Koenigsbrunner Zeitung

Augsburger müssen mit neuen Einschränk­ungen rechnen

Die Fallzahlen in Augsburg steigen weiter an. Während die Uniklinik damit rechnet, dass die zweite Welle das Krankenhau­s „mit Wucht“treffen wird, gibt es aus einem Seniorenhe­im überrasche­nde Nachrichte­n

- VON JÖRG HEINZLE

Die Schilder, die in der Augsburger Innenstadt auf die Maskenpfli­cht hinweisen, sind ziemlich eindeutig: „Maske auf“heißt es da kurz und knapp. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) schlug in dieser Woche deutlich diplomatis­chere Töne an. In ihrer fünfminüti­gen Videobotsc­haft an die Bürger dankte sie allen, die „Verantwort­ung übernehmen“und sich „an die Regeln halten, auch wenn es oft weh tut“. Möglicherw­eise wird es schon bald noch mehr weh tun.

Sollte der Sieben-Tage-Wert auf über 200 steigen, droht der Stadt ein regionaler Lockdown, wie er in dieser Woche über Berchtesga­den verhängt wurde – dort wurden unter anderem Schulen, Gastronomi­e und Freizeitei­nrichtunge­n geschlosse­n. Wer das Haus verlässt, braucht einen „triftigen Grund“. In Augsburg kletterte der Sieben-Tage-Wert – die Zahl der neuen Corona-Fälle innerhalb von sieben Tagen pro 100.000 Einwohner – am Freitag bereits auf 177,5. Es wäre fast schon eine Überraschu­ng, wenn die 200erMarke nicht noch am Wochenende überschrit­ten würde.

An den Schulen bereitet man sich jedenfalls schon intensiv auf den Fall einer Schließung oder zumindest auf geteilte Klassen und einen Wechsel zwischen Heim- und Schulunter­richt vor. Am Freitag wurden Schüler sicherheit­shalber schon einmal aufgeforde­rt, alle Schulbüche­r mit nach Hause zu nehmen. Als das im Frühjahr der Fall war, erfolgte wenige Tage später tatsächlic­h die Schließung der Schulen. Die Stadt legt sich bislang nicht fest, welche Maßnahmen bei weiter steigenden Fallzahlen konkret kommen sollen. Das müsse von der Entwicklun­g abhängig gemacht werden, heißt es. Mit einem schnellen Sinken der Neuinfekti­onen rechnet aktuell aber niemand. Dazu sei, so heißt es, das Virus schon zu weit verbreitet.

Betroffen von Corona sind unter anderem das Seniorenhe­im Haus Abraham in Inningen und die geriatrisc­he Reha-Klinik der HessingSti­ftung, eine Einrichtun­g für ältere Patienten. Obwohl die Betroffene­n dort jeweils zur Hochrisiko­gruppe gehören, hat das Virus bei den meisten zumindest bislang offensicht­lich keine allzu gravierend­en Folgen. Im Inninger Seniorenhe­im infizierte­n sich bisher 28 Bewohner mit dem Coronaviru­s.

Ein über 80-jähriger Bewohner, der infiziert war, ist gestorben. Ob er an der Viruserkra­nkung gestorben ist, kann ein Sprecher des Heimbetrei­bers aber aus Datenschut­zgründen nicht sagen. Es ist der bislang einzige Todesfall eines Corona-Infizierte­n, seit die zweite Welle Augsburg erreicht hat. Zu Beginn der Pandemie im Frühjahr stieg die Zahl der Toten deutlich schneller als zuletzt. Insgesamt sind bisher 17 Menschen in Augsburg an oder mit dem Virus gestorben.

Bemerkensw­ert ist allerdings: Die weiteren 27 betroffene­n Senioren im Haus Abraham hätten jedenfalls bisher keine Symptome gezeigt, so der Sprecher. Neue Fälle seien in den vergangene­n Tagen nicht mehr dazu gekommen. In der Reha-Klinik bei Hessing in Göggingen haben sich bisher 16 Patienten infiziert. Zehn seien zwischenze­itlich in verschiede­ne Akutklinik­en verlegt worden, die meisten aufgrund signifikan­ter Vorerkrank­ungen, aber mit lediglich leichten Symptomen, sagt Hessing-Direktor Michael Hofmann auf Anfrage. Kein Patient sei zum Zeitpunkt der Verlegung „intensivpf­lichtig“gewesen. Aktuell seien laut Hofmann noch sechs Corona-Patienten in der Reha-Klinik – mit derzeit leichten Symptomen oder auch symptomfre­i.

An der Uniklinik ist die Zahl der Corona-Patienten in dieser Woche deutlich gestiegen – auf über 50 am Freitag. Laut deutschem Intensivre­gister wurden Stand Freitag zwölf Patienten auf der Intensivst­ation behandelt, fünf davon mussten beatmet werden. An den Kliniken in der Stadt wurden 33 freie Intensivbe­tten gemeldet. Der Ärztliche Direktor Professor Michael Beyer warnte davor, dass die zweite Corona-Welle das Unikliniku­m wohl mit größerer Wucht treffen werde als die erste Welle im Frühjahr.

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Archivfoto: Annette Zoepf In Teilen der Innenstadt gilt eine Mas‰ kenpflicht.

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