Synagoge verschärft Sicherheitsmaßnahmen
Seit dem rechtsextremistischen Anschlag auf eine Synagoge in Halle im vergangenen Jahr wird auch in Augsburg stärker kontrolliert, wer das Gebäude betritt. Die Gemeindemitglieder empfinden die Lage als beunruhigend
Es ist etwas mehr als ein Jahr her, dass ein Rechtsextremist versuchte, in Halle einen Massenmord in einer Synagoge zu verüben. Der Anschlag hat erneut ein Licht auf die Sicherheitslage aller jüdischen Gemeinden in Deutschland geworfen – in Augsburg hat er dazu geführt, dass bereits vorhandene Schutzmaßnahmen verstärkt werden. Besucher des jüdischen Museums, aber auch Gemeindemitglieder müssen sich Kontrollen unterwerfen – und noch sind nicht alle Ausbauten ausgeführt.
Wer das Zentrum der jüdischen Gemeinde über die Eingangshalle betritt, steht vor einem Metalldetektor. Hier kommt ein Gerät wie am Flughafen zum Einsatz – auch in der Synagoge werden Taschen durchleuchtet. Ein Sicherheitsdienst ist im Einsatz.
Projektleiterin Viktoria Kämpf erklärt, was noch unternommen wird: Die historischen Gittertore im selben Bereich werden durch schusssichere Glasscheiben ersetzt, die Bauarbeiten für eine PollerSchleuse und erhöhte Mauern rund um die Synagoge laufen bereits. Für Museumsbesucher solle es zukünftig an einem der Seiteneingänge ein Drehkreuz geben, an den Gittertoren werde ein Sichtschutz installiert.
Alexander Mazo, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg, erläutert, weshalb dies alles nötig ist: „Zum Jahreswechsel sind Ministerpräsident Markus Söder und das Innenministerium des Freistaats auf uns zugekommen, um ein neues Sicherheitskonzept für die Synagoge auszuarbeiten.“In anderen jüdischen Gemeinden gebe es schon lange zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen, die zuständigen Fachleute würden in Augsburg „großartige“Arbeit leisten.
Die rund 1400 Gemeindemitglieder in Schwaben könnten großteils unbehelligt leben – aber, so sagt Präsident Mazo, seit dem Sommer 2014 seien mehr Drohungen und andere Vorfälle zu beobachten. Damals, so schildert er es, habe es eine Demonstration junger Türken auf dem Rathausplatz gegeben. Tatsächlich fand im Juli 2014 eine AntiIsrael-Demo auf dem Rathausplatz statt, bei der nach Aussagen von Teilnehmern unter anderem eine israelische Flagge angezündet wurde.
Ein anderes Problem sind Hakenkreuze, die innerhalb der Synagoge immer wieder in Bänke geritzt oder irgendwo hingeschmiert werden. Dennoch, sagt Mazo, „Augsburg habe ich immer als friedlich erlebt“. Dass nun solche Sicherheitsmaßnahmen nötig seien, sei sehr schade.
Denn eine Synagoge solle eigentlich ein offener Ort, ein Ort der Begegnung sein. Die Sicherheitsmaßnahmen zerstörten diesen Charakter zumindest ein Stück weit. „Man kann diese Maßnahmen nicht begrüßen, sie tun weh.“Aber: Experten von Landeskriminalamt und Innenministerium hätten dringend zu diesen Schritten geraten, der Freistaat trägt auch die Kosten. Projektleiterin Kämpf sagt, bis zum Jahresende wolle man mit den meisten Arbeiten fertig sein, damit man 2021 planmäßig mit der Generalsanierung der Synagoge beginnen könne.
Bleibt noch die Situation in dem Bereich vor der Synagoge. Hier verläuft ein schmaler Fußweg an der Halderstraße. Laut Mazo besuchen etwa 40000 Menschen Jahr für Jahr das Jüdische Museum und die Synagoge – für Tage mit regem Besucherandrang wird die Stadt zusammen mit der Gemeinde ein Sicherheitskonzept erarbeiten. „Natürlich hoffen wir“, sagt Mazo, „dass diese Maßnahmen niemals nötig sind.“