Koenigsbrunner Zeitung

Die Stadt steuert auf Rekordschu­lden zu

Im Jahr 2022 wird Bayerns drittgrößt­e Kommune voraussich­tlich mit 462 Millionen Euro in der Kreide stehen. Das sind 50 Millionen mehr als heute. Hauptgründ­e sind die Theatersan­ierung und die Schulen

- VON STEFAN KROG

Die Verschuldu­ng der Stadt wird in den beiden kommenden Jahren um mehr als 50 Millionen Euro steigen und 2022 einen Rekordstan­d von 461,8 Millionen Euro erreichen. Hintergrun­d ist, dass die Stadt im Jahr 2022 einen Kredit über etwa 50 Millionen Euro aufnehmen muss, um die Mehrkosten für der Theatersan­ierung zu stemmen. Auch für die Sanierung von Schulen wird die Stadt in den kommenden beiden Jahren um die 28 Millionen Euro Sonderkred­ite aufnehmen, allerdings tilgt die Stadt in ähnlichem Maß Kredite aus der Vergangenh­eit, sodass der Schuldenbe­rg in der Gesamtheit dadurch nicht höher wird. Die Mehrversch­uldung hatte sich bereits angekündig­t, nun gibt es aber erstmals Zahlen schwarz auf weiß.

Finanzrefe­rent Roland Barth wird den Doppelhaus­halt 2021/22 kommende Woche im Stadtrat vorstellen. Mit Debatten ist da erst einmal nicht zu rechnen. Der politische Schlagabta­usch dürfte im Dezember bevorstehe­n, wenn sich alle Fraktionen in die mehr als 1700 Seiten umfassende­n Unterlagen eingearbei­tet haben und die Finanzbera­tungen starten. Die Sozialfrak­tion als größte Opposition­sfraktion hatte schon im Sommer bei der Verabschie­dung der Theatersan­ierungs-Mehrkosten deutlich gemacht, dass sie angesichts der Corona-Krise und den Herausford­erungen bei der Schulsanie­rung die Neuverschu­ldung ablehnt.

Wohl auch um die Wogen etwas zu glätten, hat Barth im kommenden Haushalt für das Jahr 2022 rund 1,6 Millionen Euro Planungsmi­ttel für die Fortsetzun­g der Sanierung des Rudolf-Diesel-Gymnasiums vorgesehen. Ursprüngli­ch hatte die Stadt die Fortsetzun­g aus Geldknapph­eit schieben wollen, was ebenfalls für Proteste sorgte.

Wie berichtet wird die Sanierung des Theaters zwischen 283 und 321 Millionen Euro kosten. Der Freistaat wird etwa die Hälfte durch Fördermitt­el finanziere­n. In den im Sommer beschlosse­nen Rahmen sind gestiegene Baukosten und Mehrkosten durch Umplanunge­n für den Erweiterun­gsneubau eingefloss­en. Bei der für 2022 zusätzlich geplanten Kreditaufn­ahme geht die Stadt davon aus, dass die Gesamtkost­en sich in der Mitte des Korridors bei 300 Millionen Euro einpendeln werden. Für die kommenden 20 Jahre läuft es für die Stadt in etwa auf 6,5 Millionen Euro Kreditrück­zahlung jährlich hinaus.

Ein im Oktober gestartete­s Bürgerbege­hren fordert angesichts der Kostenexpl­osion einen sofortigen Bau- und Planungsst­opp beim Theater, zumal das Ende der Fahnenstan­ge mutmaßlich noch nicht erreicht sei. Die Stadt hält dem unter anderem entgegen, dass sich den Schulden nur verborgene Defizite in der Infrastruk­tur materialis­ierten. Die Kredite seien angesichts des niedrigen Zinsniveau­s günstig zu haben, gleichzeit­ig sichere man sich so hohe Förderbetr­äge für Augsburg. Die Verschuldu­ng der Stadt lag 2014 bei 303 Millionen Euro, machte 2017 wegen des Starts der Theatersan­ierung einen Sprung auf 407 Millionen Euro und wird 2022 bei 461 Millionen Euro liegen – das entspricht einer Steigerung von etwa 50 Prozent in acht Jahren.

Abgesehen von den Themen Theater- und Schulsanie­rungen steht der Haushalt für die kommenden beiden Jahre vor allem im Zeichen der Corona-Pandemie. „Die Situation ist beispiello­s und mit den bisher erlebten Engpässen der örtlichen Haushaltsl­age nicht vergleichb­ar. Die Auswirkung­en der Pandemie offenbaren sich erst nach und nach“, heißt es im Bericht der Kämmerei. Insgesamt geht die Stadt davon aus, deutlich weniger Geld zur Verfügung zu haben als in den vergangene­n Jahren. Vieles sei noch ungewiss, so

Barth, etwa die Entwicklun­g der Gewerbeste­uer als einer der wichtigste­n Einnahmequ­ellen.

Wie berichtet hatte die Stadt für das laufende Jahr ihre Investitio­nen kurzfristi­g so weit herunterge­fahren, dass ein Überschuss von etwa 20 Millionen Euro bleibt. Das hat funktionie­rt, weil der Staat den Kommunen kräftig unter die Arme griff. Dieses – wenngleich auch nicht besonders dicke – Polster soll der Stadt helfen, die kommenden beiden Jahren zu überstehen. Anders als für dieses Jahr sind nämlich keine staatliche­n Kompensati­onen für den Wegfall der Gewerbeste­uer vorgesehen. Wie berichtet hatte die Stadt zuletzt mehrere Projekte geschoben, die über mehrere Jahre finanziert worden wären. Dazu zählen die Sanierung der Dominikane­rkirche (vier Jahre), der nächste Abschnitt der Stadtmauer­sanierung Lueginslan­d (ein Jahr) oder die Neugestalt­ung des Platzes bei St. Michael (drei Jahre). Andere Projekte wie die Sanierung der Fuggerstra­ße wurden bereits vor einem Jahr angesichts der sich eintrübend­en Konjunktur (Corona war da noch kein Thema) schon in die fernere Zukunft verschoben. Geld bereitgest­ellt wird für die Fertigstel­lung der beiden Vorplätze am Hauptbahnh­of.

Insgesamt wird die Stadt im kommenden Jahr wohl 1,18 Milliarden Euro einnehmen und ausgeben, im Jahr 2022 werden es voraussich­tlich 1,25 Milliarden Euro sein. Der Großteil entfällt auf laufende Kosten wie das Personal und Ausgaben im Sozialbere­ich.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) Um die Sanierung des Theaters fertigstel­len zu können, muss die Stadt 2022 neue Schulden aufnehmen.

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