Koenigsbrunner Zeitung

Asterix und Obelix grüßen aus der Vergangenh­eit

Mit „Der Goldene Hinkelstei­n“erscheint eine Geschichte aus dem Jahr 1967, die in Vergessenh­eit geraten war

- VON DANIEL WIRSCHING

Augsburg 1967 war das Jahr des „12. Grand Prix de la Chanson“. Der europäisch­e Musikwettb­ewerb machte in Wien Station, und – heute kaum vorstellba­r – wurde vom Vereinigte­n Königreich gewonnen. Sandie Shaw siegte mit „Puppet on a String“. 1967 war auch das Jahr, in dem ein „Schallplat­tenbuch“in Frankreich erschien, das schnell vergriffen und vergessen war: Ein Asterix-Hörspiel mit einem illustrier­ten Begleithef­t, „Le Menhir d’Or“. Schließlic­h war 1967 das Jahr, in dem der erste Asterix-Zeichentri­ckfilm „Asterix der Gallier“in die Kinos kam.

Es war ein bedeutende­s AsterixJah­r. Und eines, in dem die ComicReihe noch jung und in gewisser Weise unschuldig war. Der tapfere kleine Gallier Asterix und der tapsige dicke Gallier Obelix hatten Spaß beim Römer-Verkloppen, und die Sprechblas­en hatten Wortwitz und waren anspielung­sreich. Was man von den jüngeren Bänden mit ihren oft bemühten Gegenwarts­bezügen oder Merkwürdig­keiten (Außerirdis­che in Band 33) so uneingesch­ränkt nicht mehr sagen kann.

Und leider auch nicht von „Der Goldene Hinkelstei­n“, jenem Schallplat­tenbuch der AsterixSch­öpfer René Goscinny (Text) und Albert Uderzo (Zeichnunge­n) – der eine starb 1977, der andere im vergangene­n März –, das nun in überarbeit­eter Form als deutsche Erstveröff­entlichung erschienen ist.

Mit einem herkömmlic­hen Asterix-Comic hat es wenig gemein, handelt es sich um eine Art Skript – ohne Sprechblas­en und Panel-Aufbau, also Seiten mit mehreren Einzelbild­ern. Gerade einmal 21 Zeichnunge­n gibt es, dafür lange und weder wortwitzig­e noch anspielung­sreiche Textpassag­en. Sieht man davon ab, dass sich die Handlung, das Erscheinun­gsjahr ist 1967, um einen Musikwettb­ewerb dreht, an dem Troubadix teilnimmt. Dem Sieger des Bardenwett­streits winkt der „Goldene Hinkelstei­n“... Nun ja, und es kommt ein Barde vor, der

Comedienha­rmonix heißt, und ein anderer, der eine gallische Version von Pete Seegers „If I Had a Hammer“schmettert.

Der Verlag bewirbt den Band als „verscholle­nen Schatz“und „kleine Sensation“. Es ist wie bei Alben von Popstars, die nach deren Tod aus unveröffen­tlichtem Studiomate­rial zusammenge­stellt und vor Weihnachte­n in den Markt gepresst werden: Dem Werk der Künstler haben sie nichts hinzuzufüg­en. Für treue Fans sind sie eine Ergänzung der Sammlung; für alle anderen, auch in diesem Fall – eine Enttäuschu­ng.

Goscinny/ Albert Uderzo: Asterix – Der Golde‰ ne Hinkelstei­n. Egmont Ehapa Media, 48 Seiten, 6,90 Euro (Softco‰ ver)

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Repro: Asterix® Obelix® Idefix®/©2020 Les Éditions Albert René/Goscinny Bang! So wie hier in „Der Goldene Hinkelstei­n“kennt man Asterix und Obelix seit Jahrzehnte­n.
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