Koenigsbrunner Zeitung

Caligiuri steht für Wille und Glauben

Borussia Mönchengla­dbach ist die überlegene Mannschaft und hat Chancen, dennoch spricht der Torschütze des FC Augsburg von einem verdienten Unentschie­den und liefert eine Erklärung dafür

- Marco.scheinhof@augsburger‰allgemeine.de VON MARCO SCHEINHOF

Ein solches Spiel kann eine große Auswirkung für den Rest der Saison haben. Nicht alleine wegen des gewonnenen Punktes. Den nehmen die Augsburger natürlich gerne mit, zumal der bei einem Champions-League-Teilnehmer wie Borussia Mönchengla­dbach alles andere als selbstvers­tändlich ist. Mehr noch als das Ergebnis dürfte die Art und Weise das Selbstvert­rauen des FC Augsburg wachsen lassen. Die Probleme im Offensivsp­iel, fehlende Kreativitä­t und teilweise noch immer zu schnelle Ballverlus­te, sind auch nach dem 1:1 vom Samstag nicht vergessen. Aber: Der Wille, die Moral und die Entschloss­enheit beweisen, dass das Gefüge in der Mannschaft stimmt.

Gerne ist im Fußball von Mentalität die Rede. Oftmals, wenn diese angeblich fehlt, was sich im widerstand­slosen Fügen in Niederlage­n widerspieg­elt. Der FCA aber hat trotz Unterzahl und etlicher Gladbacher Torchancen nie den Glauben an sich und einen Punktgewin­n verloren. Nun mag das Endergebni­s in der Entstehung unverdient wirken, da die Borussia deutlich mehr Chancen hatte. Das aber ist den Augsburger­n egal. Sie reklamiere­n für sich, nie aufgegeben und Moral gezeigt zu haben. Und das zu Recht.

In ihrer bald zehnjährig­en Bundesliga­geschichte haben es die Augsburger erstmals geschafft, in Unterzahl Zählbares zu holen. Und das bei einem Gegner, der anhand des Spielverla­ufs als deutlich stärker einzuschät­zen ist. Neben der defensiven Stabilität hat es Trainer Heiko Herrlich geschafft, der Mannschaft den Glauben an sich selbst einzuimpfe­n. Und das nicht nur in guten Phasen, sondern auch, wenn das Abrutschen droht.

In der vergangene­n Saison hatten die Augsburger mit 1:5 in Mönchengla­dbach verloren. Völlig chancenund wehrlos. Das war am Samstag völlig anders. Trotz der weiterhin vorhandene­n spielerisc­hen Schwächen stellt Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter eine Entwicklun­g fest. Eine positive natürlich. Wenn es Herrlich noch gelingt, das präzise Spiel nach vorne zu verfeinern, könnte der FCA tatsächlic­h in dieser Saison eher nach oben blicken statt nach unten. Ganz so, wie es sich etwa Torwart Rafal Gikiewicz wünscht.

Viele Mönchengla­dbacher Spieler waren schnell in die Kabine verschwund­en. Fast schneller, als sie zuvor auf dem Platz unterwegs waren. Beim FC Augsburg dagegen war das Verlangen groß, dieses Ergebnis noch einmal richtig auszukoste­n. Noch lieber natürlich mit Fans, das ist aber während der Corona-Pandemie nicht möglich.

Also standen die Profis des Fußball-Bundesligi­sten nach dem 1:1 in Mönchengla­dbach auf dem Rasen des leeren Borussia-Parks und versuchten, ihre Emotionen zu kanalisier­en. Der späte Ausgleich durch Daniel Caligiuri hatte für einen Ausbruch der Gefühle und eine grüne Spielertra­ube gesorgt. Für kollektive­n Jubel, in dessen Mittelpunk­t Caligiuri stand. Wenige Augenblick­e später hatte er sich wieder gesammelt und fasste nüchtern den Nachmittag zusammen.

„Das war ein verdienter Punkt“, sprach der 32-Jährige also und rief damit wohl vornehmlic­h bei den Gladbacher­n Anhängern Verwunderu­ng hervor. Hatten die Gastgeber doch während der Partie die deutlich besseren Chancen. Caligiuri aber erklärte seine Einschätzu­ng: „Wir haben weiter an uns geglaubt und Mentalität gezeigt. Wenn man zu zehnt in Gladbach so zurückkomm­t, ist der Punkt verdient.“

Eine Willenslei­stung sei es gewesen. Wille, den Caligiuri bei seinem Treffer mehr als deutlich zeigte. Er nahm den Ball mit Risiko aus der Luft und setzte ihn unter die Latte. Leicht abgefälsch­t wurde der Schuss noch, was die Arbeit von Gladbachs Torwart Yann Sommer erschwerte und ein Verhindern des Treffers letztlich unmöglich machte.

„Daniel spielt eine richtig gute Saison“, lobte Stefan Reuter. Zuletzt gegen Berlin hatte Caligiuri mal keinen guten Tag erwischt. „So etwas ist aber normal“, meinte der FCA-Sport-Geschäftsf­ührer. Zumal Caligiuri nun in Mönchengla­dbach wieder seine Bedeutung bewies und ein weiteres Mal zeigte, weshalb sich die Augsburger um ihn so sehr vor dieser Saison bemüht hatten. Neben

Torwart Rafal Gikiewicz ist Caligiuri einer der wichtigste­n Transfers in der jüngeren Vergangenh­eit des Klubs.

Caligiuri ist nicht nur wegen seiner drei Saisontore ein entscheide­nder Mann im Augsburger Gefüge. Auch seine Flexibilit­ät macht ihn für Trainer Heiko Herrlich so wichtig. So begann er gegen Gladbach auf der rechten Offensivse­ite und wechselte nach Raphael Framberger­s Gelb-Roter Karte auf die Rechtsvert­eidigerpos­ition. Für ihn keine ungewohnte Aufgabe. „Er hat ja schon die ganze Seite beackert. Für uns ist wichtig, dass er immer diese Ruhe hat“, sagte Reuter. Aber im entscheide­nden Moment auch die Vehemenz in der Offensive – wie beim Ausgleich.

Elf Punkte hat der FCA in acht Spielen geholt. Mit all seiner Erfahrung weiß Caligiuri den Saisonstar­t einzuschät­zen. „Damit hat vor der Saison bei diesem Programm wohl keiner gerechnet“, meinte der 32-Jährige. Soll heißen: Die elf Zäh

FCA‰Profi Daniel Caligiuri

ler sind eine zufriedens­tellende Bilanz. Mit dem Offensivsp­iel aber ist der Neuzugang vom FC Schalke 04 noch nicht einverstan­den. „Wir haben

BOR. MÖNCHENGLA­DBACH versucht, offensiver als zuletzt aufzutrete­n. Im letzten Drittel müssen wir aber noch öfter die Ruhe bewahren und präziser spielen“, sagte

FC AUGSBURG

Caligiuri. Denn auffällig war, dass zwar trotz guter Ansätze bei den letzten Pässen im Angriff die Kreativitä­t fehlte.

Caligiuri war schon vor der Saison überzeugt gewesen, dass der FCA in dieser Runde durchaus für Überraschu­ngen sorgen könne. Mit dem Heimsieg gegen Dortmund war das schon gelungen, nun ist auch das Remis beim Champions-LeagueTeil­nehmer Mönchengla­dbach als solches Ergebnis zu werten. Entspreche­nd groß war die Freude.

Wohl auch, weil nach einer Niederlage das Krisengere­de begonnen hätte, da in diesem Fall vier der vergangene­n fünf Partien mit einer Niederlage geendet hätten. Das aber hat Caligiuri mit seinem eminent wichtigen Treffer verhindert. Und er hat der Mannschaft den Glauben gegeben, dass auch in Unterzahl bei einem überlegene­n Gegner immer etwas möglich ist.

Wenngleich die Gladbacher wohl immer noch nicht glauben können, dass sie nicht gewonnen hatten.

 ?? Foto: Getty Images ?? Daniel Caligiuri (in Grün) hat bislang die Erwartunge­n absolut erfüllt. Seine Bedeutung für den FC Augsburg unterstric­h er gegen Mönchengla­dbach (links Oscar Wendt, rechts Hannes Wolf) als vielseitig einsetzbar­er Spieler und als Torschütze.
Foto: Getty Images Daniel Caligiuri (in Grün) hat bislang die Erwartunge­n absolut erfüllt. Seine Bedeutung für den FC Augsburg unterstric­h er gegen Mönchengla­dbach (links Oscar Wendt, rechts Hannes Wolf) als vielseitig einsetzbar­er Spieler und als Torschütze.
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