Alles auf eine Karte
Erinnern Sie sich noch an die letzte Postkarte, die Sie geschrieben haben?
Vermutlich war das im Urlaub. Auf die meistens überteuerte Karte, die einen Sonnenuntergang in Hochglanz zeigte, wurden Grüße an die Liebsten formuliert. Beim Schreibstil gab es wesentliche Unterschiede, wie die Typanalyse zeigt:
Typ 1, der Routinierte: Er arbeitete in zehn Zeilen ein Muster ab. Zuerst ging es um den Gesundheitszustand. Dann das Wetter und zuletzt das Essen. Der große Vorteil war, dass sich in relativ kurzer Zeit viele Kopien anfertigen ließen. Die Postkarte wurde zum Kettenbrief.
Typ 2, der Geizige: Der fleißige Autor nutzte jeden Millimeter auf der Karte. Wenn’s sein musste, dann schrieb er mit Pfeilanweisungen auch um die Ecke. Leider hatten nicht alle Adressaten immer eine Lupe zur Hand, um das Kleinstgeschriebene zu entziffern.
Typ 3, der Künstler: Mit geschwungener Schrift pinselte er seine Eindrücke von Adria und Co. auf den Karton. Außerdem hinterließ er noch kleine Bilder. Sie zeigten oft eine lachende Sonne und einen Strand, auf dem Strichmännchen mit Baströckchen tanzten.
Heute werden meistens nur noch Selfies aus dem Urlaub verschickt. Die Zeit des handschriftlichen Urlaubsgrußes ist vorbei. Oder nicht? Die geplanten „Postkartengrüße aus dem Augsburger Land“beleben eine schöne Kunstform, die ohne Zweifel viel Charakter besitzt.