Zoff um neue SPDSpitze
Grötsch kandidiert und erntet Kritik
München Nicht einmal eine Woche ist es her, dass Bayerns SPD-Chefin Natascha Kohnen ihren Rücktritt angekündigt hat – und schon gibt es unter den Sozialdemokraten Zoff um die Nachfolge. Auslöser war eine Pressekonferenz von Generalsekretär Uli Grötsch am Donnerstagvormittag, in der er bekannt gab, im kommenden Jahr neuer Landesvorsitzender werden zu wollen – gemeinsam mit einer Kandidatin für den Generalsekretärsposten, deren Namen er aber noch nicht nannte.
Die SPD-Parteikarriere des 45-Jährigen in Bayern ist eng mit der aus dem Amt scheidenden Kohnen verbunden. Als sie 2017 zur Landesvorsitzenden gewählt worden war, hatte sie den Bundestagsabgeordneten aus der Oberpfalz zu ihrem Generalsekretär gemacht. In die Amtszeit der beiden fällt eine Reihe von bitteren Wahlniederlagen. Grötsch räumte selbst ein, es habe schon ein paar harte Momente gegeben – sein bisheriges Amt habe ihm aber dennoch an jedem Tag Spaß gemacht. Als SPD-Vorsitzender wolle er authentisch und klar und deutlich wahrnehmbar sein. Er sei niemand, der „schwurbelt“. Es sei gerade in diesen Zeiten und gerade für die SPD wichtig, „dass man zu jedem Thema in jeder Situation immer eine klare Haltung hat“, betonte er.
Die Kritik aus den eigenen Reihen ließ am Donnerstag nicht lange auf sich warten. So wetterte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion, Simone Strohmayr, gegenüber unserer Redaktion: „Ich finde es ungeheuerlich, dass sich Uli Grötsch das Recht herausnimmt, alleine für die Nachfolge von Natascha Kohnen zu kandidieren, ohne das mit der Partei besprochen zu haben.“Aus ihrer Sicht brauche die Bayern-SPD „eine gleichberechtigte Doppelspitze, bestehend aus einer Frau und einem Mann“– die Aufgaben in der Partei seien dafür wahrlich groß genug.
Auch der Landtagsabgeordnete Arif Tasdelen ging Grötsch frontal an. Er schätze diesen persönlich sehr, sei aber überrascht, dass er sich für geeignet halte, die Bayern-SPD zu führen. Schließlich sei es in Grötschs Amtszeit als Generalsekretär in Umfragen immer weiter nach unten gegangen.