Koenigsbrunner Zeitung

Corona legt das Leben in den Stadtteile­n lahm

Seit dem Frühjahr müssen die Akteure in den Augsburger Stadtteile­n laufend Veranstalt­ungen absagen. Aktuell trifft es die Weihnachts­märkte, die bei den Menschen sehr beliebt sind

- VON ANDREA BAUMANN

Am vergangene­n Wochenende brachte die Freiwillig­e Feuerwehr im Zentrum Lechhausen­s die Weihnachts­beleuchtun­g an. Pünktlich zum 1. Advent sollen die leuchtende­n Sterne und zwei Christbäum­e vor dem Grünen Kranz und am Marienplat­z vorweihnac­htliche Stimmung verbreiten. Allzu festlich ist es Horst Hinterbran­dner allerdings nicht zumute. „Das Jahr war bescheiden“, sagt er. Als Vorsitzend­er der Lechhauser Arge, dem Zusammensc­hluss der Vereine, kann der CSU-Stadtrat die Stimmung in dem 36.000-Einwohner-Stadtteil gut einschätze­n. Viele liebgeword­ene Traditions­veranstalt­ungen wie etwa das Maibaumfes­t oder der Marktsonnt­ag als Besucherma­gnet fielen wegen Corona komplett aus. Andere – wie etwa die Kirchweih – fanden nur im kleinem Rahmen statt.

Dass die Entscheidu­ngen alle nachvollzi­ehbar waren, will Hinterbran­dner nicht in Frage stellen. „Wir wollen ja keine Supersprea­der-Ereignisse schaffen.“Aus diesem Grund hat die Aktionsgem­einschaft ihren Weihnachts­markt gestrichen, der seit vielen Jahren die Bürger anlockt und zusammenbr­ingt. Nicht nur die Besucher, auch den Organisato­ren wird etwas fehlen. „Die Vereine hadern mit der Situation“, sagt der Arge-Chef. Schließlic­h wirke sich die Pandemie sogar auf die Terminplan­ung fürs kommende Jahr aus. Die Kolpingsfa­milie etwa hat ihre beliebten Faschingss­itzungen bereits abgesagt. Monatelang­e Proben, um dann gar nicht oder bestenfall­s vor einem sehr überschaub­aren Publikum aufzutrete­n, will sich der Verein nicht antun.

Auch Hannelore Köppl blickt mit gemischten Gefühlen auf 2021. Die Chefin der Arge Oberhausen hofft, dass zumindest das Festival „Sommer am Kiez“stattfinde­n und der 30. Marktsonnt­ag Anfang Septembern­achgeholt werden kann. Doch vor dem Kirschblüt­enfest, das bereits Ende April terminiert wäre, sieht sie noch ein dickes Fragezeich­en. Das beliebte Ereignis würde bei einer Absage dann zum zweiten Mal in Folge ausfallen. Nicht nur persönlich findet sie die aktuelle Situation „deprimiere­nd“. Sie werde auch viel angesproch­en und angerufen. „Die Leute sind traurig und vermissen die Veranstalt­ungen.“

Den Oberhauser Akteuren geht es bei allen ihren Veranstalt­ungen auch darum, den häufig als Brennpunkt dargestell­ten Stadtteil von einer positiven Seite zu zeigen. Beispielsw­eise mit dem Adventsmar­kt, der an diesem Wochenende den Helmut-Haller-Platz vor dem Bahnhof in ein anderes Licht gerückt hätte. Jetzt können sich die Passanten zumindest an der Beleuchtun­g in der Ulmer Straße und am festlich geschmückt­en Weihnachts­baum erfreuen, der von einer Oberhauser Bürgerin spendiert und von der Freiwillig­en Feuerwehr aufgestell­t wurde. Damit wenigstens die Kinder nicht mit leeren Händen dastehen, setzt die Arge den Nikolaus am Samstagvor­mittag, 5. Dezember, in eine Kutsche. Mit dichtem Rauschebar­t als Mund-Nasen-Schutz und Handschuhe­n will Altstadtra­t Dieter Benkard von 10 bis 12 Uhr in den Straßen des Stadtteil Schoko-Nikoläuse verteilen. „Es darf doch nicht alles wegen Corona sterben“, sagt er bestimmt.

Ausfallen musste indes der stimmungsv­olle Weihnachts­markt der Unternehme­rgemeinsch­aft „Wir in Göggingen“(WIG) vor dem Kurhaus. „Alle Bemühungen, ihn durchzufüh­ren, seien an der aktuellen Entwicklun­g der Corona-Zahlen gescheiter­t, sagt Vorsitzend­er Dieter Kleber.“Die Gögginger Geschäfte werden aber trotzdem versuchen, weihnachtl­iches Flair ins Zentrum von Göggingen zu zaubern. Darüber hinaus plant die WIG, den Weihnachts­markt im kommenden Jahr mithilfe der Vereine zu vergrößern und noch attraktive­r zu gestalten.

Auch Joachim Wetzenbach­er von der Stadtteil-Arge hofft auf ein Wiederaufl­eben der Aktivitäte­n im nächsten Jahr. Das Vereinsleb­en stehe komplett still, sagt er traurig. Corona vereitelte im Spätwinter die Gögginger Skimeister­schaft. Dann fielen das Frühlingsf­est, die Maibaumfei­er, die Italienisc­he Nacht und noch so einiges mehr aus. „Den Menschen fehlt der Ausgleich, das führt auch ein Stück weit zur Vereinsamu­ng“, weiß Wetzenbach­er. Ältere, alleinsteh­ende Menschen treffe es besonders hart. „Aber auch ich merke, dass eine Vorstandss­itzung per Video nicht den zwischenme­nschlichen Kontakt ersetzen kann.“

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Foto: Klaus Rainer Krieger Zumindest die Weihnachts­beleuchtun­g, die am vergangene­n Wochenende von der Freiwillig­en Feuerwehr montiert wurde, soll in Lechhausen für ein wenig festliche Stimmung sorgen.
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Archivfoto: Peter Fastl Der Weihnachts­markt vor dem Göggin‰ ger Kurhaus muss in diesem Jahr entfal‰ len.
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