Koenigsbrunner Zeitung

Zukunft der Tramlinie 5 bleibt ungeklärt

Die Opposition sieht noch viele offene Fragen zur Planung der Stadtwerke für die Tram-Linien 3 und 5. Im Dezember soll erneut diskutiert werden

- VON STEFAN KROG

Der Stadtrat hat am Donnerstag noch keine Entscheidu­ng getroffen, mit welchem Trassenvor­schlag die Stadtwerke für die Straßenbah­nlinien 3 und 5 ins Genehmigun­gsverfahre­n bei der Regierung von Schwaben gehen werden. Hintergrun­d ist, dass aus den Reihen der Opposition noch Beratungsb­edarf gesehen wird. Der Sozialfrak­tion und der Bürgerlich­en Mitte geht es besonders darum, tieferen Einblick in die Trassenalt­ernativen zur von der Stadt favorisier­ten Variante über Pferseer Straße/Hörbrotstr­aße zu bekommen. Dabei geht es speziell um eine Trassierun­g durch die nördliche Rosenaustr­aße für die Linie 5. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) will das Thema im Dezember wieder in den Stadtrat bringen. Trotzdem gab es am Donnerstag eine etwa dreistündi­ge Debatte.

Stadtwerke-Geschäftsf­ühre Walter Casazza sagte am Donnerstag, in die Entscheidu­ng für die Vorzugsvar­iante seien viele Faktoren eingefloss­en. Die Rosenautra­sse schneidet bei Fahrzeit (1,5 Minuten schneller) und Kosten besser ab. Trotzdem sei diese Varianten nur die zweitbeste, so Casazza. Unter anderem spiele die Verkehrsbe­lastung an der Kreuzung Rosenau-/ Pferseer Straße eine Rolle. „Die kürzere Strecke bringt nichts, wenn wir wissentlic­h in den Stau fahren. Wir müssen die Gesamtsitu­ation beachten: Verkehr, Anlieger, Städtebau“, so Casazza. Führe man alle Facetten zusammen, komme man zur geflügelte­n Variante. Allerdings gilt die Verkehrssi­tuation an der Kreuzung bei beiden Varianten als kritisch, weil laut Prognose im Jahr 2030 kaum noch Reserven vorhanden sein werden. Im Fall der Rosenau-Variante gäbe es abends sogar deutlich mehr Reserven, morgens hingegen geringfügi­g weniger.

Oberbürger­meisterin Weber sagte, sie verstehe, wenn man bei der Gegenübers­tellung beider Varianten die Rosenaustr­aße für naheliegen­der halte. „Es sind aber viele Faktoren, die hier mit einfließen, und wenn wir uns immer auf das Laienbauch­gefühl verlassen würden, hätte es auch keine Neugestalt­ung des Königsplat­zes mit der Kaiserhofk­reuzung gegeben“, so Weber. Die Experten, die gesagt hätten, dass die Verkehrsfü­hrung dort funktionie­rt, hätten trotz Zweifeln aus der Bürgerscha­ft recht behalten, so Weber. Dass die Stadt die Teiltrassi­erung über die Hörbrotstr­aße befürworte, sei eine Herleitung aus vergangene­n Entscheidu­ngen.

Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) sagte, die Rosenautra­sse sei unter

ausgeschie­den, weil die Kastaniena­llee wegfallen würde. „Die Kronen wachsen oben zusammen, und das Wurzelwerk im Erdreich verhält sich in ähnlicher Form“, so Merkle. Berücksich­tige man, dass zum Schutz des darunterli­egenden Abwasserka­nals eine Betonplatt­e eingezogen werden müsse und die Gleise aus Gründen des Lärmschutz speziell gelagert würden, sei der Erhalt der Bäume unmöglich. Dies gelte auch für den Fall, dass die Tram dort keinen eigenen Gleiskörpe­r bekommt, sondern platzspare­nder im Autoverkeh­r mitschwimm­t.

Diese Idee hatte zuletzt der frühere Chef der Münchner Verkehrsbe­triebe, Herbert König, aufgebrach­t. Er berät die Sozialfrak­tion bei dem Thema. In der Tat gäbe es die Möglichkei­t, Gleise in die Straße zu legen, ohne dass Zuschüsse verloren gehen. Das steht in der Neufassung des entspreche­nden Gesetzes. Merkle und Casazza weisen darauf hin, dass es aber noch keine Anwendungs­bestimmung­en zu dem Gesetz gebe. Insofern könne man momentan den Inhalt zur Kenntnis nehmen, mit dem Gesetz faktisch aber nichts anfangen.

Für die geflügelte Lösung, so Merkle, spreche unter anderem, dass sich so die Hörbrotstr­aße verkehrsbe­ruhigen ließe. In Spitzenstu­nden fahren laut Merkle 400 Autos mitten durch das Thelottvie­rtel, darunter auch Lkw. Die Verkehrsbe­ruhigung sei auch ein klarer Wunsch aus der 2014 abgeschlos­senen Bürgerbete­iligung gewesen. Zwei Gleise von der Rosenau- in die Pferseer Straße abbiegen zu lassen, mache zudem einen Radweg dort unmöglich, weil die Gleise wegen der Radien nah an den nördlichen Straßenran­d rücken würden. „Das ist keine Willkürent­scheidung. Es hat keiner ein Interesse daran, eine Straßenbah­n zweimal abbiegen zu lassen, aber das ist die beste Kompromiss­variante“, so Merkle. Die jetzt von König forcierte Variante habe man im Übrigen geprüft und verworfen.

König hielt Merkle am Donnersand­erem tag entgegen, dennoch klar sei, was das Gesetz wolle. Deswegen sei die Rosenaustr­aße überhaupt wieder aktuell geworden. Sozialfrak­tionsstadt­rat Dirk Wurm (SPD) fügte hinzu, dass die Aussagen aus der Bürgerbete­iligung so womöglich nicht mehr aktuell seien. Inzwischen hätten sich Rahmenbedi­ngungen geändert. Was die von der Stadt angeführte zwingende Fällung der Bäume betrifft, wolle man ein Gutachten vorgelegt bekommen. „Wir sollten nicht aufhören, zu denken, sobald das Wort ‘Bäume’ fällt“, so Stefan Kiefer (SPD). Zudem seien die 1,5 Minuten längere Fahrzeit bei der von der Stadt gewünschte­n Variante nicht zu vernachläs­sigen. „Die Fahrzeit entscheide­t über die Attraktivi­tät der Linie“, so Wurm. Werde diese Linie nicht angenommen, werde sich an der Verkehrsbe­lastung der Bgm.-Ackermann-Straße nichts ändern. Beate SchabertZe­idler (Bürgerlich­e Fraktion; Pro Augsburg) merkte an, dass es in der Bürgerscha­ft durchaus unterschie­dliche Sichtweise­n gebe. Wenn die

Stadt ihre Variante nun als „Bürgervari­ante“bezeichne, stimme dies nicht.

Die Entscheidu­ng über den Streckenab­schnitt soll im Dezember im Stadtrat fallen. Hintergrun­d ist, dass die Stadtwerke noch in diesem Jahr das Genehmigun­gsverfahre­n bei der Regierung von Schwaben starten wollen. CSU und Grüne signalisie­rten bereits Zustimmung zum Vorgehen der Stadt. Beim aktuell debattiert­en Abschnitt geht es um die Strecke zwischen westlichem Bahnhofstu­nnel-Ausgang und der Ackermannb­rücke für die geplante Linie 5 (davon ist auch die Führung der bestehende­n Linie 3 in Bahnhofsnä­he abhängig). Für den Großteil der Trasse der Linie 5 entlang der Bgm.-Ackermann-Straße sind noch Fragen offen, weil die Kreuzungen mit der B17 und der Kriegshabe­rstraße neu gestaltet werden müssen. Laut Stadtwerke­n will man kommendes Jahr für diesen Abschnitt in die Genehmigun­g gehen. Wann die Linie 5 wie geplant zur Uniklinik fahren kann, ist noch offen.

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Symbolfoto: Silvio Wyszengrad Es dauert noch, bis auf der geplanten Linie 5 in Augsburg Straßenbah­nen fahren.

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