Getrübter Start ins Weihnachtsgeschäft
Mit dem ersten Adventssamstag beginnt normalerweise der Ansturm, die Stadt ist da voll. Doch wegen der Corona-Regeln stehen die Händler vor einem ungewissen Advent
Der erste Adventssamstag ist für den Handel traditionell der Start ins Weihnachtsgeschäft. Für viele beginnt dann die Hauptsaison mit guten Umsätzen. Bürger machen sich auf und besorgen in einer schön geschmückten Stadt Geschenke. Oft herrscht dichtes Gedränge. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Wegen Corona gelten strenge Hygienevorgaben wie die Maskenpflicht und Abstandsregelungen, die Kunden schon bislang vom Bummel durch die Stadt abgehalten haben. Jetzt kommt eine weitere Verschärfung hinzu. Ab Samstag dürfen Geschäfte mit mehr als 800 Quadratmetern nur noch einen Kunden pro 20 statt bisher zehn Quadratmetern einlassen. Die Zahl der bislang zugelassenen Kunden wird damit halbiert. Das hat Konsequenzen: Der Handel rechnet für die Adventszeit mit wieder steigenden Kundenzahlen. Kunden müssen davon ausgehen, dass sie wie im Frühjahr vor Geschäften Schlange stehen – auch vor der City-Galerie.
Besonders treffen wird dieses Dilemma neben Bau- und Supermärkten vor allem große Kaufhäuser sowie Einkaufscenter wie die City-Galerie. In der Ladenpassage dürfen sich fortan nur noch 1250 Personen plus Personal gleichzeitig aufhalten. Ein Problem, wie Center-Manager Axel Haug beschreibt, denn die City-Galerie kam schon vor der Verschärfung der Regeln insbesondere an den Wochenenden an ihre Grenzen und musste kurzzeitig schließen. „Wir müssen daher gerade mit dem bevorstehenden Weihnachtsgeschäft damit rechnen, dass dies nun auch unter der Woche zum Tragen kommt.“
Wer die City-Galerie besucht, muss darüber hinaus damit rechnen, dass er doppelt ansteht. Die Zulassungsbeschränkungen gelten nämlich zusätzlich für die dort angesiedelten Geschäfte. Zwar dürfen diese – sofern sie weniger als 800 Quadratmeter messen – gleich viele Kunden einlassen wie bisher, aber wie erwähnt rechnet man in der Adventszeit mit steigenden Frequenzen. Damit ist nicht ausgeschlossen, dass auch die bisher gültigen Beschränkungen schnell erreicht sind. Registriert wird die Anzahl der Kunden in der City-Galerie über eine Zählanlage. Ist die MaximalKundenzahl erreicht, wird die Passage geschlossen. An den Eingängen übernehmen die Aufgabe Ordner, am Parkhaus zeigt eine rote Ampel die Schließung an. Ähnlich wollen es im Übrigen auch Baumärkte regeln. Wie ein Sprecher von Bauhaus wissen lässt, wird ein Ampelsystem installiert, das anzeigt, wann die Maximalzahl an Kunden erreicht ist. Gegebenenfalls müsse vor Ort mit entsprechenden Maßnahmen reagiert werden. Das Unternehmen appelliert deshalb an Kunden, den Aufenthalt auf das zeitlich Nötigste zu reduzieren und die Einkäufe über die komplette Woche zu verteilen, um so eine Ballung an den Wochenenden zu vermeiden. Auch City-Galerie-Chef Haug empfiehlt einen Weihnachtseinkauf unter der Woche und am Vormittag.
Und wie gehen die kleineren Händler in der Innenstadt mit der Lage um? Sie sind zwar von den Verschärfungen der QuadratmeterRegel ausgenommen, rechnen aber ebenso mit steigendem Kundenaufkommen.
Das bringe auch die bisher gültigen Zulassungsbeschränkungen ins Wanken. Wartezeiten werden also auch hier nicht ausgeschlossen, so der Tenor. Manuela Rampserger, die in der Steingasse Tee Gschwendner betreibt, will daher in der Zeit vor Weihnachten auch vor dem Laden einen Verkauf anbieten. „Wir müssen es irgendwie schaffen, die Kunden ohne große Wartezeit zu bedienen“, erklärt sie. Wer bei kalten Temperaturen anstehen muss, werde weitergehen.
Das sehen auch Kollegen so und haben sich ebenfalls vorbereitet. Milana Reitmayer vom Ideenreich in der Altstadt hat 1000 Glückskekse bestellt, die sie an Kunden verteilen will, die womöglich kurz vor der Tür warten müssen. Auch über einen Heizpilz denkt sie nach. Ina Gantenbein von Kokett Dessous hält unterdessen an ihrem Lieferservice fest. Auch zur Ansicht kann man sich Ware bestellen. Auch das entzerre.
Keine Sorgen, dass ihre Läden zu voll werden könnten, machen sich dagegen viele Modehändler. „Wir haben so schlimme Frequenzprobleme, dass uns die Beschränkung von nur einem Kunden pro 20 Quadratmeter kaum betreffen“, sagt Marcus Vorwohlt vom Modehaus Rübsamen. Man wäre eher froh, würde man die trotz Verschärfung erlaubte Maximalzahl an Kunden überhaupt erreichen. „Die Umsatzeinbußen in diesem Lockdown light schlagen härter zu Buche als im Frühjahr“, sagt der Händler. Zwar habe man im Vergleich zum ersten Mal überhaupt Umsatz, aber dafür auch höhere laufende Kosten.
Auch in schwierigen Zeiten wolle er sich kreativ zeigen, sagt der Geschäftsmann. Auf Mode, die im Schaufenster gezeigt wird, wird verzichtet. Stattdessen sind jetzt acht neapolitanische Weihnachtskrippen zu sehen. „Wir wollen ein wenig weihnachtlichen Glanz in die Innenstadt bekommen“, sagt Vorwohlt. Denn natürlich sei es sehr bedauerlich, dass der Christkindlesmarkt wegen der Corona-Pandemie ausfallen müsse.
Dem Weihnachtsmarkthändler Werner Rödel hat Vorwohlt eine Fläche im Modehaus zur Verfügung gestellt. Bei den Verantwortlichen im Handel ist die Hoffnung, ein gutes Weihnachtsgeschäft könnte die Verluste aus dem Frühjahr teils kompensieren, getrübt. Aufgeben wollen sie aber nicht: „Wir tun alles, dass der Einkauf sicher ist und auch in dieser Zeit Spaß macht“, sagt Milana Reitmayer. Das sei man den Kunden schuldig und irgendwo auch sich selbst. „Das Weihnachtsgeschäft und das Zusammensein mit den Kunden in dieser Zeit sei immer etwas Besonderes“. Das wolle sie sich bewahren.