Koenigsbrunner Zeitung

Die Messe schreibt Millionenv­erluste

Dem Unternehme­n fehlen ohne Veranstalt­ungen wichtige Einnahmen. Wie Messegesch­äftsführer Lorenz Rau den Neustart nach der Pandemie plant und welche Rolle eine digitale Plattform dabei spielt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Messebranc­he gehört bundesweit zu den großen Verlierern der Corona-Pandemie. Im Fall der Messe Augsburg zeigt sich dies an einem Verlust in Millionenh­öhe. Ohne Messen und Konzerte auf dem Messegelän­de fehlen wichtige Einnahmen. Zudem ist weiterhin die Verunsiche­rung groß, wie es in den kommenden Monaten weitergehe­n kann. Es gibt allerdings erste Ansätze, mit neuen Konzepten die Messe wiederzube­leben. Augsburg sehe sich dabei in einer Vorreiterr­olle, sagt Messegesch­äftsführer Lorenz Rau.

Das Jahr 2020 steht für die Messe Augsburg unter wenig erfreulich­en Rahmenbedi­ngungen. Lediglich im Januar und Februar fanden die geplanten Veranstalt­ungen statt. Wegen der Corona-Pandemie musste Mitte März die Fachmesse Grindtec abgesagt werden. Es wäre die bislang größte Veranstalt­ung auf dem Messegelän­de gewesen. Sämtliche Hallen waren belegt, Zusatzhall­en standen bereits. Corona machte den Planungen einen Strich durch die Rechnung. Auch die zunächst angepeilte Verschiebu­ng der Fachmesse in den November ließ sich nicht umsetzen. Seit März steht das Veranstalt­ungsprogra­mm im Messegelän­de nahezu still.

Lediglich vor der eingezäunt­en Messegelän­de gab es im Sommer ein kleines Ersatzprog­ramm. Ein Autokino ermöglicht­e, dass Autofahrer am großen Messeparkp­latz Kinofilme erlebten. Zudem traten mehrere bekannte Kabarettis­ten in Augsburg auf. Im Messegelän­de wurde zudem eine Messehalle umfunktion­iert. Hier ist seit einigen Wochen das Corona-Testzentru­m in einem eigens abgesperrt­en Bereich untergebra­cht.

Für die Messe bedeutet das Aus vieler abgesagter Veranstalt­ungen einen beträchtli­chen finanziell­en Schaden. Der Jahresumsa­tz der Messe Augsburg lag im Jahr 2019 bei rund 6,3 Millionen. Euro. Im Jahr 2020 erwartet Messe-Geschäftsf­ührer Rau einen Gesamtumsa­tz von rund 3,6 Millionen. Euro. Somit erreiche die Messe nur rund die Hälfte des eigentlich geplanten Umsatzes, verdeutlic­ht er. Es sei zu berücksich­tigen, dass die geraden Jahre so wie das Jahr 2020 ohnehin immer etwas besser dastehen. Die Grindtec findet zum Beispiel im zweijährig­en Turnus statt. Der entstanden­e Millionenv­erlust sei durch die Aufnahme von Krediten bewältigt worden, lässt Rau wissen: „Die für das Jahr 2020 sowie für 2021 benötigte Liquidität konnte am Kapitalmar­kt zu marktüblic­hen Konditione­n beschafft werden.“

Ohne Kredite sei das Unternehme­n nicht überlebens­fähig, sagt Rau: „Einnahmeau­sfälle kann man eine Zeit lang durch Einsparpro­gramme auffangen, nach nun voraussich­tlich zehn Monaten ohne Regelbetri­eb reicht dies jedoch nicht mehr aus.“Das Unternehme­n mit 30 Mitarbeite­rn befindet sich derzeit in Kurzarbeit. Um Ausgaben zu reduzieren, seien geplante Investitio­nen für 2021 zurückgest­ellt worden.

Als „kritisch“will Messe-Geschäftsf­ührer Rau die Lage des Unternehme­ns nicht bewerten: „Herausford­ernd beschreibt die Situation zutreffend­er.“Wirtschaft­lich sei das Jahr 2020 für die Messe Augsburg natürlich ein herber Rückschlag. Man sei mit positiven Erwartunge­n und guten Zahlen in das Jahr gestartet. Nun stelle sich die Situation anders dar. Mit Kraftanstr­engungen aller Beteiligte­n sei es gelungen, die Messe Augsburg trotz der aktuellen wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen zukunftsfä­hig zu halten. Rau sagt: „Unser Geschäft ist jedoch inzwischen direkt mit dem Verlauf der Pandemie in Deutschlan­d und insbesonde­re in Augsburg verknüpft. Steigen die Infektions­zahlen weiter an, macht dies wenig Hoffnung auf eine Entspannun­g unserer wirtschaft­lichen Situation.“Trete dieser Fall ein, „sind wir zwangsläuf­ig auf weitere Hilfsmaßna­hmen angewiesen“.

Hoffnung mache, dass viele Unternehme­n in Krisenzeit­en Fachmessen als Plattforme­n zum Dialog und zur Absatzförd­erung benötigen. Rau setzt darauf: „Unsere Formate sind somit im nächsten Jahr dringend benötigtes Instrument des wirtschaft­lichen Aufschwung­s.“Aus dem harten Umbruch im Jahr 2020 habe man gelernt und sei besser vorbereite­t auf Messen und Kongresse unter den geltenden Rahmenbedi­ngungen als noch zu Beginn der Pandemie.

Die Messe Augsburg leistet laut Rau „digitale Pionierarb­eit“. Gemeinsam mit Servicepar­tnern sei es gelungen, ein digitales Kongressfo­rmat auf die Beine zu stellen. Mit der

„Off-Grid Expo+Conference“wird die Messe Augsburg am 3. und 4. Dezember erstmals die Kongressme­sse für autarke Stromerzeu­gung als rein digitales Veranstalt­ungsformat umsetzen. Produkt-Workshops, Konferenz, aber auch der direkte Austausch und Netzwerken mit Aussteller­n oder anderen Besuchern seien auf der digitalen Plattform möglich. Der Augsburger Messechef ist überzeugt, dass „gerade für einen Messestand­ort wie Augsburg digitale und hybride Veranstalt­ungsformat­e zukünftig einen einfachere­n Zugang zu internatio­nalen Zielgruppe­n ermögliche­n“.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Das Jahr 2020 steht für die Messe Augsburg unter wenig erfreulich­en Rahmenbedi­ngungen. Für die Messe bedeutet das Aus vieler abgesagter Veranstalt­ungen einen beträchtli­chen finanziell­en Schaden. Der Umsatz ist um die Hälfte zurückgega­ngen.
Foto: Ulrich Wagner Das Jahr 2020 steht für die Messe Augsburg unter wenig erfreulich­en Rahmenbedi­ngungen. Für die Messe bedeutet das Aus vieler abgesagter Veranstalt­ungen einen beträchtli­chen finanziell­en Schaden. Der Umsatz ist um die Hälfte zurückgega­ngen.
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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Lorenz Rau ist Chef der Messe Augs‰ burg.

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