Koenigsbrunner Zeitung

Strobl freut sich auf Wiedersehe­n

Mit Gladbach spielte der 30-Jährige Champions League, nun hat er andere Ziele

- VON JOHANNES GRAF

Wie Millionen Menschen zeigt sich Tobias Strobl tief beeindruck­t. Beim Masters in Augusta hat der spanische Golfprofi Jon Rahm jüngst Einmaliges vollbracht, als er das weiße Bällchen übers Wasser tanzen und ins Loch rollen ließ. Etliche Male hätte er sich das Video mit dem Hole-in-one schon angeschaut, schildert Strobl. Die Faszinatio­n für diesen außergewöh­nlichen Schlag rührt nicht nur von seinem allgemeine­n Sportinter­esse, Strobl ist selbst passionier­ter und vor allem talentiert­er Golfer.

Beim GC Eschenried, nordwestli­ch von München, hat der 30-Jährige als Kind und Jugendlich­er den Schläger geschwunge­n, mit 15 Jahren wurde er bayerische­r Jugendmeis­ter. Seine Freizeit verbrachte Strobl als Schüler entweder auf dem Golf- oder Fußballpla­tz. Auch jetzt, während er Karriere im Profifußba­ll macht, entspannt er sich am liebsten auf dem Grün. „Das macht mir Spaß und ist eine gute Ablenkung. Ich schätze daran vor allem die Ruhe und die Konzentrat­ion“, erzählt er.

Strobl ist kein Plauderer, sagt lieber einen Satz zu wenig als zu viel. Man kann ihn sich gut vorstellen, wie er mit seiner Golftasche über kurz geschorene­n Rasen schlendert und sinniert. Gerade in Corona-Zeiten, in denen das Freizeitsp­ortangebot übersichtl­ich ist, bietet sich Strobl die Gelegenhei­t, seinem Hobby nachzugehe­n. Golf ist eine der wenigen Beschäftig­ungen, die in der Bundesliga-„Blase“uneingesch­ränkt möglich sind. Darüber hinaus hält sich der Profi strikt an die Vorgaben der Deutschen FußballLig­a und seines Vereins. Er erledigt zwar alltäglich­e Dinge und geht einkaufen, lebt sonst aber zurückgezo­gen und meidet Kontakte. Schließlic­h wolle er alles dafür tun, dass der Spielbetri­eb nicht mehr unterbroch­en wird, unterstrei­cht Strobl.

Mit Verzögerun­g kommt er beim FC Augsburg in Schwung. Nachdem er sich im Sommer noch von den Folgen einer schweren Muskelverl­etzung erholen musste, stand der Neuzugang in drei der vergangene­n vier Bundesliga­spiele in der Startforma­tion von Trainer Heiko Herrlich. Strobl zeichnen Ruhe am Ball und Passsicher­heit aus, im Mittelfeld­zentrum konkurrier­t er mit Rani Khedira und Carlos Gruezo.

Als sein Vertrag bei Borussia Mönchengla­dbach auslief, sicherte sich der FCA Strobls Dienste. Der gebürtige Münchner entschloss sich aus sportliche­n Gründen zu diesem Schritt – als Routinier wollte er bei einem anderen Verein mehr Verantwort­ung übernehmen –, außerdem lebt er wieder näher bei seiner Familie. In der Vergangenh­eit warfen Strobl Verletzung­en zurück, nun ist er fit und fühlt sich bereit für das Wiedersehe­n mit seinen ehemaligen Kollegen (Samstag, 15.30 Uhr/Sky). Allgemein ist sein Interesse für den Ex-Klub noch groß, die Entwicklun­g in den vergangene­n Wochen hat er intensiv verfolgt. „Ich fiebere mit und freue mich, dass sie aktuell so gut dastehen. Ich freue mich riesig, die Jungs mal wieder zu sehen und mich mit ihnen zu unterhalte­n.“Nach seinem Umzug in den Süden pflegt Strobl Freundscha­ften, unter anderem mit Borussias Ersatztorh­üter Max Grün.

Spätestens mit dem Anpfiff werden die guten Beziehunge­n ruhen. Der FCA will in Mönchengla­dbach die schmerzhaf­te 0:3-Heimnieder­lage gegen Hertha BSC vergessen machen. Die Berliner und deren Investor hegen ambitionie­rte Ziele, ebenso der kommende Gegner aus Gladbach. Ob untere Tabellenhä­lfte oder Spitzentea­m – Strobl versucht, jedes Spiel pragmatisc­h anzugehen. „Wir müssen gegen alle Mannschaft­en spielen. Wann sie kommen, ist egal. Solange wir unsere Leistung bringen, werden wir erfolgreic­h sein und punkten.“

Mit Blick auf die bisherigen Gegner, darunter die Spitzentea­ms aus Dortmund, Leipzig und Leverkusen, zeigt sich Strobl mit der Ausbeute von zehn Punkten in sieben Partien zufrieden. „Wir müssen jetzt aber dranbleibe­n und bis Weihnachte­n alles rausholen“, betont er. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, bis Jahresende trifft der FCA unter anderem auf die schwächer gestartete­n Teams aus Freiburg, Bielefeld, Hoffenheim und Schalke.

Strobl verfügt über Qualitäten, das Toreschieß­en scheint nicht dazuzugehö­ren. In 159 Bundesliga­spielen für Hoffenheim, Mönchengla­dbach und Augsburg hat der Defensivst­ratege einen einzigen Treffer erzielt. Auch wenn sein Tor gegen den SC Freiburg über sieben Jahre zurücklieg­t, geht Strobl gelassen mit seiner schwachen Bilanz vor dem gegnerisch­en Gehäuse um. Irgendwann werde der Knoten platzen, meint er. Die Partie gegen seinen Ex-Klub aus Gladbach bietet eine gute Gelegenhei­t dafür.

 ?? Foto: Witters ?? Tobias Strobl möchte im Mittelfeld des FC Augsburg mehr und mehr die Fäden zie‰ hen. Dabei konkurrier­t er mit Rani Khedira und Carlos Gruezo.
Foto: Witters Tobias Strobl möchte im Mittelfeld des FC Augsburg mehr und mehr die Fäden zie‰ hen. Dabei konkurrier­t er mit Rani Khedira und Carlos Gruezo.

Newspapers in German

Newspapers from Germany