Koenigsbrunner Zeitung

Hallenbad in der Debatte

Nach vielen Diskussion­en schien klar: Bobingen soll ein neues Ganzjahres­bad bekommen. Gerechnet wurde mit Kosten in Höhe von etwa 17 Millionen Euro. Die Gelder waren im Haushalt eingeplant. Dann kam das Virus

- VON ELMAR KNÖCHEL

Nach vielen Diskussion­en schien klar: Bobingen soll ein neues Ganzjahres­bad bekommen. Doch die Corona-Krise wirbelt die Finanzen durcheinan­der.

Bobingen Die Wasserratt­en sehnen den 8. Juni herbei: Dann dürfen in Bayern wieder die Freibäder öffnen. Aber wie geht es mit dem Bobinger Hallenbad weiter? Corona wirbelt die Pläne für einen ins Auge gefassten Neubau durcheinan­der. Derzeit kann niemand voraussehe­n, wie sich die Finanzen der Stadt entwickeln. Die sind aber entscheide­nd für das Millionenp­rojekt.

In den vergangene­n Jahren wurde im Stadtrat viel diskutiert, vorgeschla­gen und wieder verworfen. Ein Streitpunk­t war immer wieder das große 50-Meter-Becken auf dem Freigeländ­e. Sollte es aus wirtschaft­lichen Gründen zurückgeba­ut oder doch erhalten werden? Am Ende der langen Beratungen, die auch mit viel Bürgerbete­iligung geführt wurden, stand dann ein Kompromiss, der von einer breiten Mehrheit im Stadtrat mitgetrage­n wurde: Ein Ganzjahres­bad sollte gebaut werden, das große Schwimmbec­ken sollte erhalten werden und der Neubau als Familienba­d konzipiert werden. Ob Attraktion­en wie Whirlpools, Solebecken und Cabriodach verwirklic­ht werden könnten, sollte anhand der Finanzierb­arkeit entschiede­n werden. Die ersten Gelder für den Planungsbe­ginn wurden bereits im Haushalt eingestell­t, ein Konzeptpap­ier mit einem Finanzieru­ngsplan für die geschätzte­n Kosten von circa 17 Millionen Euro wurde verabschie­det. Das alles gegen die Stimmen einer Stadtratsf­raktion: Aus den Reihen der Freien Bürger-Union (FBU) kam immer wieder die Mahnung, dass das ganze Vorhaben für Bobingen „eine Nummer zu groß“sei.

Man wolle zwar ein Ganzjahres­bad. Das soll aber finanzierb­ar sein und nicht den finanziell­en Spielraum der Stadt bei nötigen Investitio­nen auf Jahre hinaus blockieren. Nun könnte es sein, dass das Argument der mittlerwei­le stärker gewordenen Fraktion doch noch sticht. Denn die Krise, die das Coronaviru­s ausgelöst hat, schlägt sich auch auf die Einnahmen von Kommunen nieder. Bobingen finanziert sich zu einem großen Teil durch Gewerbeund die Einkommens­teuer. Beide Einnahmequ­ellen sind momentan schwierig einzuschät­zen. Denn durch die wochenlang­en Beschränku­ngen sind die wirtschaft­lichen Folgen für Bobinger Betriebe noch gar nicht abzusehen. Somit weiß auch niemand, wie sich die Gewerbeste­uer in den nächsten Monaten entwickeln wird. Ähnliches gilt für die Einkommens­teuer. Auch hier ist durch Kurzarbeit und eventuell steigende Arbeitslos­igkeit mit erhebliche­n Einbußen zu rechnen. Bürgermeis­ter Klaus Förster sagt: „Wir müssen abwarten, wie sich die Krise auf den städtische­n Haushalt auswirkt. Leider habe ich keine Glaskugel, die mir verrät, wie sich die Einnahmen entwickeln werden.“

Konkreter wird Herwig Leiter, Fraktionsv­orsitzende­r der CSU. Gerade in dieser schwierige­n Zeit müssten alle Faktoren und Entscheidu­ngen auf den Prüfstand gestellt werden. Da in Zukunft mit geringeren Einnahmen als geplant gerechnet werden müsse, sei es nun wichtig, bei den Investitio­nskosten Einsparung­en vorzunehme­n. Wichtig wäre, dass die Betriebsko­sten mit den Nachbargem­einden geteilt werden.

Bei den Finanzen mahnt auch Monika Müller-Weigand, die Fraktionsc­hefin der Grünen im Stadtrat: „Wir wollen nicht unseren Kindern das Schwimmen beibringen, und gleichzeit­ig ertrinken sie in einem Meer von Schulden.“Bei der Planung des Bads, das die Grünen als Standortfa­ktor und Aushängesc­hild für Bobingen sehen, soll sorgfältig geprüft werden, was integriert und was eventuell später als Erweiterun­g hinzugefüg­t werden könne – wie zum Beispiel ein Solebecken oder Whirlpools.

Michael Ammer, Dritter Bürgermeis­ter in Bobingen, fordert eine neue Bewertung der Pläne nach einer Abschätzun­g, wie sich die finanziell­e Situation der Stadt entwickelt. Er sagt: „Für uns von der FBU war das Projekt von Anfang an nicht darstellba­r.“Allerdings: Das Bobinger „Badejuwel“ist marode. Der Zahn der Zeit hat sowohl am Hallenwie auch am Freibad genagt. Experten haben zu einem Neubau geraten, weil eine Sanierung eventuell teurer werden könnte. Andreas Jasinski, technische­r Leiter des Aquamarins, hat in der Vergangenh­eit immer wieder darauf hingewiese­n, dass bei einem Defekt in den veralteten Anlagen des Bads von heute auf morgen Schluss sein könnte. Denn viele Ersatzteil­e seien mittlerwei­le einfach nicht mehr zu bekommen.

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Fotos: Elmar Knöchel Wie geht es mit dem Bobinger Schwimmbad weiter? Die Corona-Krise hat die Diskussion neu angefacht.
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Der technische Leiter des Aquamarins, Andreas Jasinski, warnt vor der veralteten Technik.

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