Warum die Wertachkliniken Verlust machen
Für 2019 stehen rote Zahlen in der Bilanz. Der Vorstand sieht eine beunruhigende Trendwende
Bobingen/Schwabmünchen Ungewöhnliches hatte der Vorstand der Wertachkliniken, Martin Gösele, zu berichten. Nachdem die Häuser in Bobingen und Schwabmünchen in den vergangenen Jahren durchweg schwarze Zahlen geschrieben haben, leuchtet das Ergebnis von 2019 in Rot. In der Abschlussbilanz weist der Klinikverbund einen Verlust von rund 100 000 Euro aus.
Das sei zwar nicht dramatisch, vor allem nach den Überschüssen der letzten Jahre, erklärte Gösele. Doch es zeige sich darin eine Trendwende. Denn die Bedingungen gerade für kleinere Krankenhäuser seien schwieriger geworden. Erstmals seit vielen Jahren wären in Bobingen und Schwabmünchen die Patientenzahlen zurückgegangen. Die Gründe hierfür lägen auch an der verschärften Wettbewerbssituation.
Denn mit dem Uniklinikum sei eine starke Konkurrenz entstanden, die viele Patienten abziehe. Doch auch Entscheidungen aus der Politik zum Gesundheitssystem hätten Spuren hinterlassen. Insgesamt sei die Lage, gerade für kleinere Häuser, schwieriger geworden. Ein weiterer Punkt für geringere Patientenzahlen sei laut Gösele, dass die ambulante Behandlung ausgeweitet wurde und somit weniger stationäre Krankenhausaufenthalte
angefallen wären. Abgemildert werde die finanzielle Situation nur dadurch, dass zwar weniger Patienten in den Kliniken behandelt wurden, diese aber unter schwereren Erkrankungen gelitten haben. Dadurch seien die sogenannten „Fallzahlen“zwar gesunken, aber durch die längeren Aufenthalte der Patienten und die aufwendigeren Behandlungen seien die Einbußen aus wirtschaftlicher Sicht nicht so gravierend.
Eigentlich waren die Prognosen für 2019 wesentlich düsterer. Man hatte, mit Blick auf politische Veränderungen und sinkende Unterstützung für kleinere Krankenhäuser, mit einem weit größeren Defizit gerechnet. Schätzungen aus den Jahren 2017 und 2018 gingen von einem Minus von bis zu 1,67 Millionen Euro aus. So gesehen könne man noch ganz zufrieden sein. Stelle das Ergebnis, vor allem verrechnet mit den Vorjahren, doch nur einen „Wimpernschlag“, gemessen am Gesamtumsatz, dar.
Beim Ausblick auf das Geschäftsjahr 2020 erwartet Martin Gösele allerdings weiterhin sinkende Erträge. Vor allem der Blick auf die Corona-Lage bereite ihm Kopfzerbrechen. „Covid-19 sorgt zwar für volle Intensivstationen und eine hohe Auslastung beim Pflegepersonal, doch die Anzahl der behandelten
Patienten sinkt dadurch stark.“Durch das Verschieben von planbaren Operationen würden einfach weniger Patienten kommen. Zusätzlich müsse man Kapazitäten vorhalten, um auf die jeweilige Lage angemessen und flexibel reagieren zu können.
In diesem Zusammenhang wies der Klinikvorstand darauf hin, dass die zweite Corona-Welle wesentlich ernsthaftere Auswirkungen als die erste im Frühjahr habe. „Während zu Beginn des Jahres insgesamt nur 30 Intensivpatienten aufgrund einer Corona-Infektion behandelt wurden, sind die Kliniken momentan mit ungefähr 30 Patienten täglich konfrontiert“, so Gösele. Obwohl die Anteilnahme an der Belastung des Pflegepersonals aus Politik und Bevölkerung im Frühjahr wesentlich stärker gewesen sei, sei das Pflegeaufkommen jetzt um ein Vielfaches höher. Das werde sich auch auf das Ergebnis der Kliniken auswirken. Eine genauere Einschätzung sei im Moment aber noch schwierig.