Koenigsbrunner Zeitung

Wenn Visionäre zur Tat schreiten

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger‰allgemeine.de

Es ist toll, Visionären bei der Arbeit zuzusehen. In der Deutschen Eishockeyl­iga (DEL) sind diese seit jeher besonders häufig am Werk. Zum Beispiel wussten sie dort schon immer, dass profession­eller Spitzenspo­rt nur dann dauerhaft funktionie­rt, wenn das Finanziell­e stimmt. Logisch, dass deshalb solide gewirtscha­ftet wurde und wird. Alle 14 Klubs (waren auch schon mal ein paar mehr, ehe einige pleite gingen oder die Lizenz verkauften oder die Lizenz entzogen bekamen oder keine Lust mehr hatten oder in eine andere Stadt umzogen oder sonst wie aufgaben) sitzen auf riesigen Eurobergen und begegnen der Corona-Krise mit einem souveränen Lächeln. Die Gesellscha­fter schieben seit Jahrzehnte­n am Ende jeder Saison Schubkärre­n voller Geld aus den Arenen. Was auch daran liegt, dass seit jeher darauf geachtet wurde, gute Spieler im Nachwuchs auszubilde­n und die Mannschaft­en nur punktuell mit preisgünst­igen Nordamerik­anern zu verstärken.

Die Lage ist sogar so gut, dass sich die Liga erst einmal ganz aus dem Spiel genommen hat und komplett über den Dingen steht. Vielleicht gehts im Dezember los, aber so ganz genau wissen sie das noch nicht. Nur nicht hudeln. Dieses Corona sitzen wir aus. Ein Hoch auf die Kurzarbeit.

Als echte Visionäre aber haben sie sich natürlich trotzdem mit der Zukunft beschäftig­t. Einen Absteiger wird es, sollte je gespielt werden, erst einmal nicht geben. Die DEL soll ein Hort der Zuverlässi­gkeit bleiben und nicht durch sportliche Unwägbarke­iten auseinande­rgerissen werden. Die DEL-Schäfchen kuscheln sich eng aneinander, um sich gegenseiti­g zu wärmen.

Nach Informatio­nen unserer Zeitung brüten sie im DEL-Thinktank nun darüber, wer denn, sollte je gespielt werden und es ja schon keinen Absteiger gibt, Meister wird. Mannheim und München dürften die besten Karten haben. Mit alten Gewohnheit­en soll man in schwierige­n Zeiten nicht brechen. Die Limotrinke­r aus München sehen sich ja qua Etatgröße als Chefschäfc­hen und würden sich nur ungern durch Kleinvieh um den Ertrag ihrer Millionen bringen lassen. Man darf gespannt sein, was die DEL noch so alles ausheckt. Den Visionären bleibt ja alle Zeit der Welt.

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