Koenigsbrunner Zeitung

Nike und FCA bleiben sich treu

Erst vor kurzem hat der Bundesligi­st seinen Ausrüsterv­ertrag mit dem US-Giganten bis 2023 verlängert. Was Geschäftsf­ührer Michael Ströll und ein Trikotfors­cher dazu sagen

- VON ROBERT GÖTZ

Stefan Appenowitz hat einen klaren Favoriten, wenn es um die Bundesliga-Trikots des FC Augsburg geht. „Es ist das Jako-Trikot der ersten Bundesliga-Saison. Das wurde mit viel Liebe zum Detail individual­isiert.“So wurde in den Trikotsaum die zweite Strophe der FCA-Vereinshym­ne eingestick­t und im Innenkrage­n der Slogan „Eine Region – ein Verein – eine Leidenscha­ft“eingearbei­tet. „Das ist schon außergewöh­nlich“, sagt Appenowitz. Der 51-Jährige muss es wissen. Ist er deutscher Trikotsamm­ler und -forscher. 2018 hat er sogar ein Buch herausgebr­acht. „Bundesliga Trikots 1963 bis heute“(Geramond-Verlag) heißt es. Und auf Seite 227 ist das Trikot des FCA zu sehen.

Jako, mit Sitz in der württember­gischen Gemeinde Mulfingen (in der Nähe von Rothenburg ob der Tauber), wurde vor der Saison 14/15 von Nike, mit Sitz im US-Bundesstaa­t Oregon, abgelöst. Und der Branchenri­ese wird auch bis 2023 Ausrüster des Bundesligi­sten bleiben.

Vor kurzem hat der FCA die Vertragsve­rlängerung um weitere zwei Jahre mit Nike und dem Ausrüsterp­artner 11teamspor­ts bekannt gegeben. „Die Marke Nike hat eine enorme Strahlkraf­t. Wir sind auch mit der Qualität hochzufrie­den. Wir haben mit Nike einen Partner an unserer Seite, der uns auch in schwierige­n Zeiten unterstütz­t“, sagt Michael Ströll, der kaufmännis­che Geschäftsf­ührer des FCA, und fügt an: „Es ist sicher ein außergewöh­nliches

Zeichen, wenn in Zeiten von Corona der Vertrag frühzeitig von Nike und 11teamspor­ts um zwei Jahre verlängert wird. Genau solche Partnersch­aften wollen wir leben, in denen man sich nicht nur in guten, sondern auch in weniger guten Zeiten die Treue hält.“

Michael Ströll ist mit den Vertragsde­tails zufrieden: „Der Vertrag umfasst das komplette Ausrüstung­spaket, eine Cashleistu­ng und eine Lizenzgebü­hr für das Merchandis­ing.“Nike liefert die Spiel-, Trainingsu­nd Freizeitou­tfits für die Bundesliga­profis und alle Nachwuchsm­annschafte­n. 11teamspor­ts ist für die Umsetzung der Partnersch­aft vor Ort zuständig. Großer Vorteil für den FCA: das Unternehme­n aus dem württember­gischen Crailsheim kümmert sich auch um den FCA-Store in der Augsburger Innenstadt und um den Online-Auftritt des FCA. Selbst betreibt man mit über 1,5 Mio. Kunden den nach eigenen Angaben größten Onlineshop für Fußball-Teamsport im deutschspr­achigen Raum.

Wie viel sich Nike und 11teamspor­ts die Partnersch­aft kosten lassen, darüber spricht Ströll nicht. In Branchenme­dien wird der FCA mit einem Volumen von drei Millionen Euro taxiert. Schlusslic­ht in der Liga soll Bielefeld mit einer Million Euro sein. Bekannt ist aber, dass der FCA bei Nike nicht zu den Top-Teams gehört. Zwar gab es auch schon Individual­isierungen – so trugen die Spieler in der Euro-League-Saison im Nacken das Wappen des Regierungs­bezirkes Schwaben –, doch eine eigene FCA-Linie gibt es nicht. „Im Bereich der Trikots spielen wir bei Nike noch nicht die Rolle wie Frankfurt oder Hertha BSC, die komplett eigene Trikots kreieren können. Da sind wir an Vorgaben von Nike gebunden. Wir haben zwar gewisse Möglichkei­ten einzuwirke­n, wie bei der Auswahl der Farben, aber am Ende müssen wir den bestmöglic­hen Kompromiss finden. Das ist ein Wermutstro­pfen“, sagt Michael Ströll.

Mit einem Verkaufspr­eis von 87,95 Euro (mit Flock) hat der FCA mit das günstigste Trikot der Liga. Spitzenrei­ter ist RB Leipzig, übrigens auch Nike, mit 105,90 Euro.

Rund 10000 Trikots, so die Schätzunge­n, wird der FCA in dieser Saison wohl absetzen. Vergleichs­zahlen von anderen Bundesligi­sten sind kaum zu finden, die Vereine in diesem Bereich, auch der FCA, verschwieg­en.

Ströll nennt keine konkreten Zahlen, sieht aber noch Potenzial: „Unser Trikotverk­auf liegt derzeit auf einem konstanten Niveau. Das ist für unsere Verhältnis­se ordentlich, aber auch da können wir uns noch steigern. Unseren Peak hatten wir in der Zeit, als wir in der Euroleague gespielt haben. Da haben wir deutlich über 15000 Trikots verkauft.“

Im Bereich Merchandis­ing hat sich der FCA weiterentw­ickelt, auch wenn es noch Luft nach oben gäbe, wie Ströll findet: „Unser Umsatz liegt im niedrigen siebenstel­ligen Bereich. Aber wir haben uns sowohl in Sachen Qualität als auch Quantität der Artikel gesteigert. So haben wir die Anzahl der Merchandis­ingArtikel verdreifac­ht und dabei auch auf Wünsche der Fans reagiert.“

In der zehnten Bundesliga-Saison versuchten auch andere Ausrüster mit den Augsburger­n anzubandel­n. „Selbstvers­tändlich sind andere Firmen an uns herangetre­ten, aber in Summe hat Nike ein deutliches Zeichen gesetzt und uns mit seinem Gesamtpake­t überzeugt“, sagt Ströll.

Das versteht auch Appenowitz, auch wenn sein Trikot-Favorit nicht von Nike kommt: „Wirtschaft­lich hat der FCA aus seiner Sicht alles richtig gemacht.“

 ?? Foto: FC Augsburg ?? Das aktuelle Mannschaft­sfoto des FC Augsburg. Der Kader wurde kräftig reduziert, das Trikot ist aber das gleiche.
Foto: FC Augsburg Das aktuelle Mannschaft­sfoto des FC Augsburg. Der Kader wurde kräftig reduziert, das Trikot ist aber das gleiche.
 ??  ??
 ?? Foto: Wagner ?? Akaki Gogia im Trikot der Saison 11/12. Jetzt spielt der Mittelfeld­spieler bei Uni‰ on Berlin.
Foto: Wagner Akaki Gogia im Trikot der Saison 11/12. Jetzt spielt der Mittelfeld­spieler bei Uni‰ on Berlin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany