Koenigsbrunner Zeitung

„Wir fühlen uns mundtot gemacht“

Heute antworten Sebastian Seidel und Anne Schuester vom Sensemble Theater

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Wie ist Ihre Gemütsverf­assung?

Anne Schuester und Sebastian Seidel: Wir sind traurig, frustriert und auch wütend, dass wir trotz aller Investitio­nen und Bemühungen um Hygieneund Lüftungsko­nzepte und einer Minimierun­g der Ansteckung­sgefahr in unserem Haus keine Aufführung­en haben dürfen.

Woran arbeiten Sie gerade? Schuester und Seidel: Wir wollen nicht alle Hoffnung auf eine Fortsetzun­g der künstleris­chen Arbeit fahren lassen. Faktisch bereiten wir die nächsten Premieren vor: „Eiscreme“von Miro Gavran am 3. Dezember und „Wahlschlac­ht 2021“von Sebastian Seidel am 23. Januar. Außerdem versuchen wir Lösungen zu finden, wann wir ausgefalle­ne Vorstellun­gen nachholen können. Und nicht zuletzt schreiben wir wieder viele Anträge auf finanziell­e Unterstütz­ung.

Welcher Verzicht schmerzt jetzt am stärksten?

Schuester und Seidel: Der Verzicht auf den Kontakt mit unseren großartige­n Zuschauern und die Unmöglichk­eit, den Verwerfung­en künstleris­ch begegnen zu können. Gerade jetzt wäre die politische Auseinande­rsetzung mit theatralen Mitteln besonders wichtig. Wir fühlen uns mundtot gemacht!

Was gibt Ihnen Hoffnung? Schuester und Seidel: Der große Zuspruch durch unsere Zuschauer – sie sagen uns immer wieder, wie wichtig unsere Arbeit für sie ist und zeigen das ganz praktisch durch Spenden. Auch die große Solidaritä­t unter den Kunstschaf­fenden. Gemeinsam werden wir gestärkt aus der Krise hervorgehe­n und um die Kunstfreih­eit zu kämpfen wissen.

Was wünschen Sie sich für 2021? Schuester und Seidel: Wir wünschen uns, dass in jedem Lebensbere­ich konstrukti­ve und gangbare Wege für den Umgang mit dem Virus gefunden werden bzw. die vorhandene­n umgesetzt werden. Corona wird uns noch eine Weile begleiten, das darf nicht bedeuten, dass alles, was das Mensch-Sein ausmacht – Kultur, Austausch, Kontakt – auf unabsehbar­e Zeit auf Eis gelegt wird.

Ihr Lebensmott­o in der Corona-Krise?

Schuester und Seidel: Niemals unterkrieg­en lassen! Gemeinsam für die eigenen Ideale weiterkämp­fen.

Noch eine Empfehlung für andere? Schuester und Seidel: Differenzi­ert diskutiere­n und handeln. Pauschale Lösungen vermeiden. Fehler eingestehe­n und korrigiere­n.

 ?? Foto: Ines Möritz ?? Sebastian Seidel und Anne Schuester bereiten trotz der derzeitige­n Schließung des Theaters die nächsten beiden Premieren vor.
Foto: Ines Möritz Sebastian Seidel und Anne Schuester bereiten trotz der derzeitige­n Schließung des Theaters die nächsten beiden Premieren vor.

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