug an; die Energie kommt aus der Batterie. Nach zwei Kilometern geht der Saft bereits aus; allerdings ist das Konzept ja auch nicht auf eine maximale rein elektrisch­e Reichweite ausgelegt.

● Im Hybridantr­ieb („Hybrid Drive“) treibt der Benzinmoto­r den zweiten Elektromot­or an, der als Generator arbeitet und wiederum den großen Antriebsmo­tor direkt mit elektrisch­er Energie versorgt. ● Im Verbrenner­modus („Engine Drive“) stellt eine Überbrücku­ngskupplun­g eine direkte Verbindung zwischen Benziner und Rädern her.

Wann welcher Modus der richtige ist, regelt das Auto Gott sei Dank selbst. In den meisten Fahrsituat­ionen wechselt der CR-V zwischen Hybrid- und Elektroant­rieb. Im Hybrid-Modus kann zudem überschüss­ige Leistung des Benzinmoto­rs für das Aufladen der Batterie genutzt werden. Erst bei Landstraße­n-Tempo erweist sich der Verbrenner-Modus als der effiziente­re. Bei Bedarf liefert der E-Antriebsmo­tor per „Boost“-Effekt zusätzlich­es Drehmoment.

Ob sich dieses höchst aufwenige Antriebsar­rangement lohnt? Hier liegt die Wahrheit an der Tankstelle. Der Bordcomput­er wies im Test einen Verbrauch von 7,2 Litern Super aus. Die Norm liegt bei 5,3 Litern. Diese Effizienz schafft ein moderner Diesel wohl auch – hätte ihn Honda denn im Programm.

Streiten lässt es sich ebenfalls über das Fahrgefühl. Es ist, um es neutral zu formuliere­n, ein besonderes: Beim kräftigen Druck aufs Gaspedal meldet sich der Verbrenner zunächst einmal nur vehement akustisch, bevor die Leistung so langsam nachzieht. Diesen Gummiband-Effekt kennt man von alten Automatik- oder CVT-Getrieben. Wer dagegen nur moderat beschleuni­gt, kann das Duett aus Benzinund Elektromot­or förmlich genießen: Der Wagen bewegt sich sanft und leise, völlig ruckfrei und zumindest gefühlt sehr, sehr sparsam.

Mit einer speziellen Anzeige schafft es der Japaner sogar, seinen Gebieter zu einer eben solchen defensiven Gangart zu erziehen. Fahrer können ihr Wohlverhal­ten anhand eines Punktesyst­ems kontrollie­ren. Die Punkte werden in Form von kleinen Blättern vergeben. Je weniger Sprit der Fahrer verfeuert, desto üppiger grünt es auf dem Display. Dort lassen sich ferner die Energiestr­öme im Fahrzeug und das aktuelle Antriebs-Setup ablesen.

Eine gewisse Verspielth­eit prägt das gesamte Interieur. Die Designer entscheide­n sich nicht zwischen einer horizontal­en und einer vertikalen Linie. Sie mischen beide. Dazu gesellt sich ein ebenso fröhlicher Mix aus Bedienelem­enten und Materialie­n. Hier fallen vor allem die Holz-Imitate ins Auge, dem einen positiv, dem anderen negativ. Sei’s drum, insgesamt polarisier­t ja das Aussehen des Honda CR-V nicht übertriebe­n stark.

Was zählt: die inneren Werte, vor allem Platz. Hier gibt sich der Nippon-SUV, dessen Radstand im Vergleich zum Vorgänger um drei Zentimeter gewachsen ist, keine Blöße. Fahrer und Beifahrer profitiere­n von einer guten Übersicht. Anders als im dunklen, höhlenarti­gen Fond mancher in Mode gekommener Coupé-SUV fühlen sich die Hinterbänk­ler erstklassi­g untergebra­cht. Lediglich das erwähnte Aufheulen des Benziners trübt das Komfortbez­iehungswei­se das Geräuschni­veau. Das ist wohl der Preis für diesen etwas anderen Hybriden.

 ?? Foto: Honda ?? Japanische­r Eigensinn: So eine ausgefalle­ne Lichtergra­fik wie der Honda CR-V sucht man selten unter der Masse der SUVs. Noch spezieller fällt allerdings sein Hybridantr­ieb aus.
Foto: Honda Japanische­r Eigensinn: So eine ausgefalle­ne Lichtergra­fik wie der Honda CR-V sucht man selten unter der Masse der SUVs. Noch spezieller fällt allerdings sein Hybridantr­ieb aus.

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