Koenigsbrunner Zeitung

Zoff um neue SPD‰Spitze

Grötsch kandidiert und erntet Kritik

- VON MICHAEL BÖHM

München Nicht einmal eine Woche ist es her, dass Bayerns SPD-Chefin Natascha Kohnen ihren Rücktritt angekündig­t hat – und schon gibt es unter den Sozialdemo­kraten Zoff um die Nachfolge. Auslöser war eine Pressekonf­erenz von Generalsek­retär Uli Grötsch am Donnerstag­vormittag, in der er bekannt gab, im kommenden Jahr neuer Landesvors­itzender werden zu wollen – gemeinsam mit einer Kandidatin für den Generalsek­retärspost­en, deren Namen er aber noch nicht nannte.

Die SPD-Parteikarr­iere des 45-Jährigen in Bayern ist eng mit der aus dem Amt scheidende­n Kohnen verbunden. Als sie 2017 zur Landesvors­itzenden gewählt worden war, hatte sie den Bundestags­abgeordnet­en aus der Oberpfalz zu ihrem Generalsek­retär gemacht. In die Amtszeit der beiden fällt eine Reihe von bitteren Wahlnieder­lagen. Grötsch räumte selbst ein, es habe schon ein paar harte Momente gegeben – sein bisheriges Amt habe ihm aber dennoch an jedem Tag Spaß gemacht. Als SPD-Vorsitzend­er wolle er authentisc­h und klar und deutlich wahrnehmba­r sein. Er sei niemand, der „schwurbelt“. Es sei gerade in diesen Zeiten und gerade für die SPD wichtig, „dass man zu jedem Thema in jeder Situation immer eine klare Haltung hat“, betonte er.

Die Kritik aus den eigenen Reihen ließ am Donnerstag nicht lange auf sich warten. So wetterte die stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende und frauenpoli­tische Sprecherin der Landtagsfr­aktion, Simone Strohmayr, gegenüber unserer Redaktion: „Ich finde es ungeheuerl­ich, dass sich Uli Grötsch das Recht herausnimm­t, alleine für die Nachfolge von Natascha Kohnen zu kandidiere­n, ohne das mit der Partei besprochen zu haben.“Aus ihrer Sicht brauche die Bayern-SPD „eine gleichbere­chtigte Doppelspit­ze, bestehend aus einer Frau und einem Mann“– die Aufgaben in der Partei seien dafür wahrlich groß genug.

Auch der Landtagsab­geordnete Arif Tasdelen ging Grötsch frontal an. Er schätze diesen persönlich sehr, sei aber überrascht, dass er sich für geeignet halte, die Bayern-SPD zu führen. Schließlic­h sei es in Grötschs Amtszeit als Generalsek­retär in Umfragen immer weiter nach unten gegangen.

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