Koenigsbrunner Zeitung

„Kollegen und Freunde fehlen mir“

Fragebogen (8): Heute antwortet Christofer Kochs

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Wie ist Ihre derzeitige Gemütsverf­assung?

Christofer Kochs: Um ganz ehrlich zu sein, ist die Gemütslage gestreift. Den ersten Lockdown habe ich sportlich genommen, obwohl die Einschnitt­e mich wie den Kultursekt­or stark getroffen haben. Momentan betrachte ich mit gewisser Sorge die Entwicklun­gen, da ich viele Freunde in der freien Theater-, Kunst- und Kulturszen­e habe. So richtig ich die Einschränk­ungen finde, so sehr befürchte ich einen Kahlschlag im kulturelle­n Leben durch Schließung­en und Galerieauf­gaben.

Woran arbeiten Sie gerade?

Kochs: An einer neuen Werkreihe mit dem Titel „Die Rückseite der Wirklichke­it“. Es handelt sich dabei um Papierarbe­iten und Leinwandar­beiten. Natürlich wird in Zeiten einer Pandemie jeder Bildtitel im Kontext der aktuellen Lage gelesen. Dennoch handelt es sich nicht um einen „Corona“-Titel. Es spiegelt vielmehr auch das wider, was durch die Pandemie noch sichtbarer wird: Alles Tun, alles Handeln besitzt ein Gegenüber, eine Rückseite. Die Pandemie ist wie ein Brennglas, das die Schwachste­llen in unserer Welt extrem verstärkt.

Welcher Verzicht schmerzt jetzt am stärksten?

Kochs: Natürlich fehlt mir der Kontakt mit Freunden, Kollegen und Galeristen. Ich habe dieses Jahr sechs Einzelauss­tellungen absagen müssen und treffe somit kaum Kunden und Freunde. Das fehlt mir enorm, der Austausch, das Gespräch. Auch wenn mein Alltag im Atelier ja immer still und einsam ist und ich gut mit mir allein zurechtkom­me.

Was gibt Ihnen Hoffnung?

Kochs: Natürlich meine Familie! Und auch immer meine Arbeit! Das ist ein Privileg, dessen ich mir schon immer bewusst war. Ein Impfstoff, der wirkt, wäre natürlich auch schön, um wieder eine lebendige Kulturland­schaft erleben zu können. Das ist mehr als Freizeitun­terhaltung – das ist ein Teil unserer Identität, und daher unverzicht­bar!

Was wünschen Sie sich für 2021? Kochs: Für mich persönlich: Ein Jahr, das insgesamt leichter von der Hand geht, mit weniger Reibung, mehr Leichtigke­it. Allgemein natürlich die dauerhafte Eindämmung der Pandemie, und im besten Fall eine gesellscha­ftliche Erkenntnis, wie wir unsere gesellscha­ftlichen Werte neu ordnen müssten.

Ihr Lebensmott­o in der Corona-Krise? Kochs: Aktiv leben bedeutet, aufkommend­e Probleme zu bewältigen. Und wenn es satt kommt, empfehle ich die Salami-Taktik – also immer ein Problem nach dem anderen anzugehen und die Ruhe zu bewahren.

Noch eine kurze Empfehlung andere…

Kochs: Ich nutze die ruhigere Zeit und lese viel – aktuell alle Bücher von Joachim Meyerhoff. Gefällt mir sehr gut! Dafür ist gerade mehr Zeit da, und das genieße ich tatsächlic­h.

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Foto: Michael Hochgemuth Der Künstler Christofer Kochs lebt in Augsburg.

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