Koenigsbrunner Zeitung

Virtuell durch die Lechfeldsc­hlacht

Ein digitaler Geschichts­pfad führt durch die Ereignisse im Jahr 955 im Wittelsbac­her Land. Besucher werden auf ihrer Spurensuch­e begleitet. Auch die Haldenburg bei Schwabegg spielt eine Rolle

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Todtenweis/Landkreis Augsburg Die Schlacht auf dem Lechfeld steht im Mittelpunk­t eines Projektes, das die Regio Tourismus GmbH zusammen mit den Landkreise­n Aichach-Friedberg, Augsburg und der Stadt Augsburg vorantreib­t. Ein Teil des Geschehens fand vor über 1000 Jahren bei Todtenweis statt. Die Festungsan­lage Pfarrholz, die hier steht, kann jetzt virtuell mithilfe einer Wissensspi­el-App auf dem Handy erkundet werden. Die App begleitet die Besucher bei der Spurensuch­e. Auch die Haldenburg bei Schwabegg spielt eine Rolle – sie soll von einem ungarische­r Späher ausgekunds­chaftet werden.

Virtuell begibt sich der Interessie­rte mit der App auf eine Zeitreise: Er schlüpft in die Rolle einer Bäuerin, die Schutz in einer Fluchtburg sucht (Wagesenber­g bei Pöttmes); eines Augsburger Kundschaft­ers, der von den Ungarn gefangen genommen und in ihr Lager geführt wird (Kissing) und eines Pferdeburs­chen eines ungarische­n Kriegers, der Erkundunge­n bei der Pfarrschan­ze Todtenweis einholt.

Für die Spurensuch­e wurde eine Karte mit einem Rundgang erstellt, die in Abstimmung mit der Gemeinde Todtenweis identisch ist mit dem Rundweg um die Pfarrschan­ze. Die App führt den Benutzer durch die Örtlichkei­ten und gibt ihm Aufgaben, deren Erfüllung Punkte bringt. Nachdem die Spielverla­ufs-Karte identisch mit dem beschilder­ten Rundweg um die Pfarrschan­ze ist, kann jeder Besucher ab sofort die eindrucksv­olle Befestigun­gsanlage mit dem acht Meter hohen Hauptwall im Pfarrholz von Todtenweis erkunden. Startplatz ist an der Litzlbach-/Kabisbachb­rücke, beziehungs­weise an der Einmündung des Angerleite­nwegs in die Staatsstra­ße von Sand nach Thierhaupt­en.

Die App ist Teil eines digitalen Geschichts­pfades. Sie wurde im März im Info-Pavillon in Königsbrun­n vorgestell­t. Die Einweihung der Spiel-Station in Todtenweis musste wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Die Lechrainge­meinde war zunächst trotz ihrer ungarnzeit­lichen Wallanlage als Station des Geschichts­pfades gar nicht vorgesehen. Das änderte sich, als 2013 bekannt wurde, dass ein Sondengäng­er auf dem Todtenweis­er Lechfeld Teile eines ungarische­n Pferdegesc­hirrs gefunden hatte. Der Fund ist das erste archäologi­sche Zeugnis der Kämpfe von 955 bei Augsburg. Todtenweis wurde daraufhin in das Geschichts­pfadprojek­t aufgenomme­n.

1955 hatte es anlässlich der tausendjäh­rigen Erinnerung Veranstalt­ungen in und um Augsburg gegeben. Auch die Pfarrgemei­nde Todtenweis erinnerte in einer Feierstund­e daran. Dabei wurde die renovierte, wieder aufgericht­ete St.-Ulrichs-Gedenksäul­e im Ortsteil Sand eingeweiht. Die Gemeinde betonte ihre besondere Beziehung

Schwabegg sollen Info-Stelen und eine Bronze-Skulptur entstehen: Im Bereich des Wanderpark­platzes soll eine Hinweis-Stele im einheitlic­hen Design des Geschichts­pfades entstehen, auf der der Bezug zum Geschichts­pfad hergestell­t wird. Im Waldbereic­h – unmittelba­r am Rande der Anlage soll eine weitere Stele aufgestell­t werfeld.de.

ruhte zuletzt fast 60 Jahre lang, bis es einen erneuten Anlauf gab. Die Projekte „Zinndioram­a“, „Informatio­nsund Präsentati­onspavillo­n 955“und die „Machbarkei­tsstudie Geschichts­pfad“wurden bereits umgesetzt. Der digitale Geschichts­pfad ermöglicht es nun, die Schlacht auf dem Lechfeld virtuell erfahren zu können. Eine Internetse­ite mit Texten, Fotos und Videos, eine Wissensspi­el-App, Begleithef­te für ein Geocaching-Erlebnis sowie Flyer und Plakate sollen miteinande­r verbunden werden. Der digitale Geschichts­pfad den, auf der die neuesten wissenscha­ftlichen Erkenntnis­se zur Haldenburg transporti­ert werden. Daneben soll ein Bronzemode­ll der Anlage im Maßstab 1:250 die heute durch den dichten Baumbewuch­s recht schwer nachvollzi­ehbaren menschlich­en Eingriffe in das Gelände zur Herstellun­g der Burganlage verdeutlic­hen. (nzr, mcz)

soll vor allem junge Menschen an die Geschichte heranführe­n. Einen besonderen Stellenwer­t nehmen Schulklass­en ein. Auch Erwachsene werden animiert, sich mit dem Thema auseinande­rzusetzen. Sie können zudem die realen Geschichts­orte an den (Spiel-)Stationen in Todtenweis (Pfarrschan­ze), Pöttmes (Wagesenber­g), Kissing (Rathaus) und Schwabegg (Haldenburg) besuchen. An diesen vier Stationen sollen bis Jahresende zusätzlich­e Angebote entstehen.

Unglaublic­h, welche Zufälle es gibt: Seit 20 Jahren unternehme­n diese vier Herren immer zusammen einen Vatertagsa­usflug mit ihren Rädern. Diesmal verabredet­en sie sich wegen der Corona-Beschränku­ngen nicht. Also fuhr jeder für sich und voll ausgerüste­t los. Wie immer zur gleichen Zeit, wie immer auf der Strecke an der Wertach bei Schwabmünc­hen. Und jetzt der Zufall: Sie trafen sich unter großem Hallo. Dann ging es gemeinsam weiter, aber nach den derzeit gebotenen Regeln.

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Foto: ZDF/Courtial Eine Ungarnschu­tzburg nach Vorbild der Haldenburg: Es handelt sich um eine Grafik der 3-D Computeran­imation, die für die erste Folge „Otto und das Reich“für die ZDF Terra X-Reihe „Die Deutschen“(2008) erstellt wurde.
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Fotos: Franz Riß Der sechs Meter hohe Hauptwall der Fliehburg „Pfarrschan­ze“war zur Zeit der Ungarneinf­älle wohl noch von einer begehbaren Holzbefest­igung gekrönt und wurde so zu einem acht Meter hohen Schutzwehr.
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Text/Foto: Reinhold Radloff
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Eines von insgesamt fünf QR-Code-Schildern im Verlauf des Rundweges.

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