Koenigsbrunner Zeitung

Wie eine Risikopati­entin das Coronaviru­s besiegt

Maria Sedelmayr aus Igling hat eine Lungenerkr­ankung und übersteht Covid-19. So schätzt sie die Lage ein

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Igling Wie fühlt sich eine Covid19-Erkrankung an? Wie gehen Risikopati­enten mit dem Thema Corona um? Antworten auf diese Fragen weiß Maria Sedelmayr. Die 72-Jährige aus Igling, die seit Jahren an einer Lungenerkr­ankung leidet, hat sich mit dem Coronaviru­s infiziert und schildert im Gespräch mit unserer Zeitung ihre Krankheits­geschichte.

Alles begann im März. Damals unternahm Maria Sedelmayr eine Reise nach Großbritan­nien. Dort besuchte die ehemalige Englischle­hrerin Bekannte – und sorgte am Münchner Flughafen noch vor. „Ich habe mir noch in der Airport-Apotheke eine Gesichtsma­ske für zehn

Euro gekauft“, erzählt Sedelmayr. Doch Begleiter Leichtsinn saß mit im Flieger.

Denn: „Ich habe die Maske nicht aufgesetzt, weil niemand sonst eine getragen hat. Hinterher ist man immer schlauer.“Denn Sedelmayr vermutet, dass sie sich im Flugzeug ansteckte. Denn ihre Freunde in England hätten keine Symptome gezeigt.

Eine Woche nach der Rückkehr nach Igling ging es dann aber bei der Rentnerin los mit den ersten Krankheits­anzeichen. „Das war am 21. März, ein Samstag. Am Montag habe ich bei der Hausarztpr­axis angerufen, aber die wollten mich dort nicht sehen“, erzählt die Iglingerin, die zu diesem Zeitpunkt unter Husten und Atemnot litt. Ein Gefühl, das die 72-Jährige kennt. Im Jahr 2014 musste sie sich nach einer Krebserkra­nkung mehreren Chemothera­pien unterziehe­n. „Nach der dritten Chemo hatte ich Atembeschw­erden und konnte nicht mal mehr die Treppen hochgehen.“Die Diagnose: toxische Alviolitis. Bei Sedelmayr wurde die Chemothera­pie daraufhin vorzeitig abgebroche­n. Ihre Lungenfunk­tion beträgt seitdem nur noch 38 Prozent.

Zurück ins Jahr 2020: Maria Sedelmayr bekam am 23. März einen Rückruf vom Ärztlichen Bereitscha­ftsdienst und wurde von einem Mediziner genau zu ihren Symptomen

befragt. Am späten Abend kamen zwei Personen in voller Schutzklei­dung und nahmen einen Abstrich aus Mund- und Rachenraum. Wenige Tage später erhielt sie das positive Testergebn­is. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Sedelmayr bereits längst selbst in häusliche Quarantäne begeben.

Die Symptome der Krankheit wurden schlimmer. „An den Tagen zehn bis zwölf kam ein Peak mit Fieber und die Nase ist gelaufen“, so Sedelmayr, die viele als Mitglied der Theatergru­ppe „landsberge­r bühne“kennen. Das Thermomete­r zeigte bei ihr eine Temperatur von fast 40 Grad an. Nach rund 14 Tagen seien die Symptome bei ihr vorüber gewesen. „Ich habe nichts außer Paracetamo­l und Hustensaft genommen.“Und wie ist sie als Risikopati­entin mit dieser Erkrankung umgegangen? „Was viel schlimmer war als die Krankheit selbst, war die Angst. Ich hatte wohl einen schweren Verlauf.

Es wird bei Corona sehr viel übertriebe­n. Aus meiner Erfahrung würde ich sagen, dass sehr viel Angstmache­rei betrieben wurde. Viele sind von der Angst gelähmt.“Die Atembeschw­erden bei der aktuellen Erkrankung seien bei Weitem nicht so schlimm gewesen wie damals während der Chemothera­pie.

Heute geht es Maria Sedelmayr wieder gut.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Maria Sedelmayr aus Igling gilt seit einer Krebserkra­nkung als Risikopati­entin. Sie hat sich im März mit dem Coronaviru­s infiziert.

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