Augsburger müssen mit neuen Einschränkungen rechnen
Die Fallzahlen in Augsburg steigen weiter an. Während die Uniklinik damit rechnet, dass die zweite Welle das Krankenhaus „mit Wucht“treffen wird, gibt es aus einem Seniorenheim überraschende Nachrichten
Die Schilder, die in der Augsburger Innenstadt auf die Maskenpflicht hinweisen, sind ziemlich eindeutig: „Maske auf“heißt es da kurz und knapp. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) schlug in dieser Woche deutlich diplomatischere Töne an. In ihrer fünfminütigen Videobotschaft an die Bürger dankte sie allen, die „Verantwortung übernehmen“und sich „an die Regeln halten, auch wenn es oft weh tut“. Möglicherweise wird es schon bald noch mehr weh tun.
Sollte der Sieben-Tage-Wert auf über 200 steigen, droht der Stadt ein regionaler Lockdown, wie er in dieser Woche über Berchtesgaden verhängt wurde – dort wurden unter anderem Schulen, Gastronomie und Freizeiteinrichtungen geschlossen. Wer das Haus verlässt, braucht einen „triftigen Grund“. In Augsburg kletterte der Sieben-Tage-Wert – die Zahl der neuen Corona-Fälle innerhalb von sieben Tagen pro 100.000 Einwohner – am Freitag bereits auf 177,5. Es wäre fast schon eine Überraschung, wenn die 200erMarke nicht noch am Wochenende überschritten würde.
An den Schulen bereitet man sich jedenfalls schon intensiv auf den Fall einer Schließung oder zumindest auf geteilte Klassen und einen Wechsel zwischen Heim- und Schulunterricht vor. Am Freitag wurden Schüler sicherheitshalber schon einmal aufgefordert, alle Schulbücher mit nach Hause zu nehmen. Als das im Frühjahr der Fall war, erfolgte wenige Tage später tatsächlich die Schließung der Schulen. Die Stadt legt sich bislang nicht fest, welche Maßnahmen bei weiter steigenden Fallzahlen konkret kommen sollen. Das müsse von der Entwicklung abhängig gemacht werden, heißt es. Mit einem schnellen Sinken der Neuinfektionen rechnet aktuell aber niemand. Dazu sei, so heißt es, das Virus schon zu weit verbreitet.
Betroffen von Corona sind unter anderem das Seniorenheim Haus Abraham in Inningen und die geriatrische Reha-Klinik der HessingStiftung, eine Einrichtung für ältere Patienten. Obwohl die Betroffenen dort jeweils zur Hochrisikogruppe gehören, hat das Virus bei den meisten zumindest bislang offensichtlich keine allzu gravierenden Folgen. Im Inninger Seniorenheim infizierten sich bisher 28 Bewohner mit dem Coronavirus.
Ein über 80-jähriger Bewohner, der infiziert war, ist gestorben. Ob er an der Viruserkrankung gestorben ist, kann ein Sprecher des Heimbetreibers aber aus Datenschutzgründen nicht sagen. Es ist der bislang einzige Todesfall eines Corona-Infizierten, seit die zweite Welle Augsburg erreicht hat. Zu Beginn der Pandemie im Frühjahr stieg die Zahl der Toten deutlich schneller als zuletzt. Insgesamt sind bisher 17 Menschen in Augsburg an oder mit dem Virus gestorben.
Bemerkenswert ist allerdings: Die weiteren 27 betroffenen Senioren im Haus Abraham hätten jedenfalls bisher keine Symptome gezeigt, so der Sprecher. Neue Fälle seien in den vergangenen Tagen nicht mehr dazu gekommen. In der Reha-Klinik bei Hessing in Göggingen haben sich bisher 16 Patienten infiziert. Zehn seien zwischenzeitlich in verschiedene Akutkliniken verlegt worden, die meisten aufgrund signifikanter Vorerkrankungen, aber mit lediglich leichten Symptomen, sagt Hessing-Direktor Michael Hofmann auf Anfrage. Kein Patient sei zum Zeitpunkt der Verlegung „intensivpflichtig“gewesen. Aktuell seien laut Hofmann noch sechs Corona-Patienten in der Reha-Klinik – mit derzeit leichten Symptomen oder auch symptomfrei.
An der Uniklinik ist die Zahl der Corona-Patienten in dieser Woche deutlich gestiegen – auf über 50 am Freitag. Laut deutschem Intensivregister wurden Stand Freitag zwölf Patienten auf der Intensivstation behandelt, fünf davon mussten beatmet werden. An den Kliniken in der Stadt wurden 33 freie Intensivbetten gemeldet. Der Ärztliche Direktor Professor Michael Beyer warnte davor, dass die zweite Corona-Welle das Uniklinikum wohl mit größerer Wucht treffen werde als die erste Welle im Frühjahr.