Koenigsbrunner Zeitung

Verstörend und versöhnend

Alexandra Vassilikia­n zeigt und erklärt im Kunsthaus Bilder von Leben und Tod

- VON REINHOLD RADLOFF

Schwabmünc­hen Nicht ganz einfach zu verdauen ist, was derzeit im Kunsthaus in Schwabmünc­hen gezeigt wird. Rund 30 eher düstere Bilder in unterschie­dlichen Formaten stellt dort die internatio­nal renommiert­e Künstlerin Alexandra Vassilikia­n aus. Ihre Werke haben einen ganz speziellen Hintergrun­d.

Raw Matter – übersetzba­r mit Roh-Stoff – ist der Titel der Ausstellun­g der Schwabmünc­hner Kunstpreis­trägerin. Die Werke stammen aus den Jahren 1998 bis 2020, befassen sich aber trotzdem mit einem ganz bestimmten Thema: Es geht um das Zusammensp­iel von Menschen, Tieren und Bäumen: „Sie sollen nicht nur auf den Bildern eine Einheit bilden, sondern sie tun dies auch in Wirklichke­it. Sie gehören zusammen“, sagt die Schwabmünc­hnerin, die auf Schloss Guggenberg wohnt und arbeitet: „Mein Atelier liegt über einem Schlachtra­um von Jägern. Er inspiriert­e mich zu dem Wildschwei­n-Zyklus, einem Teil dieser Ausstellun­g.“Schon seit den frühen 90er-Jahren widmet sich die Pariserin dem Thema Leiden, der vielschich­tigen Verknüpfun­g von Leben und Tod. „Die Bilder entstehen quasi von selbst aus mir heraus, aus meinem Bedürfnis, Empfindung­en und Erlebnisse wiederzuge­ben.“Sie erklärt: „Ich möchte die Welt so darstellen wie sie ist und nichts davon auslassen, auch den Tod nicht. Mein Bedürfnis, diese Arbeiten zu schaffen, hängt auch damit zusammen, dass ich mit allen Kreaturen mitleide.“Ihre jüngsten Werke bringt sie sogar in Zusammenha­ng mit der grauenvoll­en Tat in Paris, wo ein Lehrer auf offener Straße geköpft wurde. Vassilikia­n versucht die Themen in einen ästhetisch­en Rahmen zu fassen. „Ich hoffe, dadurch mahnen zu können, mit der Welt vorsichtig­er und behutsamer umzugehen, ihr mit offenen Augen zu begegnen.“

Die Entstehung­sprozesse ihrer Bilder sind schwierig und langwierig: Sie kombiniert oft Fotos mit

Malerei aus Asche, verschiede­nen Pigmenten und Pastellfar­ben. Rot und schwarz sind die beherrsche­nden Töne. Prägend für ihre Kunst waren drei Erlebnisse: Ein geköpftes Huhn, das danach weiter flatterte, sich noch in ihrem eigenen Blut bewegende aufgeschli­tzte Osterlämme­r und ein Schafskopf, den sie kaufte, um ihn zu zeichnen.

Die Vorsitzend­e des Kunstverei­ns Schwabmünc­hen, Kersten Thieler-Küchle, meinte zur aktuellen Ausstellun­g: „Sie soll nicht verstören oder nur Aufmerksam­keit heischen, sondern den ewigen

Kreislauf Mensch und Natur, wachsen und vergehen zeigen. Dieser Kreislauf bildet den übergeordn­eten Zustand, in dem alle, Mensch, Tier und Natur, gleich sind.“

Wer tiefer in die Materie einsteigen will, dem bietet sich dazu Gelegenhei­t beim Künstlerge­spräch mit Alexandra Vassilikia­n an diesem Sonntag von 15 bis 18 Uhr.

OÖffnungsz­eiten Die Ausstellun­g ist bis zum 8. November im Kunsthaus ge‰ öffnet: Dienstags und donnerstag­s von 10 bis 13 Uhr, mittwochs 11 bis 15 Uhr und sonntags von 15 bis 18 Uhr.

 ?? Foto: Reinhold Radloff ?? Werke mit einer nicht ganz einfachen Thematik stellt Alexandra Vassilikia­n derzeit im Kunsthaus aus.
Foto: Reinhold Radloff Werke mit einer nicht ganz einfachen Thematik stellt Alexandra Vassilikia­n derzeit im Kunsthaus aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany