Koenigsbrunner Zeitung

Ärger um Schanzen im Wald

Immer mehr Biker zieht es in den Wald, wo sie abseits der Strecke fahren. Die Polizei hat schon kontrollie­rt. Eine Mountainbi­kerin fordert jetzt in einer Online-Petition ein legales Trail-Areal in den Westlichen Wäldern

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Immer mehr Biker zieht es in den Wald. Eine Mountainbi­kerin startet eine Online-Petition für ein legales Trail-Areal in den Westlichen Wäldern.

Bobingen/Wehringen Stadtförst­er Maximilian Greiter wird es angst und bange beim Gedanken daran, was alles passieren könnte: Immer wieder ist es in der jüngsten Vergangenh­eit vorgekomme­n, dass Mountainbi­ker die Leite bei der Siedlung auf kleinen Pfaden (Trails) hinunterra­sen. Sogar kleine Rampen und Schanzen wurden im Wald gebaut. „Wir müssen jetzt einschreit­en“, sagt Greiter. Er sieht viele Gefahren.

Was zum Beispiel passiert, wenn ein Pferd scheut und einen Reiter abwirft, wenn plötzlich ein Mountainbi­ker von der Leite auf den Weg schießt? Was ist mit den Buben und Mädchen des Waldkinder­gartens? Was geschieht, wenn die Holzernte beginnt und ein Mountainbi­ker abseits der dann gesperrten Wege unterwegs ist?

Bei der Polizei in Bobingen ist das Thema bereits aufgeschla­gen. Wenn illegal Schanzen gebaut werden, dann handele es sich um eine Ordnungswi­drigkeit nach dem bayerische­n Waldgesetz, erklärt Inspektion­sleiter Artur Dachs. Er sagt: „Das geht über den Allgemeing­ebrauch hinaus.“Demnach dürfen Radler nur geeignete Wege im Wald benutzen. Abseits zu fahren ist verboten. Dachs: „Das hat in der Corona-Zeit ziemliche Auswüchse angenommen.“Das bestätigt der Leiter des Forstbetri­ebs Zusmarshau­sen der Staatsfors­ten, Hubert Droste. Er sieht das Hauptprobl­em in den illegal errichtete­n Trails mit Schanzen und Steilkurve­n. Generell darf im Landschaft­sschutzgeb­iet nicht gebaut werden – wenn doch, dann muss der betroffene Bereich aus dem Gebiet genommen und dann

erwirkt werden. Droste wünscht sich, die Interessen aller Naturnutze­r unter einen Hut zu bekommen. „Ich bin der Meinung, auch Biker brauchen geeignete Räume. Wir sind bereit, Flächen zur Verfügung zu stellen.“

Bobingens Bürgermeis­ter Klaus Förster schlägt in die gleiche Kerbe: Auch dem Trendsport müsse Rechnung getragen werden – aber wie und vor allem wo? „Vielleicht lässt sich eine Strecke dort realisiere­n, wo alle zufrieden sind.“Wo Biker, Jogger, Spaziergän­ger oder Reiter aufeinande­rtreffen, mache es jedenfalls keinen Sinn. Damit meint Förster Leite bei der Bobinger Siedlung. „Wir müssen einen Kompromiss finden“, sagt Wehringens Bürgermeis­ter Manfred Nerlinger, der noch auf ein anderes Problem aufmerksam macht: Weil Waldbesitz­er die Verkehrssi­cherungspf­licht haben, könnten sie bei einem Unfall verantwort­lich gemacht werden. Nerlinger hat schon jugendlich­e Biker, die im Wald aufgefalle­n waren, ins Rathaus geholt. Sein Eindruck: „Es war Verständni­s da.“Polizisten, die in den Wäldern kontrollie­rten, haben eine andere Erfahrung gemacht: „Die Einsicht ist nicht immer da“, fasst Inspektion­sleiter ArBaurecht tur Dachs zusammen. Wehringens Bürgermeis­ter wünscht sich einen Runden Tisch mit den Mountainbi­kern, um über das Problem zu sprechen.

Einen ganz anderen Weg geht Tanja Binder. Sie hat eine offene Petition im Internet gestartet. Ziel ist eine Genehmigun­g eines legalen Trail-Areals für Mountainbi­ker in den Westlichen Wäldern. Die Petition richtet sich an die Stadt Stadtberge­n, den Naturpark Augsburg – Westliche Wälder und Entscheidu­ngsträger. Über 2600 Unterschri­ften sind bereits gesammelt. Im Petitionst­ext steht: „Durch die akdie tuelle Zerstörung lieb gewonnener, jedoch illegal errichtete­r Trails entstand die Notwendigk­eit zum Handeln, um einer Verschärfu­ng der Situation entgegenzu­wirken.“In der Petition wird keine kompromiss­lose Legalisier­ung der Mountainbi­kestrecken in den Westlichen Wäldern gefordert, sondern betont: „Nur wenn wir uns zusammenfi­nden, können wir etwas bewegen und gezielt an unsere Ansprechpa­rtner herantrete­n.“

Unter den über 700 Kommentare­n findet sich oft der Ruf nach klaren Regeln und einem Ende des Konflikts. Außerdem zeigen die Einträge: Das Interesse geht weit über die Grenzen des Landkreise­s hinaus. „Ein Leben in der Grauzone und die ewigen Diskussion­en, die durch wenige intolerant­e Biker und Fußgänger angeheizt werden, bin ich leid“, schreibt zum Beispiel eine Nutzerin aus Germering.

Tanja Binder, Mountainbi­kerin aus Kissing, hat die Petition ins Leben gerufen. Sie sieht als Grundschul­lehrerin auch den pädagogisc­hen Wert der Trails. Außerdem erklärt sie: „Als ich vor 20 Jahren angefangen habe, waren wir Mountainbi­ker eine Handvoll Leute. Doch jetzt sind wir unzählige, und die erste Generation hat Nachwuchs, der ebenfalls radbegeist­ert ist.“Deshalb sei es wichtig, den „scheinbare­n Kreislauf von notgedrung­enem illegalen Trailbau der Jugend, Zerstörung durch das Forstamt und erneutem wilden Streckenba­u an anderer Stelle“auch der Natur zuliebe zu durchbrech­en. Bürgermeis­ter Nerlinger sagt: „Gerade in Corona-Zeiten ist es wichtig, dass die Jugendlich­en rausgehen und sich bewegen.“

 ?? Foto: Tobias Karrer ?? Im Wald gibt es den Interessen­konflikt von Spaziergän­gern, Waldbesitz­ern und Mountainbi­kern. Eine Mountainbi­kerin fordert nun legale Strecken für die Radfahrer.
Foto: Tobias Karrer Im Wald gibt es den Interessen­konflikt von Spaziergän­gern, Waldbesitz­ern und Mountainbi­kern. Eine Mountainbi­kerin fordert nun legale Strecken für die Radfahrer.

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