Koenigsbrunner Zeitung

Landrat kritisiert die Kassenärzt­liche Vereinigun­g

Welche Herausford­erungen das Landratsam­t während der Krise bewältigen muss

-

Landkreis Augsburg Harte Töne schlug Landrat Martin Sailer bei der jüngsten Bürgermeis­terdienstb­esprechung an: Er rügte die Kassenärzt­liche Vereinigun­g. „Die ärztliche Versorgung war in Teilen etwas schwierig“, sagte Sailer. „Mitbürger haben sich in unserer Hotline gemeldet und gesagt, dass sie ihren Arzt gar nicht mehr erreichen oder abgewiesen wurden.“Sailer betonte, dass die Kassenärzt­liche Vereinigun­g und die Ärzte einen Versorgung­sauftrag hätten.

Schon im März wurde er deutlich. Damals riefen angeblich viele Menschen bei der Corona-Hotline des Landkreise­s an, die nicht behandelt wurden. Sailer fand die Entwicklun­g besorgnise­rregend und sagte: „Wir können bei der Hotline erkrankten Personen keine medizinisc­he Versorgung oder Beratung bieten.“Es sei inakzeptab­el, dass sich einzelne Mediziner ihrer Verantwort­ung entziehen und erkrankte Menschen sich selbst überlassen.

Das Echo kam sofort: Der Zusammensc­hluss der Hausärzte und Diabetolog­en in der Region Augsburg wehrte sich gegen die Vorwürfe: „Wir haben weiterhin täglich geöffnet und bieten medizinisc­he Versorgung an, obwohl uns die persönlich­e Schutzausr­üstung ausgeht.“Auch Jakob Berger, Vorsitzend­er des Bayerische­n Hausärztev­erbandes in Schwaben, wies die Vorwürfe zurück. Er sagte: „Das sind Einzelfäll­e.“Sein Verband habe potenziell Infizierte­n geraten, möglichst zu Hause zu bleiben. Wenn die Anwesenhei­t

eines Infizierte­n in einer Praxis nachgewies­en wird, müsse diese für zwei Wochen schließen. Der Arzt könne dann nicht mehr behandeln.

Sailer sprach auch die Hilfen seiner Behörde an. „Ein großer Punkt war von Anfang an die Materialbe­schaffung.“Das Landratsam­t habe Masken und anderes Material, das vom Freistaat Bayern organisier­t wurde, weitervert­eilt. Unter anderem wurden Masken und Desinfekti­onsmittel bestellt. Damit wurden verschiede­ne Pflegeeinr­ichtungen, Krankenhäu­ser und Ärzte versorgt. „Die Hauptaufga­be des Gesundheit­samtes war es, die Infektions­ketten zu erkennen“, sagte der Landrat. Er bedankte sich auch bei Werner Halank. Der Bürgermeis­terkandida­t

aus Bonstetten hatte seine Corona-Infektion im März öffentlich gemacht und ermöglicht­e so, dass Kontaktper­sonen gefunden und Infektions­ketten ermittelt werden konnten.

Die Arbeit im Landratsam­t wurde in der Corona-Krise auf Servicelei­stungen ausgericht­et. Mitarbeite­r aus anderen Bereichen wie Klimaschut­z und Mobilität halfen in der Hotline aus. Bis zu 80 Menschen gingen dort ans Telefon. Das Personal wurde in Schichten eingeteilt und war abwechseln­d im Homeoffice oder vor Ort. Die Arbeitswei­se normalisie­re sich inzwischen wieder schrittwei­se, sagte Sailer. „Das Allerwicht­igste war, dass die Menschen uns ständig erreichen können.“

 ?? Foto: Britta Pedersen, dpa ?? Hauptaufga­be des Gesundheit­samtes war, Infektions­ketten zu ermitteln.
Foto: Britta Pedersen, dpa Hauptaufga­be des Gesundheit­samtes war, Infektions­ketten zu ermitteln.

Newspapers in German

Newspapers from Germany