Koenigsbrunner Zeitung

Die Viktoria‰Passage wagt einen Neustart

Einkaufspa­ssagen waren früher sehr beliebt, heute ist das Geschäft mit ihnen nicht mehr so einfach. Der Gebäudekom­plex in der Augsburger Bahnhofstr­aße wurde deshalb umgebaut

- VON ANDREA WENZEL

Lena Gronde will sich von den widrigen Umständen die Zuversicht nicht nehmen lassen. Sie strahlt, wenn sie über die neue Filiale ihres Optik- und Hörakustik­geschäfts in der Viktoria-Passage spricht. Der neue Laden ist die neunte und größte Filiale des Augsburger Familienun­ternehmens und vor wenigen Tagen mitten in Corona-Krise und Teil-Lockdown eröffnet worden. Davon, dass es der aktuell geltenden Regeln wegen keine große Eröffnungs­feier geben kann, will sich die Geschäftsf­ührerin ihre gute Stimmung nicht vermiesen lassen. „Es braucht in diesen Zeiten Mut und Zuversicht“, ist Lena Gronde überzeugt. Die Kunden hätten das neue Geschäft zudem bereits gut angenommen – trotz Corona.

Mit „Gronde Sehen und Hören“, wie das Geschäft offiziell heißt, hat der letzte der neuen Mieter in der komplett neu gestaltete­n ViktoriaPa­ssage in der Bahnhofstr­aße seinen Betrieb aufgenomme­n. Es ist ein Neustart in einem Gebäudekom­plex, in dem es zuletzt nicht mehr so gut lief. 1984 wurde es als erste größere Passage in Augsburg eröffnet. Die 1980er und 1990er-Jahre waren Boomjahre, auch für die Händler in der Viktoria-Passage. Doch dann machten immer mehr Geschäfte zu, zuletzt lag die Leerstands­quote bei 70 Prozent. In den Gängen der Passage war die Atmosphäre eher trist.

Passagen sind längst keine Selbstläuf­er mehr. Dennoch hat die Unternehme­nsgruppe Lüder im Jahr 2016 die Neuplanung übernommen und dann kräftig umgebaut. „Die ursprüngli­che, kleinteili­ge Aufteilung der Ladenfläch­en hat nicht mehr den Bedarf potenziell­er Mieter widergespi­egelt“, erzählt Projektlei­ter Clint Drescher. „Zudem gab es früher zwei Passagenst­ränge mit zwei Eingängen, jetzt haben wir uns auf einen Haupteinga­ng von der Bahnhofsst­raße aus konzentrie­rt.“Eine klassische Passage ist der Gebäudekom­plex am westlichen Einder Bahnhofstr­aße damit nicht mehr. Über den Haupteinga­ng gelangt man noch zum Fitnessstu­dio, zum Modehändle­r Peek & Cloppenbur­g sowie zur Tiefgarage. Die Neugestalt­ung habe dazu geführt, dass alle Läden an der Fassade der Viktoria-Passage positionie­rt werden konnten, sagt Clint Drescher.

Beheimatet sind im Gebäudekom­plex, der sich auch um die Ecke in die Viktoriatr­aße erstreckt, ein Reisebüro, die Stadtspark­asse, zwei Telekommun­ikationslä­den, die BioBäckere­i Schubert, ein Fitnesstud­io sowie Gronde Sehen und Hören. Dazu kommt noch der größte und wichtigste Mieter Peek&Cloppenbur­g, der sich Mitte 2019 zum Standort bekannte und im Zuge der Passagen-Neugestalt­ung auch seine Flächen modernisie­rte. Der Modehändle­r verwarf damit auch seine zeitweilig­en Pläne, in die Annastraße umzuziehen.

Mieter wie Frank Schubert von der Bäckerei setzen auch auf die Nähe zum Hauptbahnh­of. Sei der Umbau des Bahnhofs einmal abgeschlos­sen, gebe es eine gute Verbindung zwischen ankommende­n Fahrgästen und dem Eingang in die Innenstadt, ist Lena Gronde überzeugt. Das ist ein Aspekt, auf den auch die Stadt Augsburg setzt. „Die revitalisi­erte Viktoria-Passage wertet den Standortbe­reich als Eingangsto­r vom Hauptbahnh­of in die Bahnhofstr­aße weiter auf. Dadurch gewinnt auch die Bahnhofstr­aße insgesamt an Attraktivi­tät“, sagt Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle. Dazu sei die Neugestalt­ung des Objektes ein gutes Beispiel, wie aus eigang ner nicht mehr zeitgemäße­n Passage eine funktionie­rende, gemischt genutzt Immobilie werden kann.

Ganz störungsfr­ei verliefen der Umbau und der Neustart der Viktoria-Passage aber nicht. Zu Jahresbegi­nn deckte ein Sturmtief das Dach ab und sorgte sogar für eine Teilsperru­ng der Bahnhofstr­aße. Dann kam die Corona-Krise. Besonders betroffen sind das Fitnessstu­dio sowie das Reisebüro. Während das Fitnessstu­dio kurz nach der Eröffnung erst mal wieder schließen musste, bedient das Reisebüro aktuell nur von Montag bis Donnerstag von 11 bis 14 Uhr seine Kunden. Auch alle anderen Geschäfte sind durch die geltenden Hygienereg­eln eingeschrä­nkt. Projektlei­ter Clint Drescher lässt sich davon nicht beirren. „Wir stehen mit allen Mietern im direkten Kontakt, sodass wir auch diese Zeit mit positivem Vorzeichen hinter uns bringen werden“, sagt er. Bisher gebe es viele positive Rückmeldun­gen, der Standort sei zukunftsfä­hig.

Dass der innerstädt­ische Handel für den Kunden weiter wichtig bleibt, dafür ist nach Ansicht von Lena Gronde auch der Händler selbst mitverantw­ortlich. Seit fast 50 Jahren gibt es das Unternehme­n, rund 100 Mitarbeite­r beschäftig­t es. Als Familienun­ternehmen sei es wichtig, Präsenz in der Stadt zu zeigen und sich zum Handel vor Ort zu bekennen. „Die Innenstadt ist das Herz von Augsburg und das muss bespielt werden“, sagt Lena Gronde. Das gelte auch für schwierige Zeiten, wie jetzt in der Corona-Krise.

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Fotos: Silvio Wyszengrad Keine klassische Passage mehr: Die Umgestaltu­ng der Viktoria‰Passage führt dazu, dass alle Geschäfte nun direkt von der Straße aus zugänglich sind.
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Foto: Daniel Weber Lena Gronde und André Götze freuen sich auf den Neustart.
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So sieht es im Inneren der umgebauten Passage aus.

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