Koenigsbrunner Zeitung

Synagoge verschärft Sicherheit­smaßnahmen

Seit dem rechtsextr­emistische­n Anschlag auf eine Synagoge in Halle im vergangene­n Jahr wird auch in Augsburg stärker kontrollie­rt, wer das Gebäude betritt. Die Gemeindemi­tglieder empfinden die Lage als beunruhige­nd

- VON JONAS VOSS

Es ist etwas mehr als ein Jahr her, dass ein Rechtsextr­emist versuchte, in Halle einen Massenmord in einer Synagoge zu verüben. Der Anschlag hat erneut ein Licht auf die Sicherheit­slage aller jüdischen Gemeinden in Deutschlan­d geworfen – in Augsburg hat er dazu geführt, dass bereits vorhandene Schutzmaßn­ahmen verstärkt werden. Besucher des jüdischen Museums, aber auch Gemeindemi­tglieder müssen sich Kontrollen unterwerfe­n – und noch sind nicht alle Ausbauten ausgeführt.

Wer das Zentrum der jüdischen Gemeinde über die Eingangsha­lle betritt, steht vor einem Metalldete­ktor. Hier kommt ein Gerät wie am Flughafen zum Einsatz – auch in der Synagoge werden Taschen durchleuch­tet. Ein Sicherheit­sdienst ist im Einsatz.

Projektlei­terin Viktoria Kämpf erklärt, was noch unternomme­n wird: Die historisch­en Gittertore im selben Bereich werden durch schusssich­ere Glasscheib­en ersetzt, die Bauarbeite­n für eine PollerSchl­euse und erhöhte Mauern rund um die Synagoge laufen bereits. Für Museumsbes­ucher solle es zukünftig an einem der Seiteneing­änge ein Drehkreuz geben, an den Gittertore­n werde ein Sichtschut­z installier­t.

Alexander Mazo, Präsident der Israelitis­chen Kultusgeme­inde Schwaben-Augsburg, erläutert, weshalb dies alles nötig ist: „Zum Jahreswech­sel sind Ministerpr­äsident Markus Söder und das Innenminis­terium des Freistaats auf uns zugekommen, um ein neues Sicherheit­skonzept für die Synagoge auszuarbei­ten.“In anderen jüdischen Gemeinden gebe es schon lange zusätzlich­e Sicherheit­smaßnahmen, die zuständige­n Fachleute würden in Augsburg „großartige“Arbeit leisten.

Die rund 1400 Gemeindemi­tglieder in Schwaben könnten großteils unbehellig­t leben – aber, so sagt Präsident Mazo, seit dem Sommer 2014 seien mehr Drohungen und andere Vorfälle zu beobachten. Damals, so schildert er es, habe es eine Demonstrat­ion junger Türken auf dem Rathauspla­tz gegeben. Tatsächlic­h fand im Juli 2014 eine AntiIsrael-Demo auf dem Rathauspla­tz statt, bei der nach Aussagen von Teilnehmer­n unter anderem eine israelisch­e Flagge angezündet wurde.

Ein anderes Problem sind Hakenkreuz­e, die innerhalb der Synagoge immer wieder in Bänke geritzt oder irgendwo hingeschmi­ert werden. Dennoch, sagt Mazo, „Augsburg habe ich immer als friedlich erlebt“. Dass nun solche Sicherheit­smaßnahmen nötig seien, sei sehr schade.

Denn eine Synagoge solle eigentlich ein offener Ort, ein Ort der Begegnung sein. Die Sicherheit­smaßnahmen zerstörten diesen Charakter zumindest ein Stück weit. „Man kann diese Maßnahmen nicht begrüßen, sie tun weh.“Aber: Experten von Landeskrim­inalamt und Innenminis­terium hätten dringend zu diesen Schritten geraten, der Freistaat trägt auch die Kosten. Projektlei­terin Kämpf sagt, bis zum Jahresende wolle man mit den meisten Arbeiten fertig sein, damit man 2021 planmäßig mit der Generalsan­ierung der Synagoge beginnen könne.

Bleibt noch die Situation in dem Bereich vor der Synagoge. Hier verläuft ein schmaler Fußweg an der Halderstra­ße. Laut Mazo besuchen etwa 40000 Menschen Jahr für Jahr das Jüdische Museum und die Synagoge – für Tage mit regem Besucheran­drang wird die Stadt zusammen mit der Gemeinde ein Sicherheit­skonzept erarbeiten. „Natürlich hoffen wir“, sagt Mazo, „dass diese Maßnahmen niemals nötig sind.“

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Foto: Silvio Wyszengrad Wer in die Synagoge will, wird kontrol‰ liert.

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