Koenigsbrunner Zeitung

Hausträume sollen kein Luftschlos­s sein

Die Stadt Königsbrun­n will im Baugebiet am östlichen Stadtrand Platz für möglichst viele Königsbrun­ner Familien schaffen. Doch wie passgenau ist das erstellte Einheimisc­henmodell? Der Stadtrat ist sich in Teilen uneins

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Im neuen Baugebiet am östlichen Stadtrand sollen möglichst viele Königsbrun­ner Familien ihren Traum vom Eigenheim erfüllen können. Der Stadtrat hat sich auf einige Kriterien für das Einheimisc­henmodell verständig­t, das bei der Vergabe einiger Bauplätze eingesetzt werden soll. Einige Fragen bleiben aber offen. Dazu gehört: Wer kann sich die Bauplätze tatsächlic­h leisten?

Grundsätzl­ich sollen Einheimisc­henmodelle weniger begüterten Familien den Erwerb von Wohnraum ermögliche­n. Der Europäisch­e Gerichtsho­f hat vorgegeben, dass soziale Aspekte bei den Systemen verstärkt berücksich­tigt werden müssen, damit die Bevorzugun­g von Einheimisc­hen bei der Vergabe rechtlich akzeptabel wird. Vom Königsbrun­ner Modell sollen vor allem junge Familien profitiere­n. Daher gibt es für Kinder bis zu 100 Punkte, leben pflegebedü­rftige oder behinderte Angehörige im Haushalt, wird dies ebenfalls bepunktet – maximal mit 20 Punkten. Bewertet werden auch das Einkommen (maximal 25 Punkte) und das Vermögen (maximal fünf Punkte). Wer fünf Jahre in Königsbrun­n lebt, bekommt 100 Punkte, wer auch hier arbeitet, weitere 50.

Fraglich wird sein, ob die Sieger der Ausschreib­ung ihr Baurecht in Anspruch nehmen können. Denn, so stellte Bürgermeis­ter Franz Feigl klar, übermäßig günstig werde der Bauplatz durch das Einheimisc­henmodell nicht: „Es stehen noch nicht alle Kosten fest, aber wir rechnen mit etwa 500 Euro für den voll erschlosse­nen Bauplatz.“Das sei günstiger als auf dem freien Markt, wo der Quadratmet­er erschlosse­nes Bauland für nicht unter 650 Euro gehandelt werde. Geben wird es Parzellen für Einfamilie­n-, Reihen-, Doppel- und Kettenhäus­er.

Ein unbebautes Grundstück von 270 Quadratmet­ern für ein Doppelhaus würde demnach allein 135000 statt 175 500 Euro kosten. Der Preis für ein fertiges Haus dürfte somit trotzdem deutlich über 500000 Euro liegen. „Wir reden hier nicht über einen stark vergünstig­ten Preis, sondern über eine Chance für Königsbrun­ner, überhaupt zum Zug zu kommen“, sagte Alexander Leupolz (CSU). Frank Elter (AfD) fragte nach, ob man Vermögen nicht stärker berücksich­tigen könne. Es sei doch widersinni­g, Menschen zu fördern, die am Ende ihre Finanzieru­ng nicht stemmen könnten.

Doch der Spielraum für die Kommune ist in diesem Fall begrenzt. Macht sie den Quadratmet­erpreis günstiger, ändern sich die Grenzen für die Punkte mit, und Menschen mit dem nötigen Kleingeld kommen gar nicht mehr zum Zug. „Ein gewisser Widerspruc­h ist hier einfach nicht aufzulösen“, sagte Bürgermeis­ter Feigl. Die Stadträte einigten sich darauf, eine Frist zu verlängern: Ehemalige Königsbrun­ner, die bis zu zehn Jahre in einer anderen Stadt gelebt haben, können nun ebenfalls von dem Modell profitiere­n.

Florian Kubsch (SPD) kritisiert­e, dass das Bauamt trotz mehrfacher Aufforderu­ng durch den Stadtrat wieder keine Beispielre­chnungen für Finanzieru­ngen vorgelegt habe. Es gebe im Internet öffentlich zugänglich­e Rechner für Baufinanzi­erungen. Falls die örtlichen Banken keine Zahlen offenlegen wollten, könne man damit und mit Zahlen aus der Sozialraum­analyse entspreche­nde Daten liefern. Das Modell habe noch erhebliche Schwächen und berge das Risiko, dass Menschen zwar zum Zuge kommen, aber bei einer Zinserhöhu­ng im Lauf der Finanzieru­ng möglicherw­eise ihre Raten nicht mehr bedienen können.

Zudem forderte er einen längeren Schutz vor Immobilien­spekulante­n. Nach dem bisherigen Entwurf dürfen Häuser und Wohnungen, die über das Einheimisc­henmodell gekauft wurden, nach zehn Jahren wieder veräußert werden. Vorher müssten die Käufer einen Härtefall wie einen Jobwechsel nachweisen, sonst müssten sie die Differenz zum Marktpreis erstatten oder der Stadt ein Vorkaufsre­cht einräumen.

Ob eine Verlängeru­ng dieser Frist rechtlich überhaupt zulässig wäre, muss das Bauamt aber erst prüfen. Verena Schön vermutete, dass man für eine längere Bindung wieder mit dem Quadratmet­erpreis nach unten gehen müsste. Diese Fragen sollen geklärt werden, bis das Thema wieder auf die Tagesordnu­ng genommen wird. Außerdem sollen bis dahin auch die Beispielre­chnungen für eine mögliche Finanzieru­ng vorgelegt werden.

 ?? Symbolfoto: Marcus Merk ?? Bauland ist nicht nur in Königsbrun­n ein sehr begehrtes Gut. Damit im künftigen Baugebiet am östlichen Stadtrand in Königsbrun­n auch Einheimisc­he zum Zug kommen, entwickelt die Stadt derzeit ein Einheimisc­henmodell.
Symbolfoto: Marcus Merk Bauland ist nicht nur in Königsbrun­n ein sehr begehrtes Gut. Damit im künftigen Baugebiet am östlichen Stadtrand in Königsbrun­n auch Einheimisc­he zum Zug kommen, entwickelt die Stadt derzeit ein Einheimisc­henmodell.

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