Schüler müssen weiter Masken tragen
Die Landräte der Kreise Augsburg und Aichach-Friedberg machen klar, warum sie keine Ausnahmen zulassen wollen. Unterdessen steigt die Zahl der Neu-Infektionen
Landkreis In der Debatte um die Maskenpflicht an Schulen haben sich jetzt Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber und die Landräte Klaus Metzger (Aichach-Friedberg) sowie Martin Sailer (Augsburg) am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung zu Wort gemeldet. Die drei CSU-Politiker machen klar: Angesichts der Infektionszahlen in Augsburg und Umland sehen sie keinen Spielraum für Ausnahmen von der Maskenpflicht an Schulen.
Andere Landkreise in Schwaben handhaben das anders. So wurde in Günzburg am Freitag die Maskenpflicht aufgehoben.
Am Freitagvormittag lag die Sieben-Tages-Inzidenz in Augsburg bei 177,5, im Kreis Augsburg bei 81,9 und in Aichach-Friedberg bei 60, 9. Angesichts dieser Werte gebe es keine Alternative, so die Politiker. Die jüngsten Corona-Maßnahmen des Freistaates sehen vor, dass in kreisfreien Städten und Landkreisen, die eine Inzidenz von 50 Neuinfektionen je 100000 Einwohnern in sieben Tagen überschreiten, eine Maskenpflicht für alle Schularten und Jahrgangsstufen gelten soll.
Kurz nach dem Inkrafttreten der 7. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung wurde die Maskenpflicht an Grundschulen in vereinzelten Städten und Landkreisen Bayerns wieder aufgehoben. Auch in der Region wird vermehrt der Wunsch nach einer entsprechenden Ausnahmeregelung laut.
In einem Abstimmungsgespräch kamen die Augsburger Oberbürgermeisterin Weber, der Landrat des Landkreises Aichach-Friedberg, Klaus Metzger, sowie der Augsburger Landrat Martin Sailer übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass es nach derzeitigem Stand keine rechtliche Handhabe gebe, die Verpflichtung zur Mund-Nase-Bedeckung an Grundschulen aufzuheben: „Die Grundsatzentscheidung, eine Maskenpflicht ab einem Inzidenzwert von 50 für alle Grundschulen im Landkreis einzuführen, hat der Freistaat in seiner Verordnung verbindlich getroffen“, erklärt Landrat
Martin Sailer. „Eine Ausnahme ist gemäß der Verordnung nur möglich, wenn ein klar eingrenzbares Ausbruchsgeschehen vorliegt.“Dies sei weder im Landkreis Augsburg noch im Landkreis AichachFriedberg oder im Stadtgebiet Augsburg aktuell der Fall. „Die Erfahrung aus dem Frühjahr hat deutlich aufgezeigt, dass wir versuchen müssen, den Normalbetrieb an Schulen so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.
Die Maskenpflicht an den Schulen trägt dazu einen großen Teil bei“, sagt Oberbürgermeisterin Eva Weber. Landrat Dr. Metzger pflichtet bei: „Wichtig ist, dass wir in der Region gemeinsam versuchen, das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen. Neben der individuellen Verantwortung sind klare, einheitliche Regeln unverzichtbar.“
Der Augsburger Landrat Sailer hatte schon am Donnerstag betont:
„Wir werden keine Ausnahmeregelung für Grundschulen im Landkreis Augsburg aussprechen.“Er rief die Eltern dazu auf, mit gutem Vorbild voranzugehen und Kindern zu erklären, warum dies aktuell nötig und sinnvoll ist.
Sailer: „Sobald Kinder das ‘Warum’ verstehen, sind sie meist sehr aktiv darum bemüht, die Vorgabe gewissenhaft einzuhalten. Und sollten Kinder tatsächlich gesundheitliche Einschränkungen haben, kann ein Arzt ein entsprechendes Attest ausstellen und das Kind von der Maskenpflicht befreien.“
Im Landkreis Augsburg sind dem Gesundheitsamt derzeit an folgenden Schulen und Kitas Corona-Fälle bekannt: Grundschule Klosterlechfeld, FOS/BOS Neusäß, Mittelschule Zusmarshausen, Realschule Bobingen, Berufsschule Neusäß, Gymnasium Diedorf, Mittelschule Neusäß, Grundschule Neusäß/Täfertingen, Grundschule Gessertshausen,
Mittelschule Schwabmünchen. Im Bereich der Kinderbetreuungseinrichtungen liegen aktuell Fälle in der Kindervilla Tiefenbach und dem Kindergarten Gessertshausen vor. Auf die schwierige Situation an den betroffenen Schulen weist die Stadtberger SPD-Landtagsabgeordnete Simone Strohmayr hin. „Das ist für Schulen, für die Schülerinnen und Schüler sowie für die Eltern gleichermaßen eine Herausforderung. Was sollen beispielsweise Alleinerziehende ohne Notbetrieb machen?“
Lehrerinnen und Lehrer, die sich ebenso in Quarantäne befinden, seien kaum zu vertreten. Viele Unterrichtsstunden fielen ersatzlos aus, so Strohmayr. Die Bildungspolitkerin der SPD-Landtagsfraktion fordert daher ein Umdenken bei den aktuellen Regelungen etwa zur häuslichen Quarantäne.
Denkbar wäre zum Beispiel, bei einem zweifach negativen Testergebnis
im Abstand von fünf beziehungsweise sieben Tagen die Isolation zu verkürzen. „Andere Bundesländer wie Saarland oder RheinlandPfalz machen es uns vor“, so Strohmayr. Zudem müsse der Freistaat mehr Lehrer einstellen, um Engpässe überbrücken zu können.
Spannend wird, wie sich die Infektionszahlen über das kommende Wochenende entwickeln. In Augsburg geht das Gesundheitsamt davon aus, dass beim Inzidenzwert die Marke 200 gerissen werden könnte. Damit käme die Stadt allmählich in die Bereiche, in denen in Berchtesgaden ein Lockdown verhängt worden ist.
Im Landkreis Augsburg ist laut Gesundheitsamt ebenfalls ein weiterer Anstieg denkbar, „bevor die bayernweiten Vorgaben der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung Wirkung zeigen. Mit abschließender Sicherheit lässt sich das jedoch nicht prognostizieren“.