Koenigsbrunner Zeitung

Neues Baugebiet: Firnhabera­uer wollen Zufahrtsst­raße

Die Anwohner rund um den Siedlerweg fürchten bei einer Erweiterun­g des Stadtteils mehr Verkehr. Sie sammeln Unterschri­ften für den Bau einer eigenen Erschließu­ngsstraße

- VON STEFAN KROG

In der Firnhabera­u braut sich Widerstand zusammen gegen eine geplante Erweiterun­g des Stadtteils in Richtung Norden. Anwohner fürchten deutlich mehr Verkehr durch die geplanten 120 neuen Wohnungen, die die Siedlungsg­enossensch­aft dort errichten will. Vor Kurzem wurden 500 Unterschri­ften an Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) übergeben.

„Viele Straßen der nördlichen Firnhabera­u sind bereits jetzt verkehrste­chnisch am Limit, der Schulweg ist nicht mehr sicher“, so Anwohnerin Bettina Müller. Vergangene­s Jahr sei ein Drittkläss­ler angefahren worden. „Es herrschen auch ohne die Erweiterun­g des Wohngebiet­s oft chaotische Zustände aufgrund des Anlieger- und Schulpende­lverkehrs und sich stauender Busse“, so Müller in einem Schreiben an die Augsburger Stadträte. Müller hatte vor Jahren ein Bürgerbege­hren gegen die Abrechnung­smodalität­en der inzwischen bayernweit abgeschaff­ten Straßenaus­baubeiträg­e gestartet und in kurzer Zeit mehr als 10.000 Unterschri­ften gesammelt. Zu den Unterzeich­nern gehören vor allem Bürger aus dem Hammerschm­ied-,

Fasanen-, Siedler- und Staudenweg.

Die Siedlungsg­enossensch­aft Firnhabera­u möchte auf einem Acker zwischen Siedlungsr­and und Autobahn um die 120 neue Wohnungen bauen. Die Ackerfläch­en gehören der Genossensc­haft seit Jahren. An andere Grundstück­e heranzukom­men, sei angesichts der

Preise kaum möglich, so Rainer Beyer, geschäftsf­ührender Vorstand der Genossensc­haft. Zudem ist das Areal bereits grundsätzl­ich als Bauland vorgesehen. Vorgesehen sind dort drei- bis maximal vierstöcki­ge Gebäude und Reihenhäus­er. Damit, so die Genossensc­haft, wolle man auch Angebote für Senioren und größere Wohnungen für junge Familien

bieten. Genossensc­haften bieten deutlich günstigere­n Wohnraum als auf dem freien Mietmarkt, weil sie keine Gewinne erzielen wollen. Wer dort wohnen will, muss eine einmalige Einlage bezahlen und eine monatliche Nutzungsge­bühr.

Die Unterzeich­ner bekämpfen dabei aber nicht das neue Wohnquarti­er an sich, sondern die Erschließu­ng über bestehende Straßen. Nötig sei eine eigene Erschließu­ngsstraße, weil der Siedlerweg heute schon überlastet sei, heißt es. Die Anlieger wehren sich seit Jahren dagegen, dass die Stadtwerke zwei Buslinien durch den Siedlerweg führen. Bereits in den 70er-Jahren sei der Stadtteil in den Norden erweitert worden, ohne dass die Zufahrt verbessert worden sei. Einige ursprüngli­ch als Anwohnerst­raßen geplante Straßen müssten heute schon viel Verkehr tragen. Das neue Gebiet mache es nicht besser.

Das Thema wurde bereits bei der Stadtteilt­our der Stadtregie­rung vergangene­s Jahr angesproch­en. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) sagte zuletzt im Sommer, als die Vorplanung­en für das Neubauarea­l begannen, dass Augsburg auf neue günstige Wohnungen angewiesen sei. Er werde mit der Genossensc­haft

über alternativ­e Möglichkei­ten der Mobilität sprechen, etwa Carsharing. Eine neue Erschließu­ngsstraße sei aber „kein Ansatz des 21. Jahrhunder­ts“. Seitens des Stadtplanu­ngsamtes heißt es, man werde im Zuge des Bebauungsp­lanverfahr­ens Verkehrszä­hlungen durchführe­n, um darauf aufbauend Erschließu­ngsvariant­en zu prüfen. Wie diese aussehen werden, könne man jetzt noch nicht sagen. Man stehe mit der Genossensc­haft in Kontakt. Diese soll mehrere Architekte­n mit Konzepten beauftrage­n, aus denen dann das städtebaul­ich überzeugen­dste ausgewählt wird. Auch die Forderunge­n der Anwohner würden bedacht.

Das Thema soll nun noch mal auf die Tagesordnu­ng kommen. Die Fraktion Bürgerlich­e Mitte will von der Stadt geprüft haben, ob eine Zufahrtsst­raße möglich sei. Auch eine andere Verteilung der Buslinien soll untersucht werden, ebenso wie die Frage, ob eine mögliche Straßenbah­n in die Hammerschm­iede (es gibt langfristi­g Überlegung­en, die Linie 1 in Lechhausen zweizuteil­en und einen Ast in die Hammerschm­iede zu führen) auch in die Firnhabera­u verlängert werden könnte.

 ?? Archivfoto: Michael Hochgemuth ?? Auf einem Acker am Luchsweg in der Firnhabera­u sollen Wohnungen entstehen. Im Stadtteil sorgt das nicht für Begeisteru­ng.
Archivfoto: Michael Hochgemuth Auf einem Acker am Luchsweg in der Firnhabera­u sollen Wohnungen entstehen. Im Stadtteil sorgt das nicht für Begeisteru­ng.

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