Handwerk plus Digitalisierung
Die Bedeutung von Sonnenschutz nimmt mit steigenden Temperaturen zu. Den Einsatz smarter Technik lernen Sonnenschutzmechatroniker in der Praxis – ihre Jobaussichten sind weiter rosig
Es gibt Berufe, die profitieren vom Klimawandel. „Die Rekordsommer der vergangenen Jahre mit ihren hohen Temperaturen und ihrer starken Sonneneinstrahlung haben für eine wachsende Nachfrage nach Sonnenschutzprodukten gesorgt“, sagt Wilhelm Hachtel, Chef der Industrievereinigung Rollladen-Sonnenschutz-Automation (IVRSA). Laura Walig aus Freising hat bei ihrer Ausbildungswahl erst mal weniger über das Weltklima als über ihre ganz privaten beruflichen Pläne nachgedacht.
„Es sollte etwas Handwerkliches sein“, erzählt sie. „Und weil ich alles, was mit Elektrik zu tun hat, besonders spannend finde, habe ich mir die Ausbildung zur Rollladenund Sonnenschutzmechatronikerin genau angeschaut.“Während der Berufe-Tage an ihrer Realschule wurde sie auf die Ausbildung aufmerksam. Im zweiten Schritt informierte sie sich im Internet. „Wir brauchen motivierte junge Menschen mit handwerklichem Geschick, technischem Verständnis und Interesse an moderner Technik“, sagt Meinhard Berger, der Ausbilder von Laura Walig. Er ist
Gesellschafter der SUW – Berger GmbH im bayerischen Hallbergmoos bei Freising. Während seiner Ausbildung zum Rollladen- und Jalousiebauer, wie der Beruf damals hieß, stand die Herstellung und Montage von Sonnenschutzeinrichtungen im Fokus. „Steuerungen und elektrische Antriebe waren noch ein Luxusartikel“, erzählt Berger. „Wir mussten damals noch mehr handwerkliches Geschick zeigen, da die Vorfertigung der Herstellerindustrie noch nicht so weit war wie heute. Holz, Metall, Ziegel und Beton – eigentlich mussten wir mit allen möglichen Materialien arbeiten können.“
Heute dagegen sind die Mechatroniker Fachleute im Bereich der Sonnenschutz-Automation und der intelligenten Haussteuerung. Gebäude sind heute oft offener konzipiert, die moderne Architektur setzt auf Glas und Stahl. RS-Mechatronik liefert dafür etwa automatisch gesteuerte Sonnensegel, Rollläden mit Einbruchschutz oder lichtlenkende Jalousien. Laura Walig findet es gut, dass sie bereits im ersten Ausbildungsjahr eigenständig arbeiten kann. Sie mag auch die Termine bei vor Ort, wenn Rollläden oder Markisen ausgemessen oder montiert werden. Dass sie einen technischen Beruf ergriffen hat, ist für sie kein Thema: „Dass Frauen angeblich mit Technik nix am Hut haben, sind überkommene Rollenbilder“, sagt die 17-Jährige.
Neben technischem Know-how ist Kommunikation gefragt, denn Gespräche mit Hauseigentümern und Mietern gehören ebenfalls dazu, erklärt Ingo Plück, Geschäftsgeschäftsführender führer im Bundesverband Rollladen und Sonnenschutz (BVRS). Außerdem spielen handwerkliche Fertigkeiten auch mit zunehmender Digitalisierung noch immer eine wichtige Rolle. „Für unsere Auszubildenden gehört die Planung am Computer genauso dazu wie die anschließende Maßanfertigung und die Montage.“
Laut Plück haben Azubis später „ausgezeichnete Berufsaussichten“. Außerdem können Jugendliche, deKunden nen Klimaschutz ein Anliegen ist, ihr Interesse im Beruf ausleben. Wird ein Sonnenschutz fachmännisch installiert, bleibt es im Haus im Sommer zum Beispiel auch ohne Klimaanlage kühl.
Wer sich für die Ausbildung interessiert, sollte mindestens einen guten Haupt- oder Realschulabschluss mitbringen. Die Vergütung bewegt sich je nach Bundesland und Betrieb im ersten Ausbildungsjahr zwischen 500 und 952 Euro brutto im Monat, liegt im zweiten Jahr bei 565 bis 995 und im letzten Jahr bei 600 bis 1067 Euro.
Ausgebildete Rollladen- und Sonnenschutzmechatroniker erlangen mit bestandener Gesellenprüfung auch die Qualifikation zur Elektrofachkraft. Im nächsten Schritt können sie sich etwa zum Meister, zum staatlich geprüften Schließ- und Sicherungstechniker oder zum Betriebswirt des Handwerks weiterbilden. Wer eine Hochschulzugangsberechtigung hat, kann ein Studium anschließen. Hier bieten sich zum Beispiel die Fachrichtungen Gebäudetechnik, Gebäudeenergietechnik oder Mechatronik an.