Der Streit schwelt noch weiter
V on einer solch breiten Zustimmung kann jeder demokratisch gewählte Politiker schlichtweg nur träumen. 94,87 Prozent aller zugeschalteten 222 Delegierten stimmten beim erstmals digital durchgeführten Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Montag dafür, dass die 3. Liga ihre Saison nicht abbricht, sondern ab dem 30. Mai fortsetzt. Ein Schlusspunkt unter den seit Wochen schwelenden Streit zwischen Sympathisanten der Fortsetzung und den Befürwortern eines Abbruchs ist das allerdings noch lange nicht, wie sich unmittelbar nach dem so überwältigenden Abstimmungsergebnis zeigt. Der Hallesche FC hat per Anwalt gleich die „bestehende Wettbewerbsverzerrung“beim DFB angezeigt und den Verband aufgefordert, „gleiche Bedingungen für alle mit mindestens 14 Tage Mannschaftstraining“zu schaffen. In Thüringen und Sachsen-Anhalt ist dies bis heute noch nicht erlaubt.
Auch innerhalb der 3. Liga ist das Meinungsbild so, dass eine Mehrheit für eine Fortsetzung ist. Allerdings ist das Abstimmungsergebnis unter den 20 Drittligisten deutlich knapper, zwölf waren bei der letzten durchgeführten Befragung für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Wie aber kommt eine so große Diskrepanz von 60 Prozent bei den direkt Betroffenen zu den nahezu 95 Prozent an Befürwortern beim Bundestag zustande? Das liegt an der Gruppenzusammensetzung der Delegierten. Mehrheitlich
sind dies Funktionäre aus den 21 deutschen Landesverbänden, ein knappes Drittel der Stimmen stellen die Klubs der beiden Bundesligen. Die für die vom DFB-Präsidium favorisierte Lösung stimmten.
Dass die Drittligisten so zwiegespalten sind, hat auch mit den TVGeldern zu tun. Im Schnitt 12 Millionen Euro bekommt ein Zweitligist, in der 3. Liga sind es nur noch rund 800 000 Euro, da ist jede Einnahmequelle wichtig, um den Profifußball am Laufen zu halten. Mit den nicht zugelassenen Zuschauern bricht den Drittligisten eine der wichtigsten weg. Vom DFB wird es keine finanzielle Unterstützung geben, denn der rechnet selbst mit einem dicken Minus. Sollten auch die im Herbst geplanten Länderspiele ausfallen, fehlen in diesem Jahr bis zu 77 Millionen Euro im Etat. 13,8 Millionen sind nicht durch Rücklagen gedeckt, der größte und reichste Nationalverband müsste gravierend sparen.