Wie es Augsburger Firmen mit HomeOffice halten
Die Pandemie hat Auswirkungen auf die Arbeitsweisen in vielen Betrieben in der Stadt. Mobile Arbeitsplätze sind bei vielen allerdings nicht erst seit der Corona-Krise ein Thema
Anstatt Flurfunk beim Büro-Kaffee und Mittagessen mit Kollegen in der Kantine werden nun die Kochkünste am heimischen Herd aufpoliert: Viele Augsburger Arbeitnehmer erleben seit Beginn der Corona-Krise im März einen veränderten Arbeitsalltag. Das Virus hat besonders für Büroangestellte das Arbeitsleben auf den Kopf gestellt – nicht nur zum Schlechteren. Das Forschungsinstitut für Digitale Transformation, ein Teil der Bayerischen Akademie für Wissenschaften in München, hat Arbeitnehmer zur aktuellen Situation befragt, die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: 69 Prozent wünschen sich auch nach der Krise mehr Home-Office. 55 Prozent gehen jedoch davon aus, dass Unternehmen diese Arbeitsform wieder einschränken werden. In Augsburg gehen Unternehmen unterschiedlich mit dem Modell um.
Der Software-Hersteller Baramundi beschäftigt in Augsburg rund 220 Menschen, etwa 80 Prozent davon arbeiten im Glaspalast. Laut einem Unternehmenssprecher befanden sich während des ersten Höhepunkts der Corona-Pandemie über 90 Prozent der Mitarbeiter im Mobile Office, arbeiteten also von zuhause aus, im Sommer wurde ein Schichtsystem angewandt. „Mit den gegenwärtig ansteigenden Zahlen wird das Mobile Office in Vollzeit für den Großteil der Belegschaft wieder zur Regel.“
In der Firma sei jeder Mitarbeiter mit den nötigen Geräten ausgestattet, um außerhalb des Büros arbeiten zu können. Zwar habe Corona dem Modell nochmals einen „Schub“verliehen, erklärt der Pressesprecher. Doch auch zuvor sei es eine Option gewesen. Nach der Corona-Krise werde die klassische Präsenzarbeit im Büro wohl deutlich reduziert weitergeführt werden. Wie weit reduziert werde, sei noch nicht klar – die „Präsenzarbeit wird aber weiterhin eine Rolle spielen“.
Beim Automobilzulieferer Faurecia Clean Mobility arbeiten in Augsburg aktuell etwa 1400 Mitarbeiter. Pressesprecherin Tina Mühlbauer erklärt, „diejenigen, die am Computer arbeiten, haben die Möglichkeiten, ins Home-Office zu wechseln.“Dies sei bereits vor der Corona-Krise ein gängiges Modell gewesen, in Absprache mit den Vorgesetzten.
Aktuell halten sich die Anwesenheit am Arbeitsplatz und die Arbeit im Home-Office je nach Bedarf und Arbeitsaufgaben die Waage. Wichtig sei, dass die Abstandsregeln eingehalten werden können. Die Firma habe die Teams dazu angehalten, in Schichten zu arbeiten, um so das Infektionsrisiko zu reduzieren. Solange die Pandemie andauere, werde dieses Modell beibehalten, sofern dies Mitarbeiter und Führungskräfte wünschen.
Bei der Stadtsparkasse Augsburg sind laut Sprecher Marcus Hupfauer derzeit 16 Prozent der bankspezifisch Beschäftigten im Home-Office tätig. Im Unternehmen können Mitarbeiter in Abstimmung mit ihrer
Führungskraft maximal 60 Prozent der durchschnittlichen regelmäßigen Arbeitszeit zuhause verbringen – sofern die ausgeübte Tätigkeit es zulässt.
Als Bank hat die Sparkasse zwangsläufig auch die Entwicklung des regionalen Immobilienmarkts im Blick. Hupfauer erklärt, bis dato sei kein erhöhter Leerstand bei Büroimmobilien zu verzeichnen. Ob in Zukunft weniger Büroflächen aufgrund des Trends zum Arbeiten von zuhause oder unterwegs benötigt werden, sei derzeit nicht absehbar.
Was die Sparkasse aber feststellt: „Investoren und Bauherren springen unserer jüngsten Erfahrung nach bislang nicht ab. Es ist unverändert, aufgrund der Niedrigzinssituation und mangelnder Immobilienanlagemöglichkeiten, ein hoher Anlagedruck bei den Investoren gegeben.“Viel wichtiger als HomeOffice für den heimischen Markt der
Büroimmobilien in der nächsten Zeit sei die gesamtkonjunkturelle Situation oder Insolvenzen.
Für den Baustoff-Hersteller PCI arbeiten in Augsburg circa 500 Menschen. Aktuell arbeitet ein Teil davon von zuhause aus. Konkrete Zahlen zu nennen sei schwierig, erklärt Unternehmenssprecherin Susanne Herchner. „Wir haben flexible, auf die Arbeitsprozesse abgestimmte Regelungen.“Einzelne Bereiche würden sich nach den jeweiligen Bedürfnissen abstimmen. Vor der Corona-Krise bot das Unternehmen Home-Office in geringerem Umfang an, seit März sei die Nachfrage stark gewachsen.
Wie es weitergeht, sagt Herchner, hänge vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab und sei an den Grenzwert bezüglich der Covid-19-Fallzahlen gekoppelt. Nach der Krise wolle das Unternehmen vermehrt Arbeitsplätze außerhalb des Büros anbieten, dies würde auch von der Belegschaft „sehr begrüßt“.
MAN Energy Solutions beschäftigt in der Stadt knapp 4000 Mitarbeiter – viele davon arbeiten derzeit im Home-Office. Wie ein Unternehmenssprecher erklärt, ziele man als Richtgröße auf eine Anwesenheitsquote von 50 Prozent für das gesamte Werk. Seit Beginn der Pandemie setze man Home-Office rollierend ein. Der Sprecher sagt, grundsätzlich sollten Mitarbeiter die Möglichkeit haben, mit Kollegen ihrer Tätigkeit im Unternehmen nachzugehen. Ein durchgehendes Arbeiten aus dem Home-Office sei nur in medizinisch begründbaren Einzelfällen möglich. Die nicht von daheim aus arbeitenden Angestellten müssen bei MAN einen Mundschutz am Arbeitsplatz tragen – allerdings nur, wenn ein Mindestabstand von 1,5 Metern nicht einzuhalten ist.