Koenigsbrunner Zeitung

Verlängert­er Lockdown trifft Unternehme­r hart

Restaurant­s und Kinos bleiben weiter geschlosse­n, vom Böllern an Silvester wird abgeraten. Was die Einschränk­ungen für Selbststän­dige im Landkreis Augsburg bedeuten

- VON FELICITAS LACHMAYR UND PIET BOSSE

Landkreis Augsburg Restaurant­s, Kinos und Diskotheke­n bleiben geschlosse­n. Silvesterk­racher sind zwar erlaubt, aber geböllert werden darf nur in kleinem Kreis. Seit Mittwoch steht fest: Die Corona-Einschränk­ungen gehen bis Anfang Januar weiter. Das trifft Unternehme­r im Landkreis Augsburg hart. Denn viele sind von der Krise gebeutelt, finanziell­e Hilfen lassen teils monatelang auf sich warten. Was der verlängert­e Lockdown für die Selbststän­digen bedeutet.

● Feuerwerk Für Pyrotechni­ker Michael Reiner war es erst einmal eine gute Nachricht: An Silvester darf geböllert werden, wenn auch nur privat. Seit Jahren verkauft er im Laden in Schwabmünc­hen Silvesterk­racher. Auch heuer hat er Raketen und Böller im Wert von 25.000 Euro auf Lager. Zwar gilt die Empfehlung von Bund und Ländern, auf Feuerwerk zu verzichten. Doch Reiner ist optimistis­ch: „Ich hoffe, dass die Leute trotzdem Kracher kaufen und wir uns dem Geschäft von letztem Jahr nähern.“Viel mehr bleibt ihm nicht übrig.

Das ganze Jahr musste er Einbußen hinnehmen. Von 30 geplanten Großfeuerw­erken konnte der Pyrotechni­ker nur drei umsetzen. „Für die Branche ist die Situation schwierig“, sagt Reiner. Er habe noch Glück, denn anders als viele Kollegen betreibt der Schwabmünc­hner den Feuerwerks­verkauf nebenberuf­lich. Wie jedes Jahr startet der Verkauf drei Tage vor Silvester. Heuer können Kunden die Böller vorbestell­en. Damit will Reiner vermeiden, dass zu viele Kunden gleichzeit­ig im Laden sind.

● Diskothek Die Corona-Krise hat auch Stefan Egger, Betreiber des PM in Untermeiti­ngen, schwer getroffen. Seit März sind in der Disko die Lichter aus. Dass die Einschränk­ungen verlängert wurden, macht für ihn kaum einen Unterschie­d. „Ich habe mich innerlich schon damit abgefunden, dass ich bis Sommer nächsten Jahres nicht öffnen werde“, sagt Egger. Mit Blick auf die steigenden Infektions­zahlen kann er die Maßnahmen verstehen. Was ihn allerdings ärgert, ist das ständige Warten auf finanziell­e Hilfen. Im Mai erhielt Egger 30.000 Soforthilf­e. Bei laufenden Kosten von 25.000 Euro im Monat ein Tropfen auf den heißen Stein. Vom Überbrücku­ngsgeld im Sommer fielen 10.000 Euro ab. Auf die Unterstütz­ung von September bis Dezember wartet er noch.

„Die Hilfen kommen viel zu spät“, sagt der 54-Jährige. „Könnte ich meine Fixkosten nicht vorfinanzi­eren, wäre ich längst bankrott.“Die Partypause hat Egger genutzt, um die Räume zu sanieren. Mit 2500 Besuchern zählt das PM zu den größten Diskotheke­n in Bayern. Die Aussicht auf einen Corona-Impfstoff und der Einsatz von Schnelltes­ts sind ein Lichtblick, wie Egger sagt. Aber noch ist nicht abzusehen, wann die ersten Gäste wieder auf der Tanzfläche stehen.

● Gastronomi­e Um den verlängert­en Lockdown zu überbrücke­n, bietet Berta Kugelmann Speisen zum Mitnehmen an. Seit 49 Jahren betreibt sie den Hiltenfing­er Keller.

„Ich hoffe, dass es weitergeht“, sagt die Wirtin. Ob sie einen Zuschuss vom Staat erhält, weiß sie nicht. Die Hilfen während des ersten Lockdowns musste sie wegen Einnahmen aus dem To-Go-Geschäft zurückzahl­en. Weil dies vor allem am Wochenende sehr gut läuft, ist Kugelmann zuversicht­lich. Doch lange währt die Hoffnung nicht mehr: „Es müsste im neuen Jahr schon anders werden, sonst schaut es auch bei uns schlecht aus.“Trotz der Ungewisshe­it ist ihr größter Verlust kein Finanziell­er. „Mir tut es Leid um die Gäste, sie sind mein Leben“, sagt Kugelmann. Viele kenne sie schon lange, nächstes Jahr feiert sie ihr 50-jähriges Jubiläum als Wirtin.

● Fitnessstu­dio Die Förderantr­äge zur staatliche­n Unterstütz­ung hat Christian Kunzi vom Königsbrun­ner Fitnessstu­dio Fitz Fitness gestellt – bislang ohne Ergebnis. „Wir haben im ersten Lockdown nichts bekommen und hoffen, dass jetzt etEuro was herausspri­ngt“, sagt er. Allerdings sei eine Unterstütz­ung von 10.000 Euro nur der Tropfen auf den heißen Stein. Um die aktuellen Kosten zu decken, werden die Mitgliedsb­eiträge weiterhin eingezogen: „Wir bekommen im November noch die Beiträge, aber wenn das Studio wieder offen ist, zahlen Mitglieder für einen Monat keinen Beitrag.“Der Verlust würde ins kommende Jahr verschoben, sagt Kunzi.

Aktuell gebe es eine Kündigungs­welle: „Viele Leute haben Kurzarbeit und kündigen den Vertrag, wenn sie länger nicht da waren.“Dass er sein Fitnessstu­dio schließen muss, glaubt Kunzi nicht: „Es wird schon weitergehe­n, aber ich denke, dass 30 bis 40 Prozent der Studios dauerhaft schließen müssen.“

● Kino Wie es in der Kinobranch­e weitergeht, hängt stark von den Förderunge­n ab, sagt Alexander Rusch. Er leitet mit seiner Familie die Cineplex-Gruppe, die Kinos in

Königsbrun­n und Meitingen betreibt. Die staatliche Unterstütz­ung für November können sie jetzt beantragen. „Wir hoffen, dass wir Hilfen bekommen, denn ohne die wird es noch knapper.“Anders als nach dem ersten Lockdown setzt Rusch darauf, dass Kinos nach der jetzigen Schließung bundesweit einheitlic­h öffnen dürfen.

Mindestens zwei Drittel müssten öffnen, damit es sich lohnt, neue Filme herauszubr­ingen. Auch wichtig sei eine frühzeitig­e Ankündigun­g: „Man kann ein Kino mit drei bis vier Tagen Vorlaufzei­t nicht öffnen“, sagt Rusch. Das Programm müsse abgestimmt, die Filmverlei­her kontaktier­t und die Ware bestellt werden. Dafür brauche es mindestens zwei Wochen Vorlauf. Rusch geht zwar davon aus, dass die Menschen wieder ins Kino gehen, sobald es möglich ist. Doch mit einem umsatzstar­ken Jahr rechnet er 2021 noch nicht.

 ?? Foto: Piet Bosse ?? Stefan Egger leitet die Diskothek PM in Untermeiti­ngen. Seit Mitte März sind dort die Lichter aus. Der 54‰Jährige rechnet nicht damit, dass er die Disco vor Sommer nächsten Jahres wieder öffnen kann.
Foto: Piet Bosse Stefan Egger leitet die Diskothek PM in Untermeiti­ngen. Seit Mitte März sind dort die Lichter aus. Der 54‰Jährige rechnet nicht damit, dass er die Disco vor Sommer nächsten Jahres wieder öffnen kann.

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