Königsbrunn soll ein Stadtmuseum bekommen
Die Pläne zur Modernisierung des Lechfeldmuseums werden vorgestellt. Königsbrunner Geschichte steht im Fokus
Königsbrunn Das Lechfeldmuseum soll zum offenen Abbild der jüngeren Geschichte Königsbrunns ab 1850 werden. Neben den Stuben mit verschiedenen Alltagsszenen, wie dem Klassenzimmer oder dem Landwirtschaftsbereich, soll künftig auch die Kriegszeit und der Aufstieg zur Stadt nach dem Krieg präsentiert werden. Bevor das aber passieren kann, müssen die Verantwortlichen Platz schaffen und sich dabei auch von Ausstellungsstücken trennen, die früher echte Anziehungspunkte waren.
Kulturbüroleiterin Rebecca Ribarek hatte die Pläne in ihrem Jahresbericht an den Hauptausschuss skizziert. „Wir müssen die Depots leeren und unseren Bestand von derzeit 10.000 auf 4000 Stücke reduzieren“, fügt Dr. Jörn Meyers hinzu. Er hat in den vergangenen beiden Jahren mehr als 3000 Objekte im Museum erfasst und katalogisiert. Jetzt wurde sein Vertrag um ein Jahr verlängert, damit er bei der Umgestaltung helfen kann.
Meyers fand heraus, dass 823 Objekte dem Museum von (meist) Königsbrunner Bürgern geschenkt wurden und 890 durch den ersten Museumschef Karl Bauer angekauft wurden, bei Flohmärkten, in bayerischen Auktionshäusern, aber auch bei Urlauben in Paris oder London. Zwischen sieben und 14.000 Mark hatte er für die Stücke ausgegeben. Sieben Prozent der Ausstellungsstücke erwiesen sich als Nachbauten neueren Datums, die so aussehen sollten, wie Möbel im späten 17. Jahrhundert. Bei 1192 Stücken ließ sich die Herkunft nicht mehr nachweisen. Meyers vermutet aber, dass es sich auch dabei größtenteils um Schenkungen handelt: „Die Ankäufe wurden besser dokumentiert oder es gab entsprechende Unterlagen.“
80 Prozent der geschenkten Stücke ließen sich tatsächlich auf Königsbrunn zurückführen. Sie sollen die Basis der künftigen Ausstellung bilden, sagt Meyers: „Wir wollen das Leben in der Stadt abbilden. Dazu gehört, dass man vielleicht auch die nicht so schöne Puppe präsentiert als die Kunstvollere, die sich aber hier niemand hätte leisten können.“Gleiches gilt für die Porzellan-Sammlung, die Karl Bauer angekauft hatte, sagt Rebecca Ribarek: „Herr Bauer war da ein Kind seiner Zeit. Die Teller lockten auch tatsächlich Menschen an. Aber mit der Königsbrunner Stadtgeschichte hat das nichts zu tun.“
Daher versucht man, solche Stücke ohne Lokalbezug abzugeben. Ein Inhaber eines Auktionshauses in Bayreuth, wo der Museumsgründer oft Gegenstände ersteigerte, möchte beispielsweise prüfen, ob er Stücke zurückkauft. Zudem wurden 300 Textilien an die Trachtenberatungsstelle abgegeben, ein Webstuhl geht ans Augsburger Textilmuseum. Für die Zukunft überlegen die Verantwortlichen auch einen Museumsflohmarkt für Stücke ohne stadtgeschichtlichen Hintergrund. Gleichzeitig soll es Aufrufe für neue Stücke geben, um den Bereich für die Nachkriegsjahre zu gestalten.
Schwerpunkt soll die Alltagskultur und das historische Leben sein. Der Fokus soll stärker auf der Stadt Königsbrunn liegen, ohne die Umgebung außer Acht zu lassen. Mit der Hinzunahme der Nachkriegsjahre hat man die jüngere Generation im Blick. Der Schwerpunkt der heutigen Sammlung liegt auf den Jahren zwischen 1900 und 1920, sagt Meyers: „Die Kinder und Jugendlichen sollen Einblicke in die Lebenswelten ihrer Groß- und Urgroßeltern bekommen. Bislang bilden wir nur Zeiten ab, zu denen sie keinen Bezug mehr haben.“
Rebecca Ribarek ergänzte, man plane die Zukunft des Museums in verschiedene Richtungen. Zunächst gehe es um eine Umgestaltung in den bestehenden Räumen im Keller der Musikschule. Es gebe aber auch Konzepte für eine gemeinsame Heimat mit dem Naturmuseum, für den Fall, dass ein Museumsneubau umgesetzt wird, wie er im Gesamtkonzept für das Forum auf dem Thermengelände angedacht ist.