Koenigsbrunner Zeitung

Neuer Streit um Abschiebes­topp

Roth kritisiert Vorstoß Seehofers

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Berlin Nach der Messeratta­cke eines mutmaßlich radikal-islamistis­chen Syrers in Dresden ist der Streit um den bis Jahresende geltenden Abschiebes­topp neu entbrannt. Mehrere Unionspoli­tiker, darunter Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) und Sachsens Ressortche­f Roland Wöller, erklärten, eine Lockerung des Abschiebes­topps nach Syrien in Betracht zu ziehen. Mecklenbur­g-Vorpommern­s Innenminis­ter Lorenz Caffier (CDU) schlug in der Bild vor: „Wenn wir sie derzeit nicht abschieben können, müssen sie in Abschiebeh­aft bleiben, bis die Möglichkei­t einer Rückführun­g besteht.“

Die Grünen-Politikeri­n Claudia Roth kritisiert­e die Vorstöße aus der Union als „unverantwo­rtlich“: Minister Seehofer müsse „wissen, dass niemand abgeschobe­n werden darf, dem in seiner Heimat Folter und unmenschli­che Behandlung drohen“. Und in Syrien werde systematis­ch gefoltert. Die Bundestags­vizepräsid­entin sagte gegenüber unserer Redaktion: „Es ist gefährlich falsch, dass Seehofer diese Tür jetzt öffnet.“Dem sächsische­n Innenminis­ter Wöller hielt Roth vor, vom eigenen Versagen abzulenken: Die Behörden in Sachsen müssten sich vielmehr fragen lassen, warum ein bekannter Gefährder, der unter Führungsau­fsicht steht, solch eine Straftat begehen kann. Am 4. Oktober waren zwei Männer Opfer einer Messeratta­cke geworden. Ein 55-Jähriger aus Krefeld starb, ein weiterer Mann aus Köln überlebte schwer verletzt. Der Generalbun­desanwalt hat die Ermittlung­en gegen den tatverdäch­tigen Syrer übernommen, der erst vor kurzem aus der Haft entlassen wurde.

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