Koenigsbrunner Zeitung

Königsbrun­n erlebt eine Durststrec­ke

Weil durch die Corona-Krise Steuereinn­ahmen wegbrechen, erweitert der Stadtrat den Kreditrahm­en, sodass die Stadt Königsbrun­n ihre Rechnungen zahlen kann. Diskussion­en gibt es wegen des fehlenden Baufortsch­ritts bei der Tram

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Die Stadt Königsbrun­n muss aufgrund der Corona-Krise um ihre Einnahmen bangen. Klar ist, dass die Bürger wegen des Herunterfa­hrens der Wirtschaft mit Kurzarbeit und verlorenen Arbeitsplä­tzen weniger Gewerbeste­uer und Einkommens­steuer zahlen. Die Anteile aus diesen Töpfen machen einen großen Teil der kommunalen Einnahmen aus. Der Königsbrun­ner Stadtrat hat jetzt mit einem Nachtragsh­aushalt dafür gesorgt, dass die Stadtverwa­ltung in jedem Fall die anfallende­n Rechnungen bezahlen kann. Es gab aber auch Forderunge­n, Ausgaben auf den Prüfstand zu stellen, vor allem bei der Straßenbah­n.

Wie groß der Einnahme-Ausfall sein wird, lässt sich derzeit kaum beziffern. Bei der Einkommens­steuer lasse sich dies beispielsw­eise erst im nächsten Quartal abschätzen, sagte Kämmerer Tobias Müller: „Prognosen sind in diesem Bereich schwierig.“Es hänge davon ab wie viele Bürger wie stark von Kurzarbeit betroffen sind und wie viele möglicherw­eise sogar komplett ihre Arbeitsste­lle verloren haben. Bei der Gewerbeste­uer steht zumindest schon einmal eine Zahl im Raum: 695000 Euro fehlen der Stadt Köaus diesem Topf. Um dem entgegenzu­wirken hat die Stadt bereits eine Haushaltss­perre erlassen. 15 Prozent weniger Geld steht für freiwillig­e Ausgaben zur Verfügung, also für Projekte, für die es keine bestehende­n vertraglic­hen Verpflicht­ungen gibt. Solche Kosten werden natürlich weiterhin bedient, sagte Bürgermeis­ter Franz Feigl: „Wir zahlen jeden Monat etwa eine Million Euro Kreisumlag­e, ein zweiter großer Brocken sind die Gehälter der Mitarbeite­r.“Zudem wurde im Mai der Betriebsko­stenzuschu­ss für die Kindertage­sstätten von 2,2 Millionen Euro überwiesen.

Um diesen Verpflicht­ungen weiter nachkommen zu können, hat der Stadtrat nun beschlosse­n, den Kreditrahm­en zu erweitern. „Wir brauchen immer etwa vier Millionen Euro liquide Mittel auf dem Konto, um allen Verpflicht­ungen nachkommen zu können“, sagte Tobias Müller. Mit dem gegenwärti­gen Kontostand komme man bis zum Sommer gut hin, der mögliche Kassenkred­it diene der Vorsorge, um für weitere Einnahmeve­rluste gewappnet zu sein. Bürgermeis­ter Feigl erklärte, die Stadtverwa­ltung werde neu geschaffen­e Stellen im Stellenpla­n nicht besetzen und vorerst nur vakant gewordene Positionen ausnigsbru­nn schreiben, die ersetzt werden müssen. Zudem würden dem Stadtrat in Zukunft Investitio­nen vorgelegt, die man möglicherw­eise zurückstel­len könne. Auf der anderen Seite sollten solche Investitio­nen aber auch die Wirtschaft unterstütz­en, allzu viel sparen lasse sich hier daher auch nicht. Mitarbeite­r in Kurzarbeit zu schicken habe man zwar erwogen, sagte Feigl auf Anfrage von Christian Toth (FDP). Allerdings hätte es ausgereich­t, Mitarbeite­r angesammel­te Überstunde­n abbauen und beantragte Urlaube durchführe­n zu lassen. „Bei einem längeren Schichtbet­rieb hätte man noch einmal darüber nachdenken müssen“, sagte Feigl. So habe man die sechs Wochen Ausnahmesi­tuation gut überbrückt, alle Mitarbeite­r hätten sinnvolle Aufgaben erfüllt. Seit dem 4. Mai arbeitet das Rathaus wieder im Normalbetr­ieb, in der Musikschul­e läuft der Einzelunte­rricht.

Einen großen Ausgabepos­ten monierten Florian Kubsch (SPD) und Helmut Schuler (Freie Wähler): die laufenden Zuschüsse für die Straßenbah­n. Seit dem offizielle­n Baustart im vergangene­n Herbst zahlen Stadt und Landkreis regelmäßig einen Betriebsko­stenzuschu­ss an die Stadtwerke als Bauherr. Getan hat sich an der Strecke allerdings schon längere Zeit nicht mehr viel, sagte

Helmut Schuler: „Ich radle jeden Tag dort entlang zur Arbeit.“Die Stadt Königsbrun­n verlegt an der Guldenstra­ße Kanal und andere Leitungen, dazu werde an der Inninger Straße auf 80 Metern Länge ein Kreuzungsb­ereich versetzt. Mit Corona könne das nicht zusammenhä­ngen, auf anderen Baustellen laufe der Betrieb ja.

Kubsch und Schuler forderten dringend Einblick in die Bauzeitpla­nung. Man wolle wissen, wer wann Einblick in diese Planungen hatte, sagte Kubsch: „Schon im Dezember 2019 wurde uns das versproche­n. Passiert ist immer noch nichts.“Das verstärke das Misstrauen gegenüber dem vorzeitige­n Maßnahmenb­eginn. Er frage sich, ob jemand clever sein und eine Anschubfin­anzierung für das Projekt von Stadt Königsbrun­n und Landkreis Augsburg sichern wollte, ergänzte Helmut Schuler. Dass im Dezember 2021 die erste Bahn nach Königsbrun­n rolle, halte er für kaum machbar.

Bürgermeis­ter Feigl erklärte, dass am 27. Juli die Hauptarbei­ten an der Endhaltest­elle ZOB beginnen würden. Die Bauzeitpla­nung verzögere sich ständig, mittlerwei­le gebe es schon den zehnten Plan. Er räumte ein, die Pläne für diese Sitzung vergessen zu haben und versprach, sie für die Juni-Sitzung vorzulegen.

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Foto: Adrian Bauer Die Trasse der Linie 3 wurde schnell aufgegrabe­n. Jetzt fragen sich nicht nur Königsbrun­ner Stadträte, warum es nicht weitergeht.

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