Hühnerfarm geduldet
Anna Sedlmeir, Gersthofen
Ich bin Geburtsjahrgang 1939 und erinnere mich noch an viele Ereignisse in meiner Kindheit, während des 2. Weltkrieges und auch an das Ende 1945. Es war um die Zeit meines 6. Geburtstages am 5.5.1945 herum, als die Erwachsenen voll Erleichterung darüber sprachen, dass der Krieg jetzt endlich aus sei. Ich fragte ob jetzt „Friede“sei und meine Mutter erklärte mir: „Nein, aber Waffenstillstand“und das war offensichtlich das Wichtigste. Alle freuten sich und hofften, dass die Soldaten bald nach Hause zurückkommen würden. Mein Bruder, der 17 Jahre älter als ich war, kam im August 1945 aus Frankreich zurück. Es war eine unbeschreibliche Freude für uns alle. Meine Eltern betrieben eine kleine Landwirtschaft in Neuburg a. d. Donau und als im Oktober 1945 die genossenschaftliche Dreschmaschine bei uns auf dem Hof das geerntete Getreide drosch, kam an diesem Tag ganz überraschend mein Vater aus Italien zurück, wo er die letzten Kriegsmonate im Einsatz war. Das war natürlich ein großes Ereignis.
Ich kam im September 1945 in die Schule und meine Mutter freute sich sehr, dass nun die Klosterfrauen wieder unterrichten durften. Während der Hitler-Zeit war es ihnen verboten. Mutter hatte zu den „Englischen Fräulein“, wie die Maria-Ward-Schwestern damals hießen, ein gutes Verhältnis, weil einige von ihnen in unserer Nachbarschaft eine kleine Hühnerfarm mit Brüterei eröffnet hatten. Das Nazi-Regime duldete das, weil es für die „Volksernährung“im Krieg ja gut war.
Lisa Beck, Augsburg