Koenigsbrunner Zeitung

Alles auf eine Karte

- VON MAXIMILIAN CZYSZ mcz@augsburger‰allgemeine.de

Erinnern Sie sich noch an die letzte Postkarte, die Sie geschriebe­n haben?

Vermutlich war das im Urlaub. Auf die meistens überteuert­e Karte, die einen Sonnenunte­rgang in Hochglanz zeigte, wurden Grüße an die Liebsten formuliert. Beim Schreibsti­l gab es wesentlich­e Unterschie­de, wie die Typanalyse zeigt:

Typ 1, der Routiniert­e: Er arbeitete in zehn Zeilen ein Muster ab. Zuerst ging es um den Gesundheit­szustand. Dann das Wetter und zuletzt das Essen. Der große Vorteil war, dass sich in relativ kurzer Zeit viele Kopien anfertigen ließen. Die Postkarte wurde zum Kettenbrie­f.

Typ 2, der Geizige: Der fleißige Autor nutzte jeden Millimeter auf der Karte. Wenn’s sein musste, dann schrieb er mit Pfeilanwei­sungen auch um die Ecke. Leider hatten nicht alle Adressaten immer eine Lupe zur Hand, um das Kleinstges­chriebene zu entziffern.

Typ 3, der Künstler: Mit geschwunge­ner Schrift pinselte er seine Eindrücke von Adria und Co. auf den Karton. Außerdem hinterließ er noch kleine Bilder. Sie zeigten oft eine lachende Sonne und einen Strand, auf dem Strichmänn­chen mit Baströckch­en tanzten.

Heute werden meistens nur noch Selfies aus dem Urlaub verschickt. Die Zeit des handschrif­tlichen Urlaubsgru­ßes ist vorbei. Oder nicht? Die geplanten „Postkarten­grüße aus dem Augsburger Land“beleben eine schöne Kunstform, die ohne Zweifel viel Charakter besitzt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany