Zwei Brückenabrisse, kein Neubau
Spaziergänger aus Königsbrunn müssen weiter auf einen Ersatz für einen entfernten Steg über den Lochbach warten. Ein plötzlich aufgetauchtes Bauwerk ist schnell wieder verschwunden. Warum es noch länger dauern könnte
Die Freude währte nur kurz für die vielen Spaziergänger und Ausflügler aus dem Königsbrunner Süden: Ein paar Tage lang konnten sie über eine neue Brücke über den Lochbach wieder zum Mandichosee laufen. Doch der Steg hielt nicht lange, was nicht direkt an seiner Bauweise lag.
Die Brücke wurde aus rechtlichen Gründen wieder beseitigt, und weitere rechtliche Gründe verhindern, dass ein Ersatz gebaut wird – obwohl niemand grundsätzlich etwas dagegen hätte, dass es dort wieder eine Brücke gibt.
Bei der Stadt Königsbrunn vermutet man, dass ein Freinacht– streich hinter dem plötzlichen Auftauchen des kleinen Holzbauwerks steckt. „Wir haben auch über Facebook davon erfahren“, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt. Jörg Kratzer, der Leiter des Tiefbauamts, besichtigte die Brücke mit Kollegen. Wem der Brückenschlag über den Lochbach gelungen ist, konnte Kratzer nicht sagen. Sicher ist aber: „Die Brücke sah durchaus stabil aus. Das hat kein Laie gebaut.“Das neue Bauwerk stand etwa 100 Meter südlich des Standorts der alten Brücke, die im vergangenen Herbst wegen der Umgestaltung des Lochbachs weichen musste.
Die Stadt Königsbrunn informierte die anderen zuständigen Behörden: das Landratsamt AichachFriedberg, die Gemeinde Merching, die Regierung von Schwaben und die Stadt Augsburg als Eigentümerin des Lochbachs. Von der Stadt Augsburg kam zeitnah die Auskunft, dass man die Brücke wieder abbauen lasse.
Die Stadt müsste den Unterhalt und die Verkehrssicherheit des Stegs garantieren. Doch weil das errichtete Bauwerk nicht den Vorgaben entspricht, stand das nicht zur Diskussion.
Wann es nun eine auch im rechtlichen Sinne tragfähige Lösung für die Spaziergänger gibt, die gerne einfach nur über den Lochbach zum Mandichosee gehen würden, ist nicht abzuschätzen. Die Stadt Königsbrunn hat ein fertiges Konzept für einen Ersatzbau, das auch mit den Naturschutzbehörden abgestimmt ist. Weil in dem Bereich zahlreiche Vögel nisten, blieb als möglicher Standort nur der Platz der alten Brücke. Diese verband ein Privatgrundstück eines Landwirts mit dem Ostufer. Beides liegt auf Merchinger Flur und damit im Landkreis Aichach-Friedberg.
Und genau das macht den Neubau rechtlich gesehen so enorm kompliziert (wir berichteten). Für einen Ersatzbau benötigt man das Einverständnis des Grundstückseigentümers. Der bisherige Weg führte über Privatgrund, dass Spaziergänger ihn und die Brücke nutzten, war stillschweigend geduldet.
Gespräche hierzu laufen, wurden aber durch die Corona-Krise verzögert. Schwieriger dürfte die Frage zu klären sein, wer die Verantwortung für den Bau übernimmt. Die Stadt Königsbrunn würde das gerne tun, kann aber nicht. Weil viele Bürger die Brücke nutzen, würde man gern einen großen Beitrag zu einem Ersatzbau leisten, hat aber eben keine rechtliche Befugnis, weil die Brücke nichts mit Königsbrunner Flur zu tun hat.
Eine mögliche Lösung wäre die Gründung eines Vereins, dessen Mitglieder sich darum kümmern, die Brücke in Schuss und verkehrssicher zu halten. Bei der Stadt Königsbrunn versucht man, eine solche Vereinigung auf den Weg zu bringen. Weil darüber hinaus noch viele Absprachen zwischen den Behörden nötig sind, gibt es derzeit noch keine Prognose, wann ein neuer Steg über den Lochbach gebaut werden kann. Dank des Freinachtscherzes wissen viele Menschen nun, wie lange es dauern könnte.