Blumenmaler muss länger im Gefängnis bleiben
Berni McQueen hat immer wieder illegal Graffiti gesprüht, obwohl er mehrfach vor Gericht stand
Seine illegalen Graffiti haben den Maler der „Augsburg-Blume“bundesweit bekannt gemacht, aber auch mehrmals vor Gericht gebracht. Gestern saß Berni Mc Queen in Augsburg erneut auf der Anklagebank, dieses Mal nahm der Prozess ein böses Ende. Der 33-Jährige muss ins Gefängnis, verurteilt wegen 35 Fällen der Sachbeschädigung. „Es fällt mir nicht leicht, Sie ins Gefängnis zu stecken“, bekannte Amtsrichterin Susanne Scheiwiller, als sie das Urteil verkündete: eine Haftstrafe von 14 Monaten. Aber die Justiz kennt in seinem Fall keine Gnade, denn der Blumenmaler ist, obwohl er zweifach unter offener
Bewährung stand, nachts im Stadtgebiet erneut mit Spraydose und Stift unterwegs gewesen.
Mit Folgen für den Künstler. Denn er wird aus früheren Urteilen eine dreijährige Haftstrafe verbüßen müssen. 2012 und 2017 hatten Gerichte ihre Haftstrafen zur Bewährung ausgesetzt. Der 33-Jährige, der geständig war, gab sich einsichtig: „Ich bereue es sehr.“Wohl auch unter dem Eindruck, dass er bereits inhaftiert ist. Justizwachmeister brachten ihn am Morgen in Anstaltskleidung aus der JVA Gablingen in den Gerichtssaal. In Coburg war er 2018 bei einer Sprayaktion am Bahnhof erwischt worden. Das Amtsgericht Coburg verurteilte McQueen zu einer sechsmonatigen Haftstrafe, die er gerade verbüßt.
Der 33-Jährige kündigte an, sich nach seiner Haftentlassung von einem Verhaltenstherapeuten helfen lassen zu wollen. Er vermutet, an einem zwanghaften Suchtverhalten zu leiden, das ihn zu diesen SprayAktionen treibt. Vor Gericht trafen mit dem Angeklagten und dem Leiter
der Arbeitsgruppe „Graffiti “bei der Kripo zwei Bekannte aufeinander. Der Ermittler hat schon häufig McQueen als Urheber von Graffiti in der Stadt entlarvt. Wie der Zeuge berichtete, hat der Streetart-Künstler sich selbst in Verdacht gebracht. Er hatte einige seiner an Gebäuden, Brücken und auf Schaltkästen der Telekom angebrachten Graffiti gefilmt und auf seine Homepage gestellt. Danach war McQueen von Fahndern in zivil observiert worden, worüber sich Verteidiger Felix Hägele empörte. „Hier ist mit Kanonen auf Spatzen geschossen worden.“Dies sei ein einmaliger Vorgang, da üblicherweise nur Schwerkriminelle von Zivilfahndern überwacht würden. Sein Mandant falle nicht in diese Kategorie. Auch Richterin Scheiwiller kritisierte die Observation im Urteil „als grenzwertig“. Der Prozess gegen den Streetart-Künstler stieß erwartungsgemäß auf größeres Interesse. So war auch ein Vertreter der Nachrichtenagentur dpa gekommen. Die Zuhörer, unter ihnen Stadträtin Lisa McQueen, Ehefrau des Angeklagten, wurden Zeuge, wie sehr Corona die Arbeit der Justiz behindert. Alle 26 Minuten musste der Prozess unterbrochen werden, um zu lüften. Verteidiger Felix Hägele musste sein Plädoyer mitten im Satz abbrechen. Der Angeklagte wurde vom Wachmeister wieder in seine Zelle geführt. Zehn Minuten später sprach der Verteidiger weiter.