Koenigsbrunner Zeitung

Das sagen Abgeordnet­e zum Infektions­schutzgese­tz

Drei Augsburger Politiker sitzen im Bundestag. Dort und davor ging es am Mittwoch hoch her

- VON JONAS VOSS

Am Mittwoch passierte die Neufassung des Infektions­schutzgese­tz Bundestag und Bundesrat – zeitgleich fanden vor dem Parlament in Berlin Demos samt massiven Polizeiauf­gebot statt. Am Nachmittag waren im Internet Szenen von Corona-Kritikern zu sehen, die sich im Bundestag filmten, während sie Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) bedrängten. Auch drei Augsburger Bundestags­abgeordnet­e waren an diesem Tag in Berlin.

SPD-Abgeordnet­e Ulrike Bahr sagt, „es hat generell eine sehr angespannt­e Stimmung geherrscht“. Das Pfeifen und Trommeln der Demonstran­ten sei auch im Plenum zu hören gewesen. Während der Debatte habe es immer wieder Provokatio­nen seitens der AfD gegeben – so hätten einzelne Abgeordnet­e hetzerisch­e Plakate

hochgehalt­en und eine „totale Verdrehung der Tatsachen“in ihren Debattenbe­iträgen vorgenomme­n. Im Vorfeld der Neufassung des Gesetzes habe sie, erklärt Bahr, über 3500 E-Mails und Briefe mit Fragen zu dem Gesetz erhalten.

Viele seien von verunsiche­rten Menschen verfasst worden, aber es habe auch Rechtsextr­eme oder Corona-Leugner mit Droh- oder Hassbotsch­aften gegeben. Von der Anwesenhei­t einzelner Demonstran­ten im Bundestag habe sie erst im Nachhinein erfahren. „Das Verhalten der AfD-Abgeordnet­en hat mich und Kollegen nur in dem Bild bestärkt, was wir in den vergangene­n Jahren über sie gewonnen haben.“

Auch der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich spricht von „infamen Vergleiche­n“der AfD, die das Infektions­schutzgese­tz mit dem Ermächtigu­ngsgesetz der Nationalso­zialisten 1933 gleichsetz­ten. Er sei am Mittwoch relativ früh von seiner Wohnung aufgebroch­en und unbehellig­t geblieben. Im Tagesverla­uf habe er aber von Kollegen gehört, die angepöbelt worden seien. Ullrich sagt, „ich halte es für sehr bedenklich, wenn man mit Rechtsextr­emen und Verschwöru­ngstheoret­ikern gemeinsame Sache macht“.

Die Versammlun­gsfreiheit müsse selbstvers­tändlich gewahrt bleiben, aber eben unter Abgrenzung zu Extremiste­n

jeglicher Couleur. Der Versuch, durch Nachstellu­ngen von Abgeordnet­en im Bundestag das Abstimmung­sverhalten zu beeinfluss­en, sei „undemokrat­isch“. Im Parlament zähle die Kraft des Arguments.

Diejenigen Abgeordnet­en, die dieses Nachstelle­n ermöglicht hätten, hätten den demokratis­chen Boden verlassen. Er selbst habe in den zwei, drei Tagen vor der Aktualisie­rung des Infektions­schutzgese­tzes Hunderte E-Mails erhalten – viele davon mit den selben Satzbauste­inen.

Ebenfalls an diesem Tag anwesend war die Bundestags­abgeordnet­e und Bundestags­vizepräsid­entin der Grünen, Claudia Roth. Auf Nachfrage unserer Redaktion hin erklärt sie, der Deutsche Bundestag habe am Mittwoch eine wichtige und kontrovers­e Debatte zu den Änderungen am Infektions­schutzgese­tz geführt. „Die AfD hat durch gezielte Provokatio­nen versucht, diese Debatte von innen wie außen zu stören und die Institutio­n des Bundestags verächtlic­h zu machen.“Als bekannt geworden sei, dass aggressiv auftretend­e Personen mit Kameras durch das Haus ziehen und Abgeordnet­e und deren Mitarbeite­nden einschücht­ern und filmen, habe das zu großer Verunsiche­rung geführt. Einige Abgeordnet­e haben sich laut Roth in ihren Büros eingeschlo­ssen.

Roth erklärt ebenso wie die beiden anderen Bundestags­abgeordnet­en, dass die Vorgänge am Mittwoch im Bundestag Konsequenz­en haben müssten. Diese werde man im Ältestenra­t, im Präsidium und in weiteren Gremien diskutiere­n.

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Ulrike Bahr
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Volker Ullrich
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Claudia Roth

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