Koenigsbrunner Zeitung

Bayer ist eine bittere Pille für Augsburg

Der FCA hat noch nie gegen Leverkusen gewonnen. Dies würde Trainer Herrlich am Montag gerne ändern, auch weil er nicht nur gute Erinnerung­en an seinen Ex-Klub hat

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Weihnachte­n 2018 hatte sich Heiko Herrlich anders vorgestell­t. Damals war er Trainer von Bayer Leverkusen und überrascht, als am 23. Dezember Geschäftsf­ührer Rudi Völler vor seiner Haustür stand. Natürlich war die Vorrunde für Herrlich mit Bayer Leverkusen nicht optimal verlaufen. Es gab tolle Spiele wie ein 6:2 bei Werder Bremen, damals noch ein hochgehand­eltes Team, oder einen 5:0-Pokalerfol­g in Gladbach. Es gab aber auch viel Tristesse wie ein 0:0 in Freiburg oder ein 2:3 in der Euro League gegen den FC Zürich. Und das mit einer Ansammlung von hochtalent­ierten Spielern wie Julian Brandt, Leon Bailey oder Kai Havertz. Doch am Ende hatte Herrlich sein Team mit vier Siegen aus den letzten fünf Spielen noch auf Platz neun gehievt.

Doch den Bayer-Verantwort­lichen, die unbedingt in die Champions League wollten, war das mit dem vorhandene­n Potenzial zu wenig. Von Stagnation war die Rede. In einem Gespräch, das rund zwei Stunden gedauert haben soll, so wurde damals berichtet, überbracht­e Völler nicht als Christkind, sondern eher als Krampus die schlechte Nachricht: Herrlich, der Bayer im Juli 2017 übernommen hatte, war nicht mehr Trainer des Werksklubs.

Sein Nachfolger wurde fast im gleichen Atemzug vorgestell­t: Peter Bosz.

Auf den 56-jährigen Niederländ­er und seinen Ex-Klub trifft Heiko Herrlich, 48, am Montag (20.30 Uhr/DAZN) nun zum ersten Mal. Mit dem FC Augsburg. Natürlich sagt er Sätze wie: „Jetzt gilt meine ganze Konzentrat­ion dem FCA“, oder „Es war damals überrasche­nd, aber die Dankbarkei­t überwiegt trotzdem, dass ich die Chance bekommen habe.“Bayer hatte Herrlich im Sommer 2017 vom Zweitliga-Aufsteiger Regensburg in die Bundesliga geholt, vor allem, weil Bosz, anstatt dem Werben von Bayer nachzugebe­n, zu Borussia Dortmund gewechselt war, wo er nach nur 15 Spieltagen entlassen wurde. Im Winter 2018 stand er also als Herrlich-Nachfolger zur Verfügung.

Herrlich hatte seine Schuldigke­it getan, er wurde nicht mehr benötigt. Vielleicht nagt die Demission deswegen noch an Herrlich. Dass ihm nach einem erfolgreic­hen ersten Jahr („Uns haben drei Tore zur Champions-League-Teilnahme gefehlt“) so der Laufpass gegeben wurde. „Eigentlich war ich nach dem schlechten Saisonstar­t von Beginn an als Trainer angezählt, und dann wird es schwierig“, blickt Herrlich zurück und betont, dass ihm damals mit Charles Aranguiz und Julian Baumgartli­nger zwei Schlüssels­pieler im Mittelfeld monatelang gefehlt hätten.

Die beiden sind auch unter Bosz Leistungst­räger. Gut möglich, dass beide am Montag in der BayerStart­elf stehen, auch wenn Bosz seinen leicht angeschlag­enen Kapitän Aranguiz am Donnerstag­abend beim fulminante­n 6:2-Erfolg über OGC Nizza zum Euro-League-Auftakt noch schonte. So langsam scheint die Bayer-Offensive ins Rollen zu kommen, die nach den Abgängen von Kai Havertz (Chelsea) und Kevin Volland (Monaco) in der

Bundesliga bisher mit drei Toren etwas schwächelt­e. Erst im vierten Spiel gab es nach drei Remis den ersten Sieg mit dem 1:0 in Mainz. Mit sechs Punkten und 3:2 Toren steht Bayer sogar noch hinter dem FCA (sieben Punkte).

Doch Herrlich lässt sich davon genauso wenig blenden wie von der Mehrbelast­ung der Bayer-Spieler. „Wenn du ins Spiel gehst und sagst, die sind müde, wir sind im Vorteil, dann wird das nichts. Das ist ein Trugschlus­s. Du musst bereit sein, alles reinzuhaue­n.“

Und das ist seine Mannschaft. Sie ist die laufstärks­te der Liga, gehört zu den zweikampfs­tärksten Teams. Und auch Herrlich ist besonders motiviert gegen den Verein, in dem er 1989 mit 17 seine Bundesliga­Karriere startete. Insgesamt absolviert­e er 75 Punktspiel­e im BayerTriko­t, ehe er 1993 nach Gladbach wechselte. „Wir wissen um die Schwere der Aufgabe, aber unser Ziel ist es immer zu gewinnen.“

Mit einem Sieg im direkten Aufeinande­rtreffen mit seinem Nachfolger Bosz könnte er zwei Serien beenden. Bosz gewann als Trainer bisher alle seine vier Duelle gegen den FCA und Leverkusen verlor in der Bundesliga keines der 18 Spiele gegen Augsburg. Es ist die längste Erfolgsser­ie in einem direkten Duell in der Geschichte der Bundesliga.

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Heiko Herrlich wurde 2018 bei Bayer ei‰ nen Tag vor Heiligaben­d entlassen.

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