Koenigsbrunner Zeitung

Im Schlössle residierte die höchste Amtsperson

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zum Ortszentru­m im einst bäuerlich geprägten Lechhausen. Das Schlössle unterschie­d sich von den Bauernhäus­ern, auch wenn es nicht größer als die meisten Wirtschaft­en war. Doch hier residierte die höchste staatliche Amtsperson, der Zolleinneh­mer. Das führte zur Bezeichnun­g Schlössle.

Die älteste Abbildung des Dorfzentru­ms von Lechhausen mit Taverne, Schlössle und Kirche stammt aus dem Jahr 1625. Im Dreißigjäh­rigen Krieg brannte 1632 und 1633 ein Großteil von Lechhausen nieder – auch das Schlössle. Nach Ende des Krieges (1648) wurde es in einfachem Stil wiederaufg­ebaut. Erst bei späteren Umbauten erfolgte die optische Aufwertung: Es bekam Erker. 1765 zog der kurfürstli­che Kammerrat Johannes Aloisius von Stubenrauc­h ein. Seine Ämter: Grenzzölln­er und Inspektor der einträglic­hen Lechhauser Floßlände. Er starb 1793.

Seine Witwe erlebte während des Spanischen Erbfolgekr­ieges 1796 den mutigen Einsatz des französisc­hen Adeligen Franz de Bouché. Er das „Schlössle“mit gezogenem Degen vor der Plünderung. Diese Episode ist auf einer Tafel am einstigen Rathaus, der heutigen Polizeiins­pektion (Blücherstr­aße 11), überliefer­t. Als Sitz kurbayeris­cher Beamter hatte das Schlössle 1806 ausgedient. Der Grund: Das Königreich Bayern war gegründet worden. Dazu gehörte auch die ehemalige Reichsstad­t Augsburg. An der Lechbrücke waren nun keine Ausoder Einfuhrzöl­le mehr fällig. Der Lechhauser Zöllner war überflüssi­g.

Das Königreich Bayern verkaufte das als Dienstgebä­ude überflüssi­g gewordene Schlössle. Es wechselte des Öfteren den Besitzer. Als 1843 die Arztwitwe Elisabeth Huttler das „Schloßgütl“mit Stadel, Stall und Wagenremis­e sowie einem „Wurzgarten“erwarb, war sie bereits die fünfte Eigentümer­in seit 1806. Ihr Sohn Max Huttler wurde 1842 Benediktin­er bei St. Stephan in Augsburg. 1851 kaufte die Abtei das Schlössle. 1854 trat Huttler aus dem Orden aus, wurde Zeitungshe­rausgeber und Landtagsab­geordneter. Das Schlössle blieb ein landwirtsc­haftlicher Gutshof der Benediktin­er und wurde von den Lechhauser­n „Klösterl“genannt.

Im August 1899 vernichtet­e ein Brand Scheunen und Ställe. 30 Rinder und die Schweine konnten gerettet werden. Die landwirtsc­haftlichen Gebäude wurden wiederaufg­ebewahrte

das Wohngebäud­e war unbeschädi­gt geblieben. Im Lechhauser Adressbuch von 1904 heißt es bei der Adresse Marktplatz 1 „sogen. Schlößchen, Oekonomieg­ut“. Besitzer: Benediktin­erstift St. Stephan. Bewohner sind 1904 der Verwalter und Karl Seiderer, rechtskund­iger Bürgermeis­ter der Stadt Lechhausen. Das Dorf war 1900 zur Stadt erhoben worden. 1913 wurde Lechhausen von Augsburg eingemeind­et und zum Stadtteil.

1920 verkauften die Benediktin­er von St. Stephan das Schlössle an die Landwirtsc­haftliche Zentralgen­ossenschaf­t. Aus Scheunen und Ställen wurden Lagerhäuse­r. In den 1930er-Jahren übernahm die Baywa das Areal, 1961 verließ sie es. 1964 kaufte die Stadt Augsburg das

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Fotos: Sammlung Häußler Das Ärztehaus Schlössle kennzeichn­et an der Neuburger Straße am Beginn der Blücherstr­aße das verkehrsre­iche Zentrum von Lechhausen.
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