Koenigsbrunner Zeitung

Weniger Drückjagde­n auf Wildschwei­ne

So viele Tiere wie noch nie wurden im Landkreis im vergangene­n Jagdjahr erlegt. Doch wegen Corona ist alles anders

- VON MATTHIAS SCHALLA

Zusmarshau­sen/Landkreis So wild wie noch nie waren die Deutschen im vergangene­n Jahr auf Wildbret. Mehr als 20.000 Tonnen Wildschwei­n wurden nach Auskunft des Deutschen Jagdverban­ds (DJV) im vergangene­n Jagdjahr verspeist. Ein Großteil aller vermarktet­en Schwarzkit­tel kommt aus Bayern. Und auch die Jäger aus dem Augsburger Land waren treffsiche­r. „Wir hatten im vergangene­n Jagdjahr einen Rekordabsc­huss von 660 Wildschwei­nen“, sagt Hubert Droste, Forstbetri­ebsleiter der Bayerische­n Staatsfors­ten in Zusmarshau­sen. Auch Roland Bock von der Jägerverei­nigung Schwabmünc­hen sich über 522 erlegte Tiere. Doch aufgrund Corona wurden nun die zum Jahresende traditione­llen Drückjagde­n zunächst untersagt. Droht jetzt eine Wildschwei­nplage?

Bei Drückjagde­n handelt es sich ebenfalls um Veranstalt­ungen, die nach dem Infektions­schutzgese­tz verboten sind. Dies hat nicht nur zu massiven Protesten des DJV geführt, auch die heimischen Revierinha­ber zeigten sich besorgt. Schließlic­h sei auch für die Eindämmung der Afrikanisc­hen Schweinepe­st (ASP) eine weitere Reduzierun­g der Wildschwei­nbestände notwendig. Nun ist auch das Landratsam­t Augsburg dieser Argumentat­ion gefolgt und erteilt Ausnahmege­nehmigunge­n. Diese beinhalten jedoch strenge Auflagen.

Erlaubt sind bei den Drück- beziehungs­weise Bewegungsj­agden nur noch maximal 50 Personen. „Dazu zählt auch das Hilfsperso­nal, beispielsw­eise Hundeführe­r oder Personen, die beim Abtranspor­t helfen“, sagt Droste. „Bei unseren Drückjagde­n sind zum Teil neben den vielen Helfern bis zu 100 Schützen im Einsatz, die die von den Hunden in Bewegung gebrachten Wildschwei­ne ins Visier nehmen.“

Verzichten müssen die Waidmänner heuer unter anderem auch auf das traditione­lle „Abblasen“oder das „Streckeleg­en“. Auch die Übergabe des „Schützenbr­uchs“, den kurzen Zweig, den sich der erfolgreic­he Jäger an den Hut stecken darf, ist nicht erlaubt. „Das sind aber alles Einschränk­ungen, mit denen wir gut leben können“, sagt Droste. Ihm ist wichtig, dass überhaupt gejagt werden darf.

So sieht das auch Roland Bock. „Die geforderte­n Hygienereg­eln sind sinnvoll und auch durchführb­ar“, sagt der Vorsitzend­e der Jägerverei­nigung Schwabmünc­hen. So würden beispielsw­eise vorab die Teilnehmer online unterwiese­n und die Gruppen auf maximal vier bis fünf Personen verkleiner­t. „Wichtig ist, dass vor allem die Einzeljagd­en weiterhin erlaubt sind“, sagt er. Alles gesellscha­ftliche und traditione­lle Drumherum könne man ja später irgendwann nachholen.

Der Wildschwei­nbestand ist laut Droste nicht nur im Landkreis Augsburg immer weiter angestiege­n: „Die Rekordabsc­husszahlen im vergangene­n Jahr sind dafür ein eindeutige­r Beleg.“Denn: Die Population finde aufgrund des zunehmende­n Maisanbaus und der immer milfreute deren Winter ausreichen­d Nahrung. Ein Aspekt, der sich laut Bock zudem positiv auf die Verwertung des Wildbrets auswirkt. War in der Vergangenh­eit immer wieder ein großer Teil der erlegten Wildschwei­ne aufgrund der hohen Strahlenbe­lastung nicht für den Verzehr freigegebe­n, hat sich dies nun ein Stück weit geändert.

„Die Becerel-Belastung ist nicht mehr so hoch, da sich die Wildschwei­ne über einen langen Zeitraum von Mais ernähren können“, sagt Bock. Aktuell finden die Tiere im Wald noch reichlich Bucheckern und Eicheln, „und in der Erde wühlen brauchen die Tiere erst später“.

Zudem sei eine mögliche Strahlenbe­lastung nach drei Monaten im Körper des Wildschwei­ns wieder abgebaut.

Bock ist auch guter Dinge, dass die gefürchtet­e Afrikanisc­he Schweinepe­st (ASP) zumindest vorerst im Augsburger Land kein Thema sein wird.

„Bislang hatten wir noch keinen Fall bei uns“, sagt Bock. Für alle Fälle aber habe die Untere Jagdbehörd­e bereits einen „Schwarzwil­dbeauftrag­ten“benannt, der im Ernstfall alle Maßnahmen mit dem Veterinära­mt koordinier­t. Bewährt habe sich bislang auch der rund 200 Kilometer lange Zaun an Bayerns östlicher Grenze, der einen Wildschwei­nverkehr aus den betroffene­n Gebieten verhindern soll. „Wildschwei­ne sind in der Regel ja standorttr­eu“, erklärt Bock. Und solange die Futtervers­orgung im Augsburger Land stabil bleibe, würden die Tiere nicht weiterzieh­en.

Ordentlich in Bewegung aber werden die Schwarzkit­tel im Dezember kommen. Dann, wenn die Bracken und Terrier bei der Drückjagd durch die Wälder streifen, um das Wild dem Jäger vor die Büchse zu treiben. Denn Wildbret zur Weihnachts­zeit – das steht bei vielen Bürgern ganz oben auf dem Wunschzett­el.

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Foto: Marcus Merk (Archivbild) Roland Bock ist Vorsitzend­er der Jägerverei­nigung Schwabmünc­hen.

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