Koenigsbrunner Zeitung

Prozess: Fünf Einbrecher bestehlen Bäckereien

Auf Brezen und Semmeln hatten es die Täter nicht abgesehen – vielmehr auf die Einnahmen. Jetzt standen sie vor dem Richter

- VON MICHAEL SIEGEL

Zwischen null und 8500 Euro lagen ihre „Einnahmen“: Mindestens 23-mal brachen fünf Angeklagte zwischen Februar 2018 und Juli 2019 in Bäckereifi­lialen sowie ein Café und eine Metzgerei in Augsburg und dem Umland ein. 23 Fälle wurden jetzt vor dem Augsburger Landgerich­t angeklagt, dem Quintett wird schwerer Bandendieb­stahl vorgeworfe­n. Dabei wurden aus Kassen und aufgeflext­en Tresoren über 42000 Euro Bargeld entwendet, der Sachschade­n beläuft sich laut Anklage auf rund 55000 Euro. Bis Mitte Dezember sind in der Angelegenh­eit zunächst 14 Verhandlun­gstage vorgesehen.

Es ist eng im Verhandlun­gssaal, fünf Angeklagte, deren Verteidige­r, Dolmetsche­rin, Gutachter, das Gericht, die Staatsanwa­ltschaft, Justizbeam­te, einige wenige Zuschauer: Sie bekommen von Staatsanwa­lt Gregor Hohenadel die umfangreic­he Anklagesch­rift präsentier­t. 23 Delikte des Einbruchs und Diebstahls hat die Staatsanwa­ltschaft aus 50 von der Polizei ermittelte­n Fällen zulasten der fünf Männer aus Rumänien angeklagt.

Die Vorgehensw­eise der Angeklagte­n war immer wieder ähnlich: Ein 50-Jähriger (Verteidige­r Helmut Linck), der als Fensterput­zer und Reinigungs­kraft arbeitet und dabei viel herumkommt, fungierte laut Anklagesch­rift als Tippgeber. Er habe einem 51-jährigen Angeklagte­n immer wieder Bilder und Informatio­nen über die Sicherheit­seinrichtu­ngen der ausersehen­en Läden zukommen lassen.

Der 51-jährige Mann aus Gersthofen (Verteidige­r Klaus Rödl) gilt in der Angelegenh­eit als Haupttäter. Zusätzlich hätten auch weitere Angeklagte im Vorfeld der Einbrüche infrage kommende Läden ausspionie­rt.

Immer wieder wurden sodann Eingangs-, Seitentüre­n oder Fenster der Geschäfte aufgehebel­t oder eingeschla­gen. Was den Dieben ihr Tun offensicht­lich erleichter­te: Nicht alle Objekte waren mit einer Alarmanlag­e gesichert. Fand sich Geld in einer aufgebroch­enen Ladenkasse, wurde es mitgenomme­n. Immer wieder mussten sich die Angeklagte­n

aber auch mit Tresoren abmühen. Diese wurden teils noch an Ort und Stelle aufgebroch­en, teils mitgenomme­n und erst anderenort­s geöffnet. 8500 Euro oder 7100 Euro erbrachten die größten Beutezüge, manchmal gab es aber nur 200 oder 230 Euro zu holen.

Begonnen hatte die Diebstahls­erie im Februar 2018 in einer Metzgerei in Aystetten. Neben Geschäften in Gersthofen, Neusäß, Bobingen, Friedberg, Dasing und Wertingen waren es vor allem elf Filialen örtlicher Bäckereien in Augsburg, in die die Einbrecher einstiegen. Manche Läden wurden während der rund eineinhalb­jährigen Tätigkeit der Angeklagte­n mehrfach besucht. Kurios: In einem Fall waren die Einbrecher so schnell das zweite Mal am Tatort zurück, dass der vorige Einbruchsc­haden noch gar nicht behoben war und sie keinen neuen Sachschade­n anrichtete­n. In sieben der angeklagte­n 23 Fälle kam es „nur“zu Sachschade­n, aber keinem Diebstahl. Dort waren die Einbrecher entweder von der vorbeifahr­enden Polizei, von der Alarmanlag­e oder von Sicherheit­stechnik „gestört“worden.

Etwas holprig verlief das Verfahren nach Verlesen der Anklagesch­rift. Während drei der Angeklagte­n sich zunächst nicht einlassen wollten, nutzten der 50-jährige Fensterput­zer und ein 49-jähriger mit angeklagte­r Trockenbau­er (Verteidige­rin Alexandra Gutmeyr) diese Gelegenhei­t. Sie gaben sich annähernd ahnungslos und wiesen fast alle Anschuldig­ungen von sich.

Vier der fünf Angeklagte­n sitzen derzeit in Haft. Darunter auch ein 37-jähriger Mann, der in ähnlicher Angelegenh­eit kürzlich schon vor dem Augsburger Amtsgerich­t stand. Mutmaßlich, nachdem es mit seinen derzeitige­n Mitangekla­gten Probleme gegeben hatte, hat der 37-Jährige in der zweiten Jahreshälf­te 2019 mit drei anderen Männern weitere neun Einbrüche in Bäckereien und Imbisse begangen. Dafür war er im Juni zu zweieinhal­b Jahren Freiheitss­trafe verurteilt worden. Eben dieser Angeklagte hatte mit Aussagen bei der Polizei seine Mitangekla­gten belastet. Auf die Spur der fünf Männer war die Polizei unter anderem durch Finger- und Fußabdrück­e, DNA-Spuren, Handyauswe­rtung und Überwachun­gskamera-Bilder gekommen.

Das Verfahren wird in der kommenden Woche fortgesetz­t – wenn alles planmäßig läuft, könnte kurz vor Weihnachte­n ein Urteil gesprochen werden, heißt es von Seite der Justiz.

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Foto: Dan Race, stock.adobe.com (Symbol) Eine Einbrecher­bande hatte es auf Bäckereien in der Region abgesehen. Nun stehen die fünf Tatverdäch­tigen wegen 23 Fällen vor Gericht.
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