Koenigsbrunner Zeitung

Stadt verzehnfac­ht Hundesteue­r für einige Rassen

Wer in Zukunft in Königsbrun­n Tiere mit erhöhtem Aggression­spotenzial halten will, muss deutlich mehr bezahlen. Zunächst gibt es aber noch eine Ausnahmere­gelung

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Der Königsbrun­ner Stadtrat hat in seiner aktuellen Sitzung die Hundesteue­r in der Stadt neu geregelt. Für den Großteil der Vierbeine wird wie bisher jährlich eine Abgabe von 50 Euro fällig. Eine Änderung gibt es allerdings bei Tieren mit erhöhtem Aggression­spotenzial, die zu den sogenannte­n „Listenhund­en der Kategorie 2“gehören: Darunter fallen zum Beispiel Rassen wie Rottweiler, Bullterrie­r oder Bordeaux-Dogge. Für diese Tiere beträgt die Steuer künftig 500 Euro pro Jahr. Für die 16 Tiere aus dieser Kategorie, die bislang bereits in Königsbrun­n gehalten werden, gilt allerdings noch der alte Steuersatz. Die Erhöhung greift erst für Neuanschaf­fungen.

Betroffen von der Erhöhung sind die Tiere auch, wenn sie den erforderli­chen Wesenstest bestanden und ein sogenannte­s Negativzeu­gnis erhalten haben. Ein Hund, für den dieser Nachweis erbracht wurde, wird rechtlich nicht mehr als Kampfhund behandelt. Für die Tiere trotzdem den erhöhten Steuersatz zu verlangen sei nach einer höchstrich­terlichen Entscheidu­ng rechtlich korrekt, sagte Thomas Helmschrot­t, der geschäftsf­ührende Beamte im Rathaus. Im Vergleich zu anderen Kommunen bewege man sich mit den 500 Euro noch im niedrigen Bereich. Die Stadt Augsburg verlange für diese Gruppe von Hunden 840 Euro Steuer.

Derzeit nimmt die Stadt aus der Abgabe etwa 79.000 Euro ein. Das Geld sei aber nicht als Beitrag zur Beseitigun­g der Hundehäufc­hen zu verstehen, sagte Bürgermeis­ter Franz Feigl. Besteuert werde die erhöhte finanziell­e Leistungsf­ähigkeit der Besitzer, die sich durch den Besitz eines Hundes ausdrückt. Bei allen Erhöhungen stelle sich aber auch immer die Frage, wie viele Menschen sich der Abgabe dann entziehen, indem sie ihr Tier nicht anmelden. Für die Erhöhung sprachen sich die Redner von CSU und Grünen aus. Zweiter Bürgermeis­ter Maximilian Wellner sagte, ihm wäre es am liebsten, wenn „kein einziger Kampfhund“in Königsbrun­n gehalten würde. In seiner Polizeilau­fbahn habe er oft erlebt, wie problemati­sch Zusammentr­effen mit solchen Hunden werden können, auch wenn diese den Charaktert­est bestanden hätten. Als Hundebesit­zer finde er es einerseits angenehm, dass für die anderen Rassen die Steuer nicht erhöht werde. Anderersei­ts habe die Stadt auch einen enormen Aufwand mit der Bestückung und Leerung der Hundetoile­tten.

Claudia Deeney (Grüne) erinnerte an den Fall eines Rottweiler­s, der unprovozie­rt einen Malteser-Welpen totgebisse­n hatte. Bei Spaziergän­gen mit ihrem Hund habe sie ebenfalls immer wieder aggressive­s Verhalten bei den Tieren erlebt. Ihre Fraktionsk­ollegin Doris Lurz erkundigte sich, ob man den erhöhten Steuersatz nicht auch auf bereits in der Stadt lebende Hunde ausdehnen könne. Darauf habe man im Entwurf aus Tierschutz­gründen verzichtet, sagte Thomas Helmschrot­t: „Es soll kein Hundebesit­zer aus finanziell­en Gründen gezwungen sein, sein Tier abgeben oder gar aussetzen zu müssen.“

Gegen die Erhöhung der Hundesteue­r sprach sich die SPD-Fraktion im Stadtrat aus. Aus seiner Erfahrung im Tierschutz wisse er, wie schwierig es sei, Hunde der betroffene­n Rassen neu zu vermitteln, wenn ihr bisheriger Besitzer sie abgeben müsse, sagte Nicolai Abt. Für die Tiere bleibe oft nur das Tierheim. Die erhöhte Steuer schaffe auch noch finanziell­e Hürden. Zudem habe sich mit der Einführung der Listen der potenziell aggressive­n Tiere eine weitere Strategie entwickelt, um die höhere Steuer zu umgehen: „Die Zahl der als BoxerMisch­linge angemeldet­en Hunde ist explodiert.“

Florian Kubsch bezeichnet­e die Steuererhö­hung als Symbolpoli­tik, die mehr auf diffusen Ängsten als auf der Sachlage beruhe. „Auch Schäferhun­de können große Schäden anrichten, wenn die Besitzer es wollen. Die fallen aber nicht in diese Kategorie. Der Mensch mache den Hund und ein hoher Kontostand sage nichts über die Vernunft des Besitzers aus.“

Letztlich wurde die Neuregelun­g mit dem erhöhten Satz für die als aggressiv geltenden Hunderasse­n mit 23:7 Stimmen beschlosse­n. Die Gegenstimm­en kam von SPD, FDP, BbK und einem Mitglied der Fraktion der Freien Wähler.

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Foto: Franziska Kraufmann, dpa (Symbolbild) Wer in Königsbrun­n einen Rottweiler halten will, muss im Jahr 500 Euro Hundesteue­r bezahlen.

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