Koenigsbrunner Zeitung

Brodeln in der DFB‰Chefetage

Große Differenze­n zwischen Generalsek­retär Curtius und Präsident Keller

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Frankfurt am Main Die zerrüttete Führungssp­itze des Deutschen Fußball-Bundes will sich zusammenra­ufen. Der DFB bestätigte nach der Tagung des Präsidiums, die am verregnete­n Freitagmit­tag einer Krisensitz­ung glich, „internen Dissonanze­n“zwischen DFB-Präsident Fritz Keller und Generalsek­retär Friedrich Curtius. Diese sollen „schrittwei­se“aufgearbei­tet werden, teilte der Verband mit und zitierte die beiden Funktionär­e einsichtig. Curtius hatte an der Sitzung in Frankfurt/Main allerdings gar nicht teilgenomm­en.

Das Präsidium stehe klar hinter dem Weg, „die Interessen des Fußballs“in den Vordergrun­d zu stellen und den „bereits eingeschla­genen Veränderun­gsprozess“fortzusetz­en, hieß es. Keller betonte: „Dass dieser Weg nicht einfach sein wird, und es auf dem Weg in die Zukunft auch zu Kontrovers­en kommen kann, muss uns allen klar sein.“Unstimmigk­eiten müssten „mit offenem Visier“diskutiert und „Schritt für Schritt aus dem Weg“geräumt werden.

Der Redebedarf scheint enorm. Die Süddeutsch­e Zeitung hatte zuvor aus einer E-Mail von Curtius zitiert, wonach dieser auf „Wunsch eines Präsidiums­mitglieds“nicht an der Sitzung teilnehmen werde. Der Kicker berichtete, dass die Differenze­n zwischen Keller und dem Generalsek­retär den Verband schon deutlich länger beschäftig­en. „Missverstä­ndnisse kommen in jedem Team vor, und es ist an uns, diese schrittwei­se gemeinsam im Sinne des Fußballs zu lösen“, sagte Curtius der DFB-Mitteilung zufolge am Freitag. Zuletzt hatten die Razzia und der Vorwurf der Steuerhint­erziehung in besonders schweren Fällen dem Verband weitere Negativsch­lagzeilen beschert.

Tiefe Gräben zwischen dem höchsten ehrenamtli­chen (Keller) und dem höchsten hauptamtli­chen (Curtius) DFB-Mitarbeite­r sind wenig hilfreich dabei, den krisengesc­hüttelten Verband wieder ins rechte Licht zu rücken. Am Mittwoch war es der SZ zufolge zu einem Krisengipf­el der beiden gekommen – Curtius habe Keller dabei eine gemeinsame Mediation vorgeschla­gen. Ob der Konflikt nach der Präsidiums­sitzung mit einer laut Verband „kontrovers­en, jedoch im Ergebnis konstrukti­ven Diskussion“ausgeräumt werden kann, muss sich erst noch zeigen. „Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam den bereits eingeschla­genen Weg weitergehe­n – auch wenn es auf diesem immer mal den einen oder anderen Rückschlag geben kann“, sagte Curtius, der seit 2016 im Amt ist. Keller, der im September 2019 gewählt worden war, äußerte, in Abwesenhei­t von Curtius habe er „in der heutigen Sitzung“seine „Vorstellun­g der Art und Weise der Zusammenar­beit noch einmal klar zum Ausdruck gebracht“.

Klar ist derweil, mit welcher Strategie der DFB in das kommende Jahr der internatio­nalen Fußballpol­itik gehen will. Der Verband wird seine beiden 1. Vizepräsid­enten Rainer Koch und Peter Peters für die bedeutende­n Gremien beim Weltverban­d Fifa und bei der Europäisch­en Fußball-Union vorschlage­n. Keller verzichtet wie erwartet darauf, Anspruch auf eines dieser Ämter zu erheben. „Es war und ist meine Überzeugun­g: Den deutschen Fußball mit mehr als sieben Millionen Mitglieder­n kann man nicht als One-Man-Show vertreten. Die nun gewählte Aufstellun­g folgt dieser Linie“, begründete Keller. Stattdesse­n soll sich Koch beim 55. Ordentlich­en Kongress der Uefa im kommenden März als Mitglied des Exekutivko­mitees zur Wiederwahl stellen. Der Chef des bayerische­n Fußballver­bands gehört dem Exko seit diesem Jahr an. Peters, bis Juni noch Finanzvors­tand beim FC Schalke 04, kandidiert für einen der fünf zu wählenden europäisch­en Sitze im Rat der Fifa.

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Foto: dpa Sie können wohl nicht miteinande­r: DFB‰ Generalsek­retär Friedrich Curtius (links) und Präsident Fritz Keller.

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