Koenigsbrunner Zeitung

Corona: Ein 35-Jähriger überlebt knapp

Das Virus bedroht das Leben eines Mannes aus dem nördlichen Landkreis Landsberg, der keine Vorerkrank­ungen hat. Im Klinikum liegt er eine Woche im Koma. Hinter ihm liegt ein Martyrium und vor ihm noch ein weiter Weg

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Landsberg Michael Schmidt* ist 35 Jahre alt und normalerwe­ise viel mit seiner Familie unterwegs und treibt zudem etwas Sport. Momentan ist er aber vor allem froh darüber, dass er noch am Leben ist.

Michael Schmidt erkrankte im März schwer an Covid-19, wurde im Landsberge­r Klinikum ins Koma versetzt und hat ein Martyrium hinter sich und noch einen weiten Weg vor sich. Wie er sich infiziert hat, das weiß Michael Schmidt, der keine Vorerkrank­ungen hatte und bis vor wenigen Jahren noch aktiv Fußball gespielt hat, nicht. Er war in keinem der Risikogebi­ete wie Österreich oder Italien.

Das sollte dem Mann aus dem nördlichen Landkreis Landsberg zusätzlich noch zum Verhängnis werden. Alles begann am ersten Tag, an dem er wegen der Coronains Homeoffice arbeiten sollte: Montag, 16. März. „Ich fühlte mich nicht gut. Am Tag darauf ging es mir dann richtig schlecht, ich bin nur noch im Bett gelegen und habe kein Essen mehr herunterbe­kommen. In der zweiten Woche kamen dann auch noch ein starker Husten und später die Atemnot dazu.“

Doch Hilfe bekam Schmidt zu Beginn nicht. Sein Hausarzt verwies darauf, dass er aktuell nicht die Möglichkei­ten habe, ihn zu behandeln. Also wandte sich der 35-Jährige Ende der ersten Woche ans Landratsam­t. Dort sei ihm ein Test verweigert worden. Begründung: Er sei in keinem Risikogebi­et gewesen. Weitere Anrufe bei der Behörde in der zweiten Woche folgten. Am Freitag, 27. März, kam die Zusage, dass er sich doch testen lassen könne. Man werde ihn zurückrufe­n und einen Termin nennen, doch übers Wochenende passierte nichts. Also rief Schmidt am Montag noch mal beim Landratsam­t an. Am 31. März wurde seine Familie im Landsberge­r Sportzentr­um getestet. Alle Mitglieder waren positiv. Seine beiden Kinder hatten zuvor Durchfall, seine Frau zwischenze­itlich keinen Geschmacks­sinn mehr, doch am schlimmste­n erwischte es den Vater. „Als mich der Arzt gesehen hat, hat er mich wegen meines elenden Erscheinun­gsbildes sofort ins Krankenhau­s Landsberg weitergesc­hickt“, erinnert sich der Familienva­ter, der als Folge der Schwächung durch das Coronaviru­s auch noch eine Lungenentz­ündung bekommen hatte.

Im Krankenhau­s entschiede­n sich die Ärzte schnell, ihn ins Koma zu versetzen. Gegenüber seiner Frau sagten die Mediziner, dass es bis zu drei Wochen dauern könne, bevor sie ihn wieder aus dem Koma wePandemie cken könnten. „Meine Chance, zu überleben, wurde auf 50:50 geschätzt. Während des Komas bin ich mit Zustimmung meiner Frau am Bett fixiert gewesen.

Das war notwendig, weil ich wohl versucht habe, den Schlauch für die Beatmung herauszure­ißen, als die Ärzte die Tiefe des Komas zwischendu­rch abgeflacht haben. Ich soll in dem Zustand halb wach gewesen sein, kann mich aber nicht daran erinnern.“

Nach einer Woche, am 6. April, holten ihn die Mediziner zurück und der Familienva­ter hatte mit den Nebenwirku­ngen des Komas und der Medikation zu kämpfen. „Ich hatte extreme Halluzinat­ionen und mir war oft schwindlig. Überrascht war ich auch, wie sehr die Muskeln in nur einer Woche abbauen.“

Er habe anfangs nicht die Kraft gehabt, sich hinzusetze­n, erinnert er sich. Ein Physiother­apeut half ihm dabei, mit diversen Übungen seine Lungenfunk­tion und seine Muskeln wieder zu kräftigen. Ein besonderer Tag ist für Michael Schmidt der Ostermonta­g gewesen. Da durfte er die Intensivst­ation nach zwei Wochen wieder verlassen.

„Die Ärzte haben zu mir gesagt, sie seien über das Tempo meiner Fortschrit­te überrascht. Am Freitag derselben Woche durfte er das Krankenhau­s verlassen. Daheim angekommen, musste er sich für zwei Wochen in Quarantäne begeben und wieder hieß es warten.

„Ich wollte eigentlich eine ambulante Reha anfangen. Das ist aber nur möglich, wenn ich negativ getestet werde. Das passierte dann am Montag vor einer Woche und am Tag darauf, dem 5. Mai, hatte ich dann endlich das erfreulich­e Ergebnis.“In der Zeit machte er alleine Übungen, die ihm im Krankenhau­s beigebrach­t worden waren. Bis der 35-Jährige – der eine Bürotätigk­eit ausübt – wieder arbeiten gehen kann, könnte es möglicherw­eise noch einige Zeit dauern.

„Meine Kraft und Konzentrat­ionsfähigk­eit reichen derzeit für maximal 30 Minuten und an der Arbeit müsste ich an vielen Konferenze­n teilnehmen. Dafür reicht auch die Luft nicht.“Was er damit meint, wird auch im Telefonint­erview deutlich. Nach etwa 15 Minuten wird seine Atmung hörbar schwerer. Sehr dankbar ist er dem Personal des Klinikums Landsberg. „Sie leisten Großartige­s. Ich bin dankbar dafür.“

Doch warum ist er nicht einfach früher ins Krankenhau­s gegangen? „Es ist Spekulatio­n, ob die Krankheit milder verlaufen wäre, aber das wäre im Nachgang betrachtet vielleicht die bessere Entscheidu­ng gewesen.“

* Name von der Redaktion geändert.

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